Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 3/2011: Leute
Neu berufen: Marius Ueffing
Lehrstuhl für Molekularbiologie degenerativer Netzhauterkrankungen
Seit dem 1. April ist Marius Ueffing neuer Leiter des Forschungsinstituts für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Tübingen und damit Nachfolger von Eberhart Zrenner. Ueffing wurde 1960 in Dorsten, Westfalen, geboren und studierte Medizin (nur im vorklinischen Bereich) und Biologie an der Universität Freiburg. Anschließend promovierte er am Comprehensive Cancer Center der Columbia University in New York. Nach einer Erfahrung als Wissenschaftler und Laborleiter im Pharmaunternehmen Goedecke-Parke Davis in New York und Freiburg Anfang der 90er Jahre wechselte Ueffing als Nachwuchswissenschaftler an das Institut für Klinische Molekularbiologie der Gesellschaft für Strahlenforschung (GSF) nach München. Er arbeitete danach als Gruppenleiter der Abteilung für Medizinische Genetik an der LMU München und am Institut für Humangenetik am GSF München. Seit 2008 ist Marius Ueffing Leiter der unabhängigen Abteilung für Proteinanalytik am Helmholtz Zentrum München. Diese Position hat er neben seiner Tätigkeit in Tübingen weiter inne.
Der Forschungsschwerpunkt Ueffings liegt in der Neurodegeneration; Arbeitsschwerpunkt hier sind vor allem Netzhauterkrankungen. Methodisch versucht er mit seinem Team, über sogenannte Proteomananalysen, in denen das Zusammenwirken aller Proteine in einem Organ oder einem Gewebe untersucht wird, die molekularen Mechanismen von Erkrankungen zu entschlüsseln. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse werden dazu genutzt, gezielt an den Ursachen von Erkrankungen anzusetzen und so maßgeschneiderte Therapien, aber auch differenzielle Diagnostik weiter zu entwickeln. Gendefekte können genauso wie Umwelt- und Lebensumstände das Zusammenwirken von Proteinen stören und damit Krankheiten verursachen. So sind die altersbedingte Makuladegeneration (AMD), aber auch viele seltene erbliche Netzhauterkrankungen in Teilen genbedingt. Die Erkrankung selbst vollzieht sich jedoch jenseits der Genebene im systemischen Zusammenhang des betroffenen Gewebes, das erst im Zusammenspiel vieler beteiligter Proteine erfasst werden kann. So spielen beispielsweise komplexe physiologische Prozesse wie die Entzündung und Blutgefäßneubildung bei der AMD und bei der diabetischen Makulopathie eine große Rolle. Bei seltenen Netzhauterkrankungen stehen Zelltodmechanismen im Vordergrund. Diese Prozesse gezielt zu beeinflussen und den Verlauf der Erkrankung dadurch zu stoppen, ist eins der erklärten Ziele der Arbeit von Marius Ueffing.
Simona Steeger-Przytulla