Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 4/2014: Forschung

Erfolg beim diesjährigen Times Higher Education World University Ranking

Aufstieg um rund 100 Plätze Folge einer längst überfälligen Datenkorrektur und objektiv deutlich gestiegener Leistungsfähigkeit der Universität

Die Universität Tübingen sieht sich wegen ihres diesjährigen überaus erfreulichen Abschneidens beim Times Higher Education (THE) World University Ranking mit kritischen Nachfragen konfrontiert. „Dass Tübingen sich um rund 100 Plätze auf Rang 113 verbessert hat, ist allerdings nicht Resultat von Datenmanipulationen, wie Presseartikel insinuierten“, stellte Rektor Professor Bernd Engler fest. Die Universität, so führte er weiter aus, sei in den vergangenen Jahren aufgrund der hervorragenden Arbeit ihrer Forscherinnen und Forscher in vielen Bereichen deutlich leistungsstärker geworden: „Die Universität ist im aktuellen THE-Ranking entsprechend ihrer Leistungszahlen adäquat positioniert – sie wurde in den vergangenen Jahren aufgrund nicht sachgemäßer Datenmeldung bzw. Datenerhebung unverdient schlecht platziert. Wir haben in diesem Jahr strikt die Vorgaben für das THE-Ranking beachtet und für das THE benötigte Daten exakt recherchiert“, ergänzte Engler. Der Vorwurf, die Universität habe mit Zahlentricksereien und Statistik-Kniffen gearbeitet, führe völlig in die Irre.

Die Universität hat sich im Rahmen eines vom Auswärtigen Amt geförderten Pilotprojekts zudem erstmals intensiv mit der Systematik des THE World University Ranking auseinandergesetzt. Dabei stellte sich unter anderem heraus, dass Tübingen in der Vergangenheit fälschlicherweise deutlich mehr Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer („academic staff“) sowie deutlich mehr Forscherinnen und Forscher („research staff“) an das THE gemeldet hat als selbst erheblich größere deutsche Universitäten. Ursache dafür war, dass die Universität Tübingen bislang unterschiedslos alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an THE gemeldet hat, unabhängig von ihrem Status und ohne auf die sehr spezifischen Anforderungen des THE zu achten.

„Nach der Systematik des Times Higher Education Ranking werden zum academic staff die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf Dauerstellen oder mit sehr langfristigen Verträgen gezählt, beispielsweise Professorinnen und Professoren“, erklärte der Prorektor für Forschung, Professor Peter Grathwohl. „Zum research staff dagegen zählt das THE diejenigen Beschäftigten, die ausschließlich in der Forschung tätig sind. Hier werden vor allem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler berücksichtigt, die über Drittmittelstellen oder andere befristete Stellen angestellt sind, beispielsweise Postdoktoranden.“ Diese Vorgaben des THE World University Ranking habe die Universität Tübingen in den vergangenen Jahren nicht strikt genug beachtet und dadurch in beiden Kategorien deutlich zu viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gemeldet.

Darüber hinaus zeigte sich, dass ein erheblicher Teil der von Tübinger Forscherinnen und Forschern erbrachten Veröffentlichungen in der Vergangenheit nicht der Universität zugerechnet wurde. Ursache war, dass in der vom THE World University Ranking genutzten Datenbank Informationen ganz oder teilweise fehlten, so dass oft keine Rückschlüsse auf die Tübinger Herkunft vieler Publikationen möglich waren. Mit Unterstützung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Universitätsbibliothek wurden Listen zu Namensvariationen erstellt, die dazu beigetragen haben, dass der Universität im aktuellen Ranking deutlich mehr Publikationen adäquat zugerechnet worden sind als im vergangenen Jahr. Auch hier hat die Universität nur eine bisherige Fehlerquelle bei der Datenermittlung beseitigt.

„Beide Faktoren spielen eine wichtige Rolle, denn das THE stellt Leistungsdaten wie den Hochschuletat, die Drittmitteleinnahmen, Promotionen und Publikationen der Zahl ihrer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gegenüber und gewichtet sie entsprechend“, erklärte Prorektor Grathwohl und folgerte: „Wir haben in den Jahren bis 2013 mehr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gemeldet als wir nach den THE-Kriterien melden sollten. Zugleich waren für die THE-Redaktion zu wenige unserer Publikationen sichtbar. Dies hat im Ergebnis dazu geführt, dass die Universität Tübingen in der Vergangenheit im THE-Ranking deutlich unterbewertet war.“

Das erwähnte, vom Auswärtigen Amt finanzierte wissenschaftliche Pilotprojekt hat zum Ziel, die Mechanismen hinter dem THE World University Ranking zu analysieren. Seit Jahren werde vielfach beklagt, dass die einflussreichen internationalen Rankings deutsche Universitäten strukturell benachteiligen. „Wir können die großen internationalen Rankings nicht ignorieren“, betonte Engler: „Eine gute Platzierung in den anerkannten Ranglisten beeinflusst das Ansehen unserer Universität und ihrer Absolventen vor allem im anglo-amerikanischen Raum und in Asien.“ Daher werde die Universitätsleitung ihren Kurs fortsetzen, für die Redaktionen der großen Rankings den Vorgaben entsprechende Daten zu recherchieren, auch wenn dies mit einem erheblichen Aufwand verbunden sei. Im Übrigen werden die Erkenntnisse, die gemeinschaftlich mit dem Kooperationspartner TU Dresden in dem Pilotprojekt des Auswärtigen Amtes gewonnen werden, deutschlandweit den Universitäten zugänglich gemacht.

Karl Guido Rijkhoek