Welche Auswirkungen haben Sandstürme und die zunehmende Verwüstung im Reich der Mitte? Und was hat das möglicherweise für Konsequenzen für die Schüler des Wirtschaftsgymnasiums in Tübingen?
Mit dem Fach „Global Studies“ bietet das Wirtschaftsgymnasium seinen Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, sich in Projekten und Fallstudien fächerübergreifend mit komplexen gesellschaftlichen und interkulturellen Fragstellungen zu beschäftigen. Im Rahmen dessen beschäftigen sich die Klassen 12 und 13 der Wilhelm-Schickard-Schule unter der Leitung der Fachlehrern Jasmin Weßner und Bernd Butz mit dem Thema Globalisierung. Ein wichtiger Aspekt dessen sind die Auswirkungen auf unsere Umwelt. Nicht nur in Afrika und Australien sondern auch in China ist die fortschreitende Desertifikation ganzer Landstriche ist zu einem ernsten Problem geworden. Und findet auch ihren Platz in der aktuellen Forschung im Bereich der Umweltgeschichte.
Die Wissenschaftlerin Dr. Susanne Stein stellte ihr Forschungsprojekt den Schülern im Studium Generale der Universität Tübingen am 6. Februar 2013 vor. Die Sinologin untersucht am Sonderforschungsbereich 923 „Bedrohte Ordnungen“, wie Sand- und Staubstürme die industriegesellschaftliche Ordnung Chinas bedrohen. So vernichten die Winde dort jedes Jahr große Mengen an fruchtbaren Feldern und legen das Alltagsleben ganzer Städte unter den herangetragenen Sandmassen lahm. Nach dem Besuch des Vortrages kam Dr. Stein am 1. März 2013 in den Unterricht der Klassen. Sie gab den Schülern weitere Einblicke in Ihre aktuelle Projektarbeit und stand ihnen außerdem für Fragen zum wissenschaftlichen Arbeiten zur Verfügung.
Für die Gymnasiasten der Wilhelm-Schickard-Schule ist das Thema China von großem Interesse. Seit drei Jahren bietet das Wirtschaftsgymnasiums Chinesisch als Wahlpflichtfach an. Darüber hinaus findet der Seminarkurs China statt, in dem sich die Schülerinnen und Schüler mit der Geschichte, Kultur, Wirtschaft des Landes beschäftigen. Durch den Besuch von Dr. Stein wurde deutlich, dass in einer globalisierten Welt auch in China das Thema Umwelt eine immer größere Rolle spielt.
Nach dem gelungenen Start dieser Kooperation ist für Juni 2013 eine weitere Unterrichtseinheit zum Thema „Somalia und Menschenrechte“ im Rahmen des Fachs Religion unter der Leitung von Anne Theobald, Jan Sändig (C05) und Johannes Stollhof (B02) geplant.
Wissenschaftler des Sonderforschungsbereichs 923 „Bedrohte Ordnungen“ an der Universität Tübingen diskutierten am 19. Juli 2013 mit Schüler*innen des 12. Jahrgangs der Wilhelm-Schickard-Schule Tübingen im konfessionsverbindenden Religionsunterricht ihre Forschungsprojekte. Ziel dieser Kooperation zwischen Schule und Universität ist es, neuere Forschungsansätze, die im SFB 923 erarbeitet werden, didaktisch aufzubereiten und in schulische Bildungsprozesse einzubinden.
Soziale Frage in Nigeria – Interdisziplinäre Forschung zu Gast in der Schule Wissenschaftler*innen des Sonderforschungsbereichs 923 „Bedrohte Ordnungen“ diskutieren mit Schüler*innen
In Ägypten, Syrien und einer Reihe Länder in Subsahara-Afrika, darunter Nigeria, kämpfen verschiedene politische Gruppen um die staatliche Macht – und die internationale Staatengemeinschaft ist dabei in der Rolle des zögerlichen Beobachters. Unter welchen Umständen darf – oder muss – die internationale Gemeinschaft in laufende oder drohende Gewaltkonflikte eingreifen?
In Kooperation mit dem Sonderforschungsbereichs (SFB) 923 „Bedrohte Ordnungen“ an der Universität Tübingen diskutierten am 19. Juli Schüler*innen des 12. Jahrgangs der Wilhelm-Schickard-Schule Tübingen diese Fragen im konfessionsverbindenden Religionsunterricht, unter der Leitung der beiden Lehrerinnen Maren Lauster und Judith Morris.
Ziel dieser Kooperation zwischen Schule und Universität Tübingen ist es, neuere Forschungsansätze, die im SFB 923 erarbeitet werden, didaktisch aufzubereiten und in schulische Bildungsprozesse einzuspielen. Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr diskutierten dazu Mitarbeiter*innen des Sonderforschungsbereiches ihre Forschungsprojekte mit den Schüler*innen der Wilhelm-Schickard-Schule. Beim Treffen im Juli verdeutlichte der Kirchenhistoriker Johannes Stollhof am Beispiel der Hungerkatastrophe im westafrikanischen Gebiet Biafra zwischen 1967 und 1970, wie Kirchen und kirchliche Hilfswerke die Hungersnot aufgrund umfassender medialer Berichterstattung und persönlicher Berichte Betroffener wahrnehmen konnten und in einer großangelegten ökumenischen Hilfsaktion das Überleben der Menschen in Biafra sicherzustellen versuchten. Daraus entsprang der Gedanke, dass die Welt nicht tatenlos zusehen dürfe, wenn Menschen durch innerstaatliche Konflikte existenziell bedroht seien. Dieses zunächst im kirchlichen Umfeld entstandene internationale Verantwortungsbewusstsein findet sich in der Schutzverantwortung („Responsibility to Protect“) seit den frühen 2000er-Jahren auch auf internationaler Ebene wieder, wie die Politikwissenschaftlerin Anne Theobald in ihrem Beitrag erklärte. Das Konzept diene als Richtlinie für die schwierige Abwägung, wann externe Intervention in innerstaatliche Angelegenheiten von Krieg und Frieden legal und legitim seien. Zum Abschluss stellte der Politikwissenschaftler Jan Sändig die gegenwärtige politische Lage in Nigeria mit Fokus auf die neuerliche Biafra-Protestbewegung dar. In Nigeria drohe der Kampf einer islamistischen Terrorgruppe zu einem landesweiten Bürgerkrieg zu eskalieren, was eine Intervention der Internationalen Gemeinschaft erforderlich machen könnte.
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