Endlich fährt die Delegation der thailändischen Prinzessin Sirindhorn in den Schlosshof ein. Im Hof steht der Rektor Professor Dr. Bernd Engler mit seinem Empfangskomitee und auf der Galerie, vor dem Eingang zu den Fürstenzimmern, recken schon seit Minuten die Beteiligten und ein paar Neugierige ganz gespannt die Hälse.
Als die Prinzessin und ihre Entourage aussteigen und vom Rektor begrüßt werden, werden oben die Hälse noch ein bisschen länger. "Da ist sie!" ruft jemand aus. Aus der Ferne sieht sie ja wie eine normale Touristin aus. Ihre Königliche Hoheit trägt ein orange-kariertes Kostüm mit blauem Rock und flache dunkle Schuhe.
In Tübingen angekommen ist sie am Tag zuvor aus Lindau, wo sie bei dem Nobelpreisträgertreffen für ihren Einsatz für Wissenschaft und Forschung und den Dialog zwischen Gesellschaft und Wissenschaft ausgezeichnet worden ist. Nach ihrer Ankunft besucht sie zunächst die Tübinger Universitäts-Augenklinik, dort erklärt ihr Professor Dr. Eberhart Zrenner die in Tübingen entwickelten Netzhautimplantate.
Am zweiten Besuchstag ist Prinzessin Sirindhorn zu Gast an der Universität Tübingen. In den Fürstenzimmern auf Schloss Hohentübingen trägt sie sich zunächst – mit reger Beteiligung der regionalen Medien – in das Goldene Buch der Universität ein und bekommt von Rektor Engler eine Replik des Eiszeitmammuts geschenkt. Es herrscht eine fröhliche und entspannte Atmosphäre, von royaler Steifigkeit nichts zu spüren. "So gelöst kann man die Prinzessin nur auf Auslandsreisen erleben, denn in ihrem Heimatland unterliegt sie zumeist den strengen Regeln des Hofprotokolls", so Professor Dr. Jürgen Hohnholz, der Ihre Königliche Hoheit schon sehr lange kennt.
Bei der anschließenden Präsentation berichtet Rektor Engler aus Geschichte und Gegenwart der Universität. Er hätte sich keine eifrigere Studentin wünschen können – Prinzessin Sirindhorn schreibt fleißig in ihr Ringbuch und hakt interessiert nach, wenn sie mehr wissen möchte. Auch beim anschließenden Besuch des Museums Schloss Hohentübingen zeigt sie sich sehr wissbegierig und ist von der Eiszeitkunst, die Professor Dr. Harald Floss präsentiert, äußerst angetan.
Nächstes Highlight des Besuchsprogramms ist der Historische Lesesaal der Universitätsbibliothek (UB), in dem Direktorin Dr. Marianne Dörr mit ihrem Team auf einem langen Tisch bibliophile Schätze aus Asien und dem Mittleren Osten präsentieren. Da gibt es Darstellungen des Königreiches Siam aus dem 17. Jahrhundert, wertvolle Handschriften auf Sanskrit und eine arabische Abschrift der Geschichten aus 1001 Nacht, die erst kürzlich im Bestand der UB wieder entdeckt worden ist. Mitten unter diesen Schätzen steht der silberne Pokal, den Prinz Dilock, der Urgroßonkel der Prinzessin, der Universität Tübingen geschenkt hat. Er hat zu Anfang des vorigen Jahrhunderts hier an der staatswissenschaftlichen Fakultät studiert. Nach einer guten Stunde, in der nicht nur die thailändische Prinzessin in ihrem Element ist, verlässt eine äußerst zufriedene Gruppe den Historischen Lesesaal und macht sich auf den Weg nach Bebenhausen.
Als Prinzessin Sirindhorn und ihre Entourage eintreffen, werden sie von Gudni Emilsson, dem Dirigenten des Tübinger Kammerorchesters und des Thailand Philharmonic Orchestras, mit einem Ständchen überrascht. Ein Streicherquartett in festlicher Kleidung spielt die Hymne der Prinzessin.
Beim abschließenden Abendessen im Grünen Saal des Schlosses Bebenhausen bedankt sich Rektor Engler für den königlichen Besuch: "Es war uns eine große Freude und Ehre, Sie bei uns haben zu dürfen. Wir hoffen, es hat Ihnen gefallen und es wäre schön, wenn Sie uns bald wieder besuchen würden. Die Universität Tübingen hat noch viel zu bieten."
Krishna-Sara Kneer
Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn (Jahrgang 1955) ist seit 2005 mit großem Engagement Botschafterin der UNESCO. Von der thailändischen Bevölkerung wird sie gerne "Phra Thep" genannt, das bedeutet "Edler Engel". Von einigen wird sie auch die "Prinzessin der Technologie" genannt. Dieser "Titel" zeugt von der Bewunderung für ihr technologisches Fachwissen, das sie nutzt, um Verbesserungen im eigenen Land anzuregen. Ihre Königliche Hoheit hat einen Master in Orientalistik und einen Doktortitel in Pädagogik. Sie spricht Englisch, Französisch, Chinesisch und Deutsch und verfügt über ein breites Wissen auf dem Gebiet der indischen und anderen asiatischen Kulturen. Um sich weiterzubilden, unternimmt sie viele Reisen. Tübingen und seine Universität hat Prinzessin Sirindhorn erstmals im Juni 1982 besucht. |
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