Der flämische Dichter Paul Van Ostaijen (1896–1928) lebte nach dem Ersten Weltkrieg in Berlin, wo sein Gedichtband „Bezette Stad“ (1921) entstand, der die Krisen seiner Zeit thematisiert. Der Hölderlinturm und das SLT luden am 30.11.2024 zu einem Abend mit aktuellen Perspektiven auf sein Werk. Matthijs de Ridder, seines Zeichens Paul van Ostaijen-Biograph, hat die Besucher*innen durch den historischen und künstlerischen Kontext geführt. Er und die Übersetzerin Anna Eble erweckten die Poesie van Ostaijens in einer schillernden zweisprachigen Lesung zum Leben (sie sangen die Gedichte Ostaijens wahrlich vom Blatt) und nahmen uns mit in die Welt des Projekts „Befallene Stadt“, das 140 zeitgenössisch künstlerische Perspektiven auf das Werk van Ostaijens hervorbrachte.
Höhepunkt des Abends waren die Performances von Franziska Füchsl und der niederländischen Dichterin Anneke Brassinga, die künstlerische Antworten auf van Ostaijens Gedicht „Der Rückzug“ vortrugen. Wie van Ostaijen haben sie sich auf die Suche nach einer neuen Sprache für eine neue Welt begeben und teilten ihre Perspektiven auf die Krisen unserer Zeit mit dem Publikum. Franziska Füchsl stellte ihren dichten Prosatext „Kako se kaže Geschützabwerferin“ vor. Anneke Brassinga las ihr Gedicht „In der Ferne“, aus dessen deutscher Übersetzung von Ira Wilhelm auch das Titelzitat der Veranstaltung stammte.
Dies war ein gemeinsames Projekt mit dem Hölderlinturm und der DeBuren Stiftung.