„Wir wollen uns doch nie wieder ein Europa vorstellen, in dem Deutsche und Franzosen gegeneinander agieren.“ (Bundespräsident Joachim Gauck)
Anlässlich seines Frankreichbesuchs Anfang September diskutierte der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck in Marseille mit 200 deutschen und französischen Schülern und Studierenden über die Zukunftsperspektiven für Europa.
Unter den geladenen Gästen war auch eine Delegation mit deutschen und französischen Studierenden des integrierten deutsch-französischen Geschichtsstudiengangs Tübingen-Aix (TübAix) und des Masterstudiengangs Aire interculturelle franco-allemande Aix-Tübingen (AIFA), die beide gemeinsam von den Universitäten Tübingen und Aix-Marseille angeboten werden. Sechs Schüler und Studierende durften direkt neben dem Bundespräsidenten auf dem Podium mitdiskutieren - darunter Daniel Hadwiger, Masterstudent aus dem TübAix-Studiengang.
Bundespräsident Joachim Gauck betonte in seiner kurzen Begrüßungsansprache, dass es ihm ein besonderes Anliegen gewesen sei, nach seinem Besuch in Oradour-sur-Glane, Symbol für die „Leiden und Lasten der Vergangenheit“, nun auch die Zukunft der deutsch-französischen und der europäischen Beziehungen zu treffen: die Jugend der beiden Länder. Sie sei der „Reichtum“ einer jeden Nation, denn ihr Engagement, ihre Visionen und ihre Tatkraft seien gerade da unentbehrlich, wo der „Verstand der Alten“ nicht mehr ausreiche, sagte Gauck. Vor allem in der Phase zwischen dem 16. und dem 26. Lebensjahr seien die Frage nach der eigenen Bestimmung und der Sehnsucht, die Welt zu verändern, zu verbessern, besonders ausgeprägt. Deshalb müsse man genau diese jungen Menschen ansprechen und für die europäische Idee begeistern. Außerdem müsse man ihnen bewusst machen, wie wertvoll der Frieden und die Freiheit, in denen sie aufwachsen durften sind und sie daran erinnern, dass das in der Vergangenheit keineswegs selbstverständlich war.
Er wolle aber kein „alter Onkel“ sein, „der aus Deutschland kommt und Ihnen sagt, was Sie zu tun haben“, so Gauck. Vielmehr gehe es darum, Denkanstöße zu geben und den Nachwuchs dazu zu motivieren, sich für die Zukunft Europas zu engagieren und den Institutionen frischen Wind einzuhauchen.
Themen der folgenden Podiumsdiskussion waren unter anderem die Frage nach einem gemeinsamen europäischen Medium, inspiriert von Kultursender ARTE im deutsch-französischen Kontext, die Frage nach der Notwendigkeit einer gemeinsamen europäischen Finanzpolitik und die Angst vor einem Europa unter deutscher Dominanz.
Daniel Hadwiger äußerte in der Diskussion seine Sorge, dass Europa ein Projekt der Eliten bleibe. Joachim Gauck ging darauf ein und bestätigte die Einschätzung, dass die Europa-Idee meist von den Eliten unterstützt werde, es aber schwer sei, die breite Masse davon zu begeistern, die sich wenig unter "Europa" vorstellen kann. Die Medien müssten viel mehr über Ereignisse in anderen Ländern berichten, offener sein.
Zum Schluss gab Joachim Gauck den Zuhörern – mit Verweis auf seine eigene Biographie – eine seiner Grundüberzeugungen mit auf den Weg:
Es lohne sich immer, seine persönlichen Werte und Überzeugungen zu vertreten und sich selbst treu zu bleiben und manchmal auch „die schwerere Wahl zu Gunsten von Werten zu treffen, die gerade eine Mehrheit nicht teilt.“
Catherine Janine Schneidera
Judith Schittenhelm
Dezernat I – Forschung, Strategie und Recht
Büro Tüb-Aix-Studiengang
Tel.: +49 7071 29-77033
E-Mail: tuebaix[at]uni-tuebingen.de
Website: www.tuebaix.uni-tuebingen.de
Christoph Sanders
Philosophische Fakultät
Deutsches Seminar
Büro AIFA-Studiengang
Tel: +49 7071 29-72977
E-Mail: interkulturellestudien[at]ds.uni-tuebingen.de
Website: http://www.uni-tuebingen.de/de/16411
Die integrierten deutsch-französischen Studiengängen TübAix und AIFADie integrierten deutsch-französischen Studiengänge TübAix (Hauptfach Geschichte) und Interkulturelle Deutsch Französische Studien/ Aire Interculturelle Franco-Allemande bieten Studierenden die Möglichkeit, durch ein komplementäres Studium an den Universitäten Tübingen und Aix-en-Provence die Abschlusszeugnisse beider Länder zu erwerben: Licence/B.A. (TübAix) und Master/M.A. (TübAix und AIFA) zu erwerben. Die grenzüberschreitenden Studiengänge zielen darauf ab, die Unterschiede zwischen beiden Ausbildungssystemen zu überbrücken und ihre jeweiligen Vorzüge sinnvoll zu kombinieren. Der Erwerb einer soliden Fremdsprachenkompetenz, Vertrautheit mit einem weiteren Universitätssystem, der Wechsel zwischen den Ländern und die damit bewiesene Bereitschaft zu mehr Flexibilität und Mobilität eröffnen den Studierenden breite Berufsmöglichkeiten. Die erworbene interkulturelle Kompetenz qualifiziert für Berufe auf internationaler Ebene wie zum Beispiel in EU-Institutionen oder internationalen Organisationen. Das weitere Spektrum an Berufsfeldern der Absolventen reicht vom Gesamtbereich der Medien und dem kulturellen über die Arbeit in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit und Marketing bis hin zur Forschung und zum Unterricht, z.B. an deutsch-französischen und internationalen Gymnasien. |
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