Alexander von Humboldt-Professuren sind der höchstdotierte Wissenschaftspreis in Deutschland: Mit einem Preisgeld von fünf Millionen Euro für experimentell arbeitende Wissenschaftler fördert die Alexander von Humboldt-Stiftung, gestiftet durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), so die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wissenschaft.
Am 15. Mai hatte die Stiftung zur „Preisverleihung der Alexander von Humboldt-Professuren 2011“ nach Berlin eingeladen. Zu den Wissenschaftlern, denen die Bundesministerin für Bildung und Forschung Professor Dr. Annette Schavan den Preis überreichte, gehörte der Linguist Professor Dr. Rolf Harald Baayen, der seit September 2011 am Seminar für Sprachwissenschaft der Universität Tübingen forscht und lehrt. In seiner Laudatio auf den Preisträger betonte Rektor Professor Dr. Bernd Engler: „Wir sind davon überzeugt, mit Professor Baayen einen herausragenden, international renommierten Wissenschaftler gewonnen zu haben, der mit seiner wegweisenden Forschung auf dem Gebiet der quantitativen Linguistik eine einzigartige Bereicherung für das Tübinger Forschungsumfeld darstellt.“
Baayen, gebürtiger Amerikaner, promovierte in Amsterdam und begann seine wissenschaftliche Laufbahn am Max-Planck-Institut für Psycholinguistik in Nijmegen. Dort zählte er zu den Pionieren der damals noch sehr jungen Forschungsrichtung der „Korpuslinguistik“, also der Verwendung sehr großer elektronischer Textsammlungen für Grundlagenforschung und Sprachtechnologie. Nach einigen Jahren als Professor an der Universität Nijmegen wechselte er 2007 an die University of Alberta in Edmonton/Kanada.
Was den Wissenschaftler am meisten fasziniert, ist die Frage, welche psychischen und neuronalen Prozesse bei der Sprachverarbeitung ablaufen, und wie diese sich in der Struktur des Sprachsystems wiederspiegeln. Deshalb wendete er sich in den letzten Jahren verstärkt der experimentellen Arbeit zu und kooperiert intensiv mit Psychologen und Neurowissenschaftlern. Experimentieren ist hierbei kein Selbstzweck. Es geht ihm vielmehr um ein tieferes Verständnis des menschlichen Sprachsystems. Experimentelle Arbeit liefert für ihn die Grundlage für eine statistische und computergestützte Modellierung sprachlicher Kompetenz.
Wie Baayen in Berlin betonte, reizte ihn an Tübingen vor allem die Möglichkeit der vielfältigen interdisziplinären Kooperation sowohl innerhalb der Universität als auch mit den hier ansässigen Max-Planck-Instituten. Eine besondere Stärke, auch im Vergleich mit amerikanischen Spitzenuniversitäten, sieht er in der engen Verzahnung von Forschung und Lehre schon im Bachelor-Bereich, die er in Tübingen vorfindet.
Gerhard Jäger/Heike Winhart
Video Preisträger: http://www.humboldt-foundation.de/web/ahp-2011.html