Als das Jahr 1916 zu Ende ging, war viel Blut geflossen: die Schlacht um Verdun dauerte vom 21. Februar bis 19. Dezember, die Schlacht an der Somme vom 1. Juli bis 18. November. Die genaue Zahl der Toten, Verwundeten und Vermissten nach dem monatelangen gegenseitigen Beschuss mit Granaten, Minen und Maschinengewehren ist nicht bekannt, sie liegt aber bei mehreren Hunderttausend bei Verdun und über einer Million an der Somme.
Bei Kriegsbeginn 1914 waren in Tübingen über 2200 Studenten immatrikuliert. Die Bereitschaft der Tübinger Studenten zum Kriegsdienst war verhältnismäßig hoch, fast 90 Prozent waren bereits im ersten Kriegsjahr im Feld. Viele empfanden dies als ihre Pflicht gegenüber ihrem Vaterland, als künftige nationale Führungselite. Über 700 von ihnen überlebten den Krieg nicht.
Die Alten Herren der Verbindungen versuchten den Kontakt zu den Bundesbrüdern im Feld durch Briefe zu halten. 1955 wurde im Packraum der Universitätsbibliothek in einer Kiste der Nachlass des Tübinger Professors und Bibliothekars Karl Bohnenberger aufgefunden. Er enthält Briefe von Kriegsteilnehmern aus den Jahren 1914 bis 1918, viele davon wie Bohnenberger selbst Angehörige der Königsgesellschaft Roigel. Stilistisch meist nüchtern und kurz gehalten, berichten sie vom Kriegsalltag. Einige wenige Bilder zeigen das Leben im Unterstand und bis auf den Grund zerstörte Ortschaften. Und mancher Briefwechsel endet mit einer Todesanzeige.