Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 3/2011: Forschung

„Bedrohte Ordnungen“ – Neuer geisteswissenschaftlicher Sonderforschungsbereich bewilligt

Historisierung von Katastrophenszenarien im Fokus - SFB „Die Bakterielle Zellhülle: Struktur, Funktion und Schnittstelle bei der Infektion“ wird verlängert.

Revolutionen in Tunesien und Ägypten, Krieg in Libyen, Erdbeben in Japan und Haiti, Super-Gau in Fukushima, Überschwemmungen in Pakistan, Australien und am Mississippi, Weltfinanz- und Weltwirtschaftskrise – Krisen, Umbrüche und Katastrophen kennzeichnen unsere Zeit. Unser Alltag scheint brüchig, unsere Ordnung gefährdet, unsere Zukunft unsicher. Aber ist die Gegenwart wirklich so katastrophal, verglichen mit anderen Zeiten? Oder haben wir nur verlernt, mit dem Nicht-Normalen zu leben? Sind wir technisch und ökonomisch anfälliger für Katastrophen? Oder nur sensibler? Wie sind Menschen zu anderen Zeiten und in anderen Weltregionen mit Krisen und Katastrophen umgegangen? Welche ihrer Ordnungen konnten dem Schock einer Katastrophe gut begegnen, welche nicht? Halten sie Erfahrungen bereit, die uns nützlich sein können?


Diesen Themen wird sich der neue Tübinger Sonderforschungsbereich (SFB) 923 „Bedrohte Ordnungen“ widmen, dessen Einrichtung die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) bewilligte und der am 1. Juli 2011 die Arbeit aufnimmt. 25 Doktorandinnen und Doktoranden sowie sechs PostDocs werden darin für zunächst vier Jahre gefördert. Die Fördersumme beträgt jährlich mehr als 2 Millionen Euro. Das organisatorische Zentrum des Sonderforschungsbereichs liegt bei den Historikern, die an neun der sechzehn geförderten Teilprojekte beteiligt sind. Zum Team gehören auch Forscherinnen und Forscher aus der Politikwissenschaft, der Germanistik, Amerikanistik und griechischen Philologie, der Katholischen Theologie, der Empirischen Kulturwissenschaft und der Medizin.


„Nach dem erfolgreich abgeschlossenen SFB ‚Kriegserfahrungen‘ ist es den historisch ausgerichteten Disziplinen der Universität Tübingen erneut gelungen, ein geisteswissenschaftliches Großprojekt erfolgreich einzuwerben“, erklärt SFB-Sprecher Professor Ewald Frie, Neuere Geschichte. Universitätsrektor Professor Bernd Engler zieht eine positive Bilanz hinsichtlich der Einwerbung von DFG-Großprojekten durch die Universität Tübingen: „Nach einem neuen Graduiertenkolleg in der vergangen Woche können wir uns nun auch über einen neuen Sonderforschungsbereich freuen. In dem neuen SFB werden wir uns mit historischen und aktuellen Krisensituationen befassen und können so einen essentiellen Beitrag zu wichtigen gesellschaftlichen Debatten leisten.“
Die Themen des SFB umfassen kurze Zeiträume großer Bedrohung von der vorchristlichen Antike bis zur unmittelbaren Gegenwart. Es geht um Revolutionen, Aufruhr und Katastrophen, um den Zerfall langlebiger Großordnungen sowie um unmittelbar konkurrierende Ordnungen. Der umfassende räumliche und zeitliche Zugriff und die Aktualität des Themas haben die Aufmerksamkeit internationaler Kooperationspartner geweckt. Gastwissenschaftler von der Pariser Sorbonne, aus Limoges, Paris und Melbourne haben sich für das erste halbe Jahr angesagt. Im März 2012 wird eine mehrtägige internationale Konferenz die Einrichtungsphase des SFB abschließen.

Kontakt:

Prof. Dr. Ewald Frie
Universität Tübingen
Philosophische Fakultät
Seminar für Neuere Geschichte
ewald.frie[at]uni-tuebingen.de


Michael Seifert

Verlängerung des SFB „Die bakterielle Zellhülle“

Der seit vier Jahren bestehende SFB „Die Bakterielle Zellhülle: Struktur, Funktion und Schnittstelle bei der Infektion“ (Sprecher Professor Dr. Wolfgang Wohlleben, Interfakultäres Institut für Mikrobiologie und Infektionsmedizin der Universität Tübingen) wird von der DFG aufgrund positiver Begutachtung um weitere vier Jahre verlängert. In diesem Forschungsverbund wird der komplizierte Aufbau der Bakterien-Zellhülle, die eine entscheidende Rolle bei Infektionsprozessen besitzt, und deren Rolle bei der Resistenzentwicklung gegen Antibiotika erforscht. Ziel ist es, die molekularen Mechanismen von bakteriellen Infektionen zu verstehen und dieses Wissen zu nutzen, um neue und bessere Antibiotika zu entwickeln.