seit dem 19. Juli 2019 wissen wir, dass Tübingen den Status einer Exzellenzuniversität für mindestens sieben weitere Jahre halten wird. Diese Entscheidung, die von Wissenschaft und Politik einstimmig getroffen wurde, ist Auszeichnung und Anerkennung für die erfolgreiche Arbeit, die in den vergangenen Jahren von unserer Universität in ihrer Gesamtheit geleistet wurde. Die Entscheidung für Tübingen verschafft uns nicht allein eine erhebliche finanzielle Förderung, sondern bietet auch wichtige Voraussetzungen, um uns dauerhaft in der Spitzengruppe der besten Universitäten der Welt zu etablieren.
Die erste Phase der Exzellenzförderung seit 2012 hat vielen Beschäftigten der Universität viel abverlangt. Neue thematische Plattformen mussten eingerichtet und mit Leben erfüllt, Core Facilities mussten aufgebaut und zum Erfolg geführt werden. Eine Vielzahl von neuen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern kam zu uns, musste mit Laboren und Büros versorgt werden, brauchte Arbeitsverträge und eine technische Infrastruktur. Da wir aber nicht wussten, wie lange die Fördergelder fließen würden, wäre es unverantwortlich gewesen, dauerhafte Strukturen aufzubauen, die für die Universität langfristig unbezahlbar geworden wären.
Mit der Entscheidung vom vergangenen Freitag haben wir erstmals eine langfristige Perspektive. Richtig ist: Die Exzellenzstrategie war von Anfang an als Instrument zur Förderung der Spitzenforschung konzipiert. Wenn wir allerdings international zur Spitze gehören wollen, reicht es nicht aus, nur in der Forschung exzellent zu sein. Dann brauchen wir auch Fortschritte in der Lehre, in unserer baulichen und technischen Infrastruktur, in unseren Dienstleistungen für Forschung und Lehre. Um diesen Weg erfolgreich meistern zu können, wird das Exzellenzgeld alleine nicht reichen. Hier ist auch eine Erhöhung der staatlichen Grundfinanzierung vonnöten.
Mit der neuen Phase der Exzellenzstrategie wird ein langfristiger Prozess beginnen, in dem wir alle Angehörigen der Universität mitnehmen wollen. Die Mittel aus der Exzellenzstrategie geben uns die Möglichkeit, mit großer Beweglichkeit zu reagieren, etwa um neu entstehende wissenschaftliche Felder rasch zu besetzen, die für unsere Weiterentwicklung von strategischer Bedeutung sind. Dass wir so etwas können, haben wir in der Vergangenheit bei Themen wie der Personalisierten Medizin, der Bioinformatik oder dem Maschinellen Lernen erfolgreich unter Beweis gestellt.
Darüber hinaus werden die Exzellenzmittel uns die Chance eröffnen, uns verstärkt globalen Fragestellungen zuzuwenden. Bereits heute ist die Universität Tübingen weltweit in der Forschung aktiv und an vielen Orten präsent: Unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen Klimawandel, Umweltzerstörung oder Tropenkrankheiten. In Zukunft wird die Universität ihr Potenzial noch stärker nutzen, um Visionen für eine nachhaltigere Zukunft zu entwickeln.
Beschäftigte und Studierende wollen wir durch ein „Global Awareness Education Program“ ermutigen, sich stärker für globale Aspekte ihrer Arbeit zu öffnen. Dazu wird die Universität ihre Lehrpläne weiter internationalisieren, die Zahl der fremdsprachigen Lehrveranstaltungen deutlich erhöhen und verstärkt auf globale Themen setzen. Die weltweite Tendenz, neue Zäune zu errichten und Mauern zu bauen, ist dem Grundgedanken der Universität wesensfremd. Wir werden unser Konzept des grenzenlosen Wissenserwerbs und des globalen Wissensaustauschs dagegensetzen.
Viel Vergnügen bei der Lektüre des Newsletters wünscht
Ihr
Professor Dr. Bernd Engler, Rektor