Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 3/2015: Schwerpunkt

Promotion an der Universität Tübingen: Ganz an der Spitze in der Forschung arbeiten

Interview mit Prorektor Professor Dr. Peter Grathwohl

Die Universität Tübingen will die Betreuung von Doktorandinnen und Doktoranden kontinuierlich ausbauen und verbessern. Ziel ist es, die besten Wissenschaftler und Studierenden nach Tübingen zu holen und den Wissenschaftsstandort Tübingen weiter zu stärken. Maximilian von Platen hat Professor Dr. Peter Grathwohl, Prorektor für Forschung, zu den Themen Promotion, Graduiertenakademie und „Tübingen Research Campus“ interviewt.

Warum würden Sie Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern eine Promotion an der Universität Tübingen empfehlen?

Das Wichtigste beim Promovieren ist: die Promovenden sollten Freude an der Forschung mitbringen. Sie müssen die Fähigkeit haben, selbständig zu arbeiten und sich durchsetzen können. Der Wunsch „etwas Neues zu entdecken“ gehört ebenfalls dazu.

Tübingen ist prädestiniert für alle, die promovieren möchten: Wir sind eine ausgewiesene Forschungsuniversität mit klaren Forschungsschwerpunkten – auch ein entscheidender Faktor für unseren Erfolg bei der letzten Runde der Exzellenzinitiative und die Auszeichnung der Universität Tübingen als Exzellenz-Universität. Es lohnt sich, in Tübingen zu promovieren, weil man hier ganz an der Spitze in der Forschung arbeiten kann. Denn das ist letztlich auch das Ziel aller Doktorandinnen und Doktoranden: Durch die Promotion ganz nach vorne in der Forschung zu kommen.

In vielen Forschungsprojekten führen wir heute unsere Studierenden früh heran an die Forschung: wir lassen sie ins Labor hineinschnuppern und sie bekommen mit, wie Forschungsprojekte überhaupt laufen. Dies bringt dann einige auf die Idee zu promovieren, die diese Option vorher gar nicht in Erwägung gezogen haben.

Man muss im Übrigen aber auch nicht in jedem Fall promovieren. In einigen Fächern – wie etwa Medizin, Biologie, Chemie, oder großen Teilen der Physik – promovieren fast alle, die Promotion gehört einfach dazu. In anderen Fächern gehen die Absolventinnen und Absolventen nach dem ersten oder zweiten Studienabschluss eher in den Job als in die Promotion.

Was sind aus Ihrer Sicht gute Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Promotion?

Man benötigt zunächst einmal für ein Promotionsvorhaben eine klare Struktur. Ein Arbeitsplan mit definierten Meilensteinen ist wichtig. Und es sollte ein klarer zeitlicher Zielpunkt für den Abschluss der Promotion gesetzt werden.

Darüber hinaus, bieten wir den Doktorandinnen und Doktoranden aber auch zusätzliche Unterstützung an. Die Betreuung ist in den letzten Jahren deutlich besser geworden: Wir haben heute überwiegend Betreuungskomitees, bestehend aus zwei Professoren – man ist nicht nur einem Betreuer „ausgeliefert“. Hinzu kommen eine ganze Reihe begleitender Maßnahmen und Angebote wie die Graduiertenakademie oder der Career Service. Es wird viel mehr getan, damit sich die Leute auf Berufswege außerhalb der Universität vorbereiten können. Aber auch diejenigen, die die akademische Laufbahn einschlagen möchten, erhalten heute frühzeitig Informationen und Hilfestellungen. Dadurch wird das ganze Promotionsverfahren viel transparenter als früher.

Die meisten Promotionen sind nach wie vor Individualpromotionen. Gleichzeitig gibt es in einzelnen Disziplinen aber mehr und mehr Promotionsprogramme. Dies stärkt insbesondere die Vernetzung der Promovenden untereinander. Die Angebote umfassen unter anderem fachgebundene wöchentliche Seminare, Summer oder Winter Schools. Es gibt deutlich mehr gemeinsame Aktivitäten als früher, die Promovenden sind weniger Einzelkämpfer als früher. Und dieser Trend wird sich weiter verstärken.

Welche Rolle kommt in diesem Zusammenhang der Graduiertenakademie zu?

Der Trend geht dahin, dass sich die Universitäten vermehrt um den wissenschaftlichen Nachwuchs kümmern. Und das schließt nicht nur die Studierenden ein, sondern immer stärker auch die Promovierenden und die Postdocs. Für sie hat die Universität Tübingen die Graduiertenakademie eingerichtet, die auch mit Mitteln aus der Exzellenzinitiative gefördert wird. Die Graduiertenakademie spielt eine zentrale Rolle bei der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und ist zugleich Dacheinrichtung für die Graduiertenakademien der Fakultäten. Sie bindet über diese auch die strukturierten Promotionsprogramme und die Promotionsverbünde der Universität ein.

Die Graduiertenakademie soll dabei helfen, die angesprochenen Anforderungen an das Promotionsverfahren an der Universität Tübingen umzusetzen:

  1. Informationen bündeln und Transparenz schaffen über Rahmenbedingungen einer Promotion sowie weitere Themen, die im Promotionsprozess aufkommen können,
  2. die überfachliche Qualifizierung der Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler fördern, sowohl mit Blick auf eine wissenschaftliche Karriere als auch auf außeruniversitäre Berufsfelder,
  3. die interdisziplinäre Vernetzung der Promovierenden unterstützen,
  4. gemeinsam mit den Fakultäten die Qualitätssicherung im Promotionswesen gestalten.

Darüber hinaus soll mit Hilfe der Graduiertenakademie ganz generell die Attraktivität der Universität Tübingen für Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler aus Deutschland und auch aus dem Ausland erhöht werden.

Warum ist es dem Rektorat so wichtig, entsprechende Rahmenbedingungen für Promotionen zu schaffen?

Für die Universität Tübingen gilt wie gesagt vorrangig die Prämisse „Qualität statt Quantität“. Es ist entscheidend, dass wirklich exzellente Wissenschaftler und Doktoranden nach Tübingen kommen. Die besten Studierenden gehen dorthin, wo die besten Wissenschaftler sind – und umgekehrt kommen die besten Wissenschaftler gerne nach Tübingen, wenn hier die besten Studierenden eingeschrieben sind und sie ein passendes Umfeld vorfinden.

Deswegen hat die Universität Tübingen auch den „Tübingen Research Campus“ angestoßen – damit sich der Wissenschaftsstandort Tübingen als Ganzes – gemeinsam mit Max Planck, Helmholtz, Leibniz und weiteren Forschungseinrichtungen – präsentiert, als Standort, an dem Spitzenforschung auf höchstem internationalen Niveau durchgeführt wird.