Das asteroidähnliche Objekt Arrokoth im Kuipergürtel ist das erdfernste Objekt am Rand unseres Sonnensystems, das von einer Sonde besucht und ins Bild gesetzt wurde. Sein Aufbau aus zwei ungleich großen rundlichen Teilen, die durch einen schmalen Hals verbunden sind, trug ihm den Spitznamen „Schneemann“ ein. Ein Forschungsteam unter der Leitung von Evgeny Grishin, Dr. Uri Malamud und Professor Hagai Perets von Technion, dem Israel Institute of Technology, hat untersucht, wie sich die ursprünglich zwei Körper von Arrokoths Gestalt aneinanderfügten, ohne in einer Kollision zerstört zu werden.
Oliver Wandel und Dr. Christoph Schäfer vom Institut für Astronomie und Astrophysik der Universität Tübingen haben die Simulationen entwickelt, mit denen die Wissenschaftler ihre Hypothesen überprüft haben. Danach gehen sie davon aus, dass Arrokoth im komplexen Dreiersystem mit der Sonne durch die langsame Annäherung zweier kleiner Körper entstanden ist. Mit ihrem Modell lässt sich allgemein die Entstehung vieler Doppelsysteme im Kuipergürtel erklären. Ihre Studie wurde in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht.
Arrokoth erhielt am 1. Januar 2019 Besuch von der Raumsonde der NASA New Horizons, die 2006 zur Erforschung von Pluto gestartet war. Die Sonde kam bis auf 5.500 Kilometer an Arrokoth heran. Noch unter den früheren Namen 2014 MU69 und Ultima Thule (lateinisch: „Der Rand der Welt“) war Arrokoth als geeignetes, nicht zu weit von Pluto entfernt liegendes Objekt zur näheren Erforschung bei dieser Mission ausgewählt worden. Arrokoth bedeutet „Himmel“ oder „Wolke“ in der inzwischen ausgestorbenen Sprache Powhatan eines amerikanischen Stammes.
Publikation:
Evgeni Grishin, Uri Malamud, Hagai B. Perets, Oliver Wandel, Christoph M. Schäfer: Origin of (2014) MU69-like Kuiper-belt contact binaries from wide binaries. Nature, https://dx.doi.org/10.1038/s41586-020-2194-z
Pressemitteilung:
https://uni-tuebingen.de/universitaet/aktuelles-und-publikationen/pressemitteilungen/newsfullview-pressemitteilungen/article/geburt-eines-schneemanns-am-rand-des-sonnensystems/