Uni-Tübingen

Adventskalender 2016

Schätze aus der Universitätsbibliothek und dem Universitätsarchiv

24. Dezember: Graf Eberhard lädt zum Besuch seiner Universität ein

Das Flugblatt vom 3. Juli 1477 (Universitätsarchiv)

Im Sommer 1477 ließ Graf Eberhard von Württemberg-Urach (1445-1496), später Herzog des wiedervereinigten Landes, in Blaubeuren ein Flugblatt drucken, in dem er auf die bevorstehende Eröffnung seiner neuen Universität in Tübingen aufmerksam machte und um Besucher warb. Das Flugblatt auf Papier im Format 27 x 32 cm wurde wohl in Kirchen und Amtsgebäuden in der ganzen Grafschaft Württemberg und an benachbarten Universitäten ausgehängt und lud auf den 1. Oktober 1477 zur Eröffnung des Vorlesungsbetriebs der Universität in Tübingen ein.

Im Flugblatt wird die schöne Lage und gesunde Luft Tübingens gerühmt und es damit geworben, dass die Universität vier Fakultäten besitzen werde: die theologische, diejenige für kanonisches und weltliches Recht, die medizinische und die artistische Fakultät. Der Lehrbetrieb solle am 1. Oktober 1477 mit 14 Dozenten (zehn Doktoren und vier Magistern) aufgenommen werden und da die Universität mit mehr als 30 Pfründen ausgestattet sei, sei der Besuch kostenfrei. Der Text stammt wahrscheinlich aus der Feder Johannes Vergenhans, auch Nauclerus oder Naukler genannt (1425/1430-1510), Mentor des jungen Grafen Eberhard, erster Rektor und späterer Kanzler der Universität Tübingen.

Graf Eberhards Motive für die Gründung der Universität waren sicherlich vielschichtig: Eberhard selbst betrachtete die Universitätsstiftung vor allem als einen Akt der Frömmigkeit, vergleichbar mit der Stiftung eines Klosters. Sie ist jedoch auch von landesherrlichem Ehrgeiz geprägt: Der Graf versprach sich davon politische und materielle Vorteile. Er wollte eine moderne Herrschaft aufbauen, wozu er gelehrte Räte für Kanzlei, Gericht und Diplomatie benötigte, die an der Universität ausgebildet werden sollten. Aber auch auf den Rat und die Dienste sowohl der einzelnen Universitätslehrer als auch der Fakultätskollegien griff Eberhard gerne zurück.

Großen Anteil an der Gründung der Universität Tübingen hatte aber auch Eberhards Mutter Mechtild von der Pfalz (1419-1482). Sie wuchs am Heidelberger Hof im Umkreis der bereits 1386 gegründeten Universität auf und war auch eng mit der Gründung der Universität Freiburg (1457) durch ihren zweiten Mann, Erzherzog Albrecht VI. von Österreich (1418-1463) verbunden. Nun stimmte sie der Übertragung der Pfründen des Sindelfinger Chorherrenstifts an die Universität Tübingen zu und schuf so erst die materielle Grundlage für die Gründung der Universität.

Quelle:

UAT U 1a

Literatur: