Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 3/2014: Leute

Begeisternder Lehrer und Kenner der romanischen Sprachen

Zum Tode von Professor Dr. Peter Koch ein Nachruf von seinen Schülerinnen und Schülern

Am 7. Juli 2014 ist der Romanist Professor Dr. Peter Koch völlig unerwartet im Alter von 63 Jahren verstorben.

Seit 1996 war Peter Koch Inhaber des Tübinger Lehrstuhls für Romanische Philologie mit dem Schwerpunkt Sprachwissenschaft des Französischen und Italienischen, er konnte sich jedoch für alle romanischen Sprachen begeistern, auch die kleineren: Das Sardische war eine seiner großen Leidenschaften.

Nach dem Studium der Fächer Romanistik und Latein an den Universitäten Göttingen, Poitiers und Freiburg promovierte er in Freiburg 1979 über französische Verbvalenz. In Freiburg prägte er maßgeblich den dortigen Sonderforschungsbereich über Mündlichkeit und Schriftlichkeit und habilitierte sich 1987 über Diskurstraditionen am Beispiel altitalienischer Brief- und Redemodelle. Im Jahr 1988 wurde er auf eine Professur in Mainz berufen, 1990 auf einen Lehrstuhl an der FU Berlin; 1996 wechselte er schließlich nach Tübingen, wo er eines der aktivsten Mitglieder der sprachwissenschaftlichen Sonderforschungsbereiche und weiterer Forschungsverbünde der Philosophischen Fakultät war. Gastprofessuren führten ihn unter anderem nach Neapel, an die Pariser Sorbonne und an die Ecole Normale Supérieure nach Lyon. Seit 2007 war er ordentliches Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.

Die Romanistik verliert mit Peter Koch ihren vielleicht einflussreichsten und international renommiertesten Sprachwissenschaftler, der in vielfältigen Gebieten außerordentlich originell und produktiv war. Seine Arbeiten zu Mündlichkeit und Schriftlichkeit und der von ihm theoretisch fundierte Begriff der Diskurstradition haben zwei Forschungsparadigmen eröffnet, die auch über die Romanistik hinaus von Bedeutung sind. Zudem hat Peter Koch die neuere lexikalische und kognitive Semantik und die lexikalische Sprachtypologie maßgeblich geprägt. Er hat zahlreiche Studierende für die Wissenschaft begeistern können und sich unermüdlich für den wissenschaftlichen Nachwuchs eingesetzt.

Seine Schülerinnen und Schüler, seine Kollegen und Freunde verlieren einen fürsorglichen, inspirierenden und großzügigen Lehrer und einen geliebten Freund.