Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 2/2010: Uni intern

Die größere Einheit als Chance

Change Manager Thomas Bonenberger über die neue Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät

Wie ist der aktuelle Stand der Neustrukturierung in Ihrer Fakultät?

Thomas Bonenberger:

Die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät (WiSo-Fakultät) entsteht zum 1. Oktober 2010 durch die Fusion der bisherigen Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften und der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät. Die Binnenstruktur bilden der Fachbereich Wirtschaftswissenschaft ohne Institute und der Fachbereich Sozialwissenschaften mit fünf Instituten: Empirische Kulturwissenschaft, Erziehungswissenschaft, Politikwissenschaft, Soziologie und Sportwissenschaft. Professor Dr. Josef Schmid (Institut für Politikwissenschaft) wurde in der konstituierenden Sitzung am 28. Juni zum hauptamtlichen Dekan gewählt; die weiteren Mitglieder des Fakultätsvorstands sind Professor Dr. Thorsten Bohl, Professor Dr. Claudia Buch, Professor Dr. Klaus-Peter Horn und Professor Dr. Willhelm Kohler. Fachbereichsprecher sind Professor Dr. Anke te Heesen für die Sozialwissenschaften und Professor Dr. Laszlo Goerke für die Wirtschaftswissenschaft.

Grundordnung und Fakultätssatzung sind beschlossen, die Fakultätsgeschäftsordnung liegt zum Beschluss für den Fakultätsrat vor. Diese regelt die Arbeitsweise von Fakultätsrat und -vorstand sowie die Stellung der Fachbereiche und Institute. Der Entwurf einer gemeinsamen Promotionsordnung sowie ein Entwurf zur Gestaltung der Graduiertenakademie wurden diskutiert und für die neue Großfakultät vorbereitet.

Das neue Dekanat wird zum Start der Großfakultät in der Nauklerstraße 48 zusammengeführt. Die neue Geschäftsverteilung ist festgelegt. Das Team des Dekans steht und ist motiviert.

An der Bildung eines zentralen Prüfungsamts wird intensiv gearbeitet. Die strukturellen Vorbereitungen hierfür laufen.

Inwiefern profitieren die einzelnen Institute/Seminare von der Umstrukturierung? Wie begegnen Sie den Befürchtungen der einzelnen Fächer, sie könnten in einer Großfakultät nicht deutlich wahrgenommen und womöglich übersehen werden?

Thomas Bonenberger:

Kurzfristige Gewinne sind bei derartigen Vorhaben eher unwahrscheinlich. Die Veränderungen sind zunächst fokussiert auf eine Reorganisation der Verwaltung in der neuen Großfakultät. Hier eröffnet die größere Einheit definitiv Chancen. Eine serviceorientierte Fakultätsverwaltung und effizient organisierte Abläufe bedeuten eine Entlastung der Wissenschaftler.

Die einzelnen Fächer sind und bleiben die identitätsbildenden Einheiten. Die Achtung der bestehenden Fachkulturen ist wichtig für das künftige Miteinander. Befürchtungen wird dadurch begegnet, dass die getroffenen Regelungen in den Satzungen eine klare Repräsentation der einzelnen Fachinteressen innerhalb der Fakultätsstrukturen vorsehen. Es ist außerdem vereinbart, dass es in den ersten Jahren bei der bestehenden Ressourcenverteilung bleibt.

Zusammenwachsen entsteht aber nicht durch eine Verwaltungsreform. Die gegenseitige Wahrnehmung, gemeinsame Themen und Begegnungen eröffnen neue Perspektiven. Fakultätsvorstand und Fakultätsrat werden diese wichtige Aufgabe wahrnehmen müssen – aber auch alle Beteiligten selbst.

Mit der Schaffung von Großfakultäten wird eine neue Verwaltungsebene eingezogen. Wie groß ist die Gefahr, dass Prozesse innerhalb der Fakultätsverwaltung dadurch verzögert, statt optimiert und beschleunigt werden?

Thomas Bonenberger

Diese Frage ist kurz beantwortet: es wird diese zusätzliche Ebene an der WiSo-Fakultät nicht geben. Der Fachbereich Sozialwissenschaften hat keine Verwaltung; bei Bedarf wird dies vom Dekanat abgedeckt. Der Fachbereich Wirtschaftswissenschaft hat keine Institute.

Wie ist der Stand der Aufgabenverteilung innerhalb der Fakultäts-, Fachbereichs- und Institutsverwaltung? Muss durch die Zusammenlegung gleicher Aufgabengebiete mit Stellenkürzungen gerechnet werden?

Thomas Bonenberger:

Zusätzliche Aufgaben werden zu bewältigen sein: Prüfungsverwaltung, Graduiertenakademie, Qualitätsmanagement, stark steigende Studierendenzahlen 2012 und eine bessere Außendarstellung und Vermarktung unserer Leistungen und Angebote. Dazu werden alle benötigt.

Im Übrigen kann ich zu diesem Thema nur wiederholen, was ich an anderer Stelle schon gesagt habe: Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen Aufgabenumfang, Personalressourcen und Servicequalität von Verwaltungen. Wir sollten darauf achten, die hohe Leistungsbereitschaft und Motivation der Mitarbeiter der Instituts- und Fakultätsverwaltungen zu erhalten. Sonst ist bei aller Reorganisation nichts gewonnen.

Diplom-Volkswirt Thomas Bonenberger (Jahrgang 1961), studierte an den Universitäten Hohenheim und Tübingen Agrarwissenschaft, Katholische Theologie und Volkswirtschaftslehre. Von 1992 bis 2006 war er Fakultätsassistent der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen mit Schwerpunkt akademische Verwaltung und insbesondere Studienorganisation. Ab 2006 war er Geschäftsführer der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät mit Schwerpunkt Gremien, Ressourcen, Bibliothek, im Juli 2009 wurde er zum Change Manager der neuen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät gewählt. Foto: Indira Gurbaxani

"Der Arbeitsalltag eines Change Managers bedeutet viel Kommunikation, zuhören und hinhören, Termine vereinbaren, vor- und nachbereiten, informieren. Da der Arbeitstag – ich beginne meist gegen acht Uhr morgens – damit häufig bis nach 18 Uhr gefüllt ist, heißt das abends und am Wochenende nachzudenken, Konzepte zu entwerfen, zu protokollieren und Beratungsvorlagen zu schreiben. Über manche Strecke galt es auch durchzuhalten. Es ist schon eine Weile her, aber ich räume ein, es gab auch einsame Zeiten – zwischen den Stühlen gewissermaßen. Vielen Menschen bin ich neu begegnet und durch diese Begegnungen ermutigt und bereichert worden.

Heute bin ich froh, dass der Zeitplan eingehalten und die Ziele für dieses Jahr vor dem Start erreicht sind. Es ist das Ergebnis einer guten Zusammenarbeit der beiden amtierenden Fakultätsvorstände, mit dem gewählten Gründungsdekan Professor Dr. Josef Schmid, einem konstruktiven Miteinander mit den Gruppenvertretern und mit meinen Kollegen in den beiden alten Fakultätsverwaltungen."