Erhöhte Geldproduktion, Inflation, sinkende Löhne: Manchmal wiederholt sich Geschichte, so scheint es. Bereits vor 400 Jahren führte die massive Ausweitung der Geldmenge im alten deutschen Reich zu einer Katastrophe, wie Steffen Leins, Doktorand der Universität Tübingen, in seinem Buch „Das Prager Münzkonsortium 1622/23“ zeigt. Einige wenige Profiteure wurden dabei sehr reich, die Bevölkerung verarmte und der Kaiser musste am Ende den Staatsbankrott erklären.
Steffen Leins war keineswegs auf der Suche nach Erklärungen für eine Finanzkrise, als er für sein Buch – entstanden aus seiner Magisterarbeit – recherchierte. Als Historiker interessierte ihn vielmehr der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) mit seinen Akteuren und Auswirkungen. „Ich habe mich mit Kriegs-Profiteuren wie Wallenstein und Fürst Liechtenstein beschäftigt“, erklärt er. Gerade zu letzterem sei bisher kaum geforscht worden. Bei der Durchforstung von Wiener Archivakten stieß Leins auch auf die Prager Bankiers Jakob Bassevi und Hans de Witte, deren Praktiken an heutige Spekulanten erinnern. So war de Witte ein Pionier sogenannter „Leerverkäufe“: Er versprach Kriegsgewinne aus Gebieten, die noch gar nicht besetzt waren. „Er hat dafür Wallensteins guten Namen benutzt und tatsächlich Abnehmer gefunden.“
Die zwei Bankiers stehen auch hinter dem Prager Münzkonsortium, das in der fatalen Währungskrise eine Hauptrolle spielte. Anfang 1622 drohte sich der Krieg von Böhmen aus auf das Reich und Mitteleuropa auszuweiten. Kaiser Ferdinand II. wusste, dass er viel Geld für die Finanzierung brauchen würde und verpachtete sein Münzrecht für mehrere Länder an das Konsortium. Die Silbermünze sollte mit Kupfer gestreckt werden, um seine Söldner zu bezahlen. Bassevi und de Witte schickten daraufhin ihre Silberhändler durch Zentraleuropa, die mit den manipulierten Münzen wertvolles altes Silber aufkauften. Mehr als hundert Tonnen wurden in böhmischen, mährischen und niederösterreichischen Münzstätten mit billigerem Kupfer eingeschmolzen und wieder in Umlauf gebracht. Das Konsortium machte Umsätze in Höhe mehrerer Staatshaushalte, die Bankiers schöpften große Gewinne ab.
Allerdings nur zum Teil für sich selbst: Als Jude und Calvinist waren sie gesellschaftlich wenig angesehen und brauchten die Rückendeckung einflussreicher katholischer Adliger wie Wallenstein und Fürst Liechtenstein. Die mächtigen Statthalter des Kaisers im unterworfenen Böhmen wussten die Inflation für sich zu nutzen. Sie enteigneten den einheimischen Adel und kauften dessen Land günstig auf. Die Bevölkerung merkte schnell, dass das neue Geld wenig Gegenwert besaß. Explodierende Preise für Nahrungsmittel und sinkende Löhne führten zu einer Hungersnot. Die Wirtschaftskrise zwang den Kaiser 1624 dazu den Staatsbankrott zu erklären und die Währung abzuwerten. Es hatte sich erwiesen, dass es gefährlich war, in einer Krise die Geldmenge auszuweiten.
Die Privatisierung „staatlicher“ Hoheitsrechte für den Profit einiger weniger – solche Strukturen erinnern durchaus an die Deregulierung der Finanzmärkte im 20. Jahrhundert. Die Finanzkrise sei zwar mit der damaligen Kriegssituation schwer vergleichbar, sagt Leins. Dennoch hätten ihn die „spannenden und auch tragischen“ Parallelen, die sich im Lauf seiner Forschung ergaben, überrascht. Entsprechend interessieren sich die Medien für sein Buch, das inzwischen mit drei Wissenschaftspreisen ausgezeichnet ist und sich gut verkauft. „Das Echo war vermutlich stärker, als man es normalerweise für ein Fachbuch erwarten darf“, schmunzelt der Doktorand. Für seine Dissertation hat er sich inzwischen einem weiteren Akteur des Dreißigjährigen Krieges zugewandt: Peter Melander, ein Calvinist aus einfachen Verhältnissen, arbeitete sich als Kriegsunternehmer hoch, wechselte die Seite und wurde zum Reichsgrafen und Oberbefehlshaber des katholischen Kaisers. „Auch hier beschäftigen mich wieder wirtschaftsgeschichtliche Fragen“, sagt Leins, „und insbesondere das Verhältnis von Privatisierung und staatlichem Gewaltmonopol.“
Antje Karbe
Our website uses cookies. Some of them are mandatory, while others allow us to improve your user experience on our website. The settings you have made can be edited at any time.
or
Essential
in2cookiemodal-selection
Required to save the user selection of the cookie settings.
3 months
be_lastLoginProvider
Required for the TYPO3 backend login to determine the time of the last login.
3 months
be_typo_user
This cookie tells the website whether a visitor is logged into the TYPO3 backend and has the rights to manage it.
Browser session
ROUTEID
These cookies are set to always direct the user to the same server.
Browser session
fe_typo_user
Enables frontend login.
Browser session
Videos
iframeswitch
Used to show all third-party contents.
3 months
yt-player-bandaid-host
Is used to display YouTube videos.
Persistent
yt-player-bandwidth
Is used to determine the optimal video quality based on the visitor's device and network settings.
Persistent
yt-remote-connected-devices
Saves the settings of the user's video player using embedded YouTube video.
Persistent
yt-remote-device-id
Saves the settings of the user's video player using embedded YouTube video.
Persistent
yt-player-headers-readable
Collects data about visitors' interaction with the site's video content - This data is used to make the site's video content more relevant to the visitor.
Persistent
yt-player-volume
Is used to save volume preferences for YouTube videos.
Persistent
yt-player-quality
Is used to save the quality settings for YouTube videos.
Persistent
yt-remote-session-name
Saves the settings of the user's video player using embedded YouTube video.
Browser session
yt-remote-session-app
Saves the settings of the user's video player using embedded YouTube video.
Browser session
yt-remote-fast-check-period
Saves the settings of the user's video player using embedded YouTube video.
Browser session
yt-remote-cast-installed
Saves the user settings when retrieving a YouTube video integrated on other web pages
Browser session
yt-remote-cast-available
Saves user settings when retrieving integrated YouTube videos.
Browser session
ANID
Used for targeting purposes to profile the interests of website visitors in order to display relevant and personalized Google advertising.
2 years
SNID
Google Maps - Google uses these cookies to store user preferences and information when you view pages with Google Maps.
1 month
SSID
Used to store information about how you use the site and what advertisements you saw before visiting this site, and to customize advertising on Google resources by remembering your recent searches, your previous interactions with an advertiser's ads or search results, and your visits to an advertiser's site.
6 months
1P_JAR
This cookie is used to support Google's advertising services.
1 month
SAPISID
Used for targeting purposes to profile the interests of website visitors in order to display relevant and personalized Google advertising.
2 years
APISID
Used for targeting purposes to profile the interests of website visitors in order to display relevant and personalized Google advertising.
6 months
HSID
Includes encrypted entries of your Google account and last login time to protect against attacks and data theft from form entries.
2 years
SID
Used for security purposes to store digitally signed and encrypted records of a user's Google Account ID and last login time, enabling Google to authenticate users, prevent fraudulent use of login credentials, and protect user data from unauthorized parties. This may also be used for targeting purposes to display relevant and personalized advertising content.
6 months
SIDCC
This cookie stores information about user settings and information for Google Maps.
3 months
NID
The NID cookie contains a unique ID that Google uses to store your preferences and other information.
6 months
CONSENT
This cookie tracks how you use a website to show you advertisements that may be of interest to you.
18 years
__Secure-3PAPISID
This cookie is used to support Google's advertising services.
2 years
__Secure-3PSID
This cookie is used to support Google's advertising services.
6 months
__Secure-3PSIDCC
This cookie is used to support Google's advertising services.
6 months