Auf die Frage, was ein Auszubildender für den Beruf des Biologielaboranten mitbringen sollte, nennt Detlinde Futter-Bryniok als erstes spontan: „Teamfähigkeit, ohne die geht es nicht.“ Gleich folgen noch „naturwissenschaftliche und feinmotorische Begabung, die Fähigkeit zum sauberen und genauen Arbeiten“. Die technische Assistentin am Lehrstuhl für Infektionsbiologie von Professor Dr. Andreas Peschel am Interfakultären Institut für Mikrobiologie und Infektionsmedizin (IMIT) muss es wissen – bereits seit zwölf Jahren bildet sie Biologielaborantinnen und Biologielaboranten aus. Sanja Popovic, Darya Belikova und Madeleine Spahmann ergänzen: „Eine außerordentliche Portion Neugier auf immer Neues in der Forschung, Geduld und Freude an der Problembewältigung.“ Auch sie müssen es wissen, sie sind Auszubildende bei Detlinde Futter-Bryniok.
Etwa zwei Drittel ihrer Lehrzeit verbringen die Auszubildenden im Labor der Universität, ein Drittel in der Berufsschule in Karlsruhe im Blockunterricht. „Hier in der großen Abteilung mit fast 50 Personen können wir in der Laborausbildung viele Themen selbst abdecken: Mikrobiologie, darunter auch das Arbeiten mit infektiösen Erregern, das Arbeiten mit Zellkulturen, in der Molekularbiologie und Tierphysiologie“, erklärt Futter-Bryniok. Bei kleineren Labors müsste die Berufsschule mehr Bereiche abdecken.
Zunächst erlernen die Auszubildenden Grundtechniken wie das Pipettieren, also das Aufnehmen oder Zugeben exakt abgemessener kleiner Flüssigkeitsmengen, das Abwiegen von Chemikalien mit der Feinwaage und das Ansetzen von Lösungen und Puffern sowie von Nähr- und Aufbewahrungsflüssigkeiten für Zellkulturen und Bakterien. Hinzu kommt steriles Arbeiten an der sogenannten Clean Bench, einer Werkbank, die durch Glaswände und Luftabzug möglichst keimfrei gehalten wird. Dort werden zum Beispiel die Zellkulturen zur Vermehrung in Glaskolben mit frischem Nährmedium eingebracht oder Bakterien auf Agarplatten in Petrischalen überimpft. Weitere Themen sind Arbeitsschutz beim Umgang mit Krankheitserregern oder auch gentechnisch veränderten Organismen.
„Danach werden die Auszubildenden einem Doktoranden oder Postdoktoranden zugeteilt und arbeiten im Team mit“, sagt Futter-Bryniok. „Dort erhalten sie eine gute Anleitung für die anstehenden Aufgaben, das ist natürlich im Interesse der ganzen Gruppe wichtig bei den Experimenten. Und für die Doktoranden ist das Delegieren von bestimmten Arbeiten auch eine gute Übung.“ Mehr über den Hintergrund der laufenden Studien erfahren die Auszubildenden auch bei den wöchentlichen Seminaren des ganzen Lehrstuhls. „Es macht Spaß, immer etwas Neues zu lernen und mit der Zeit immer selbständiger zu werden“, sagt Sanja. „Und bei allen Experimenten mitzudenken“, ergänzt Madeleine.
Der Laboralltag bringt allerdings auch einige Herausforderungen mit sich. „Wir arbeiten im Großraumlabor, die Benches sind immer doppelt besetzt. Man muss sich gut konzentrieren können“, sagt Detlinde Futter-Bryniok. Und einige unbeliebte Arbeiten gibt es auch. Die Hitliste führt hier der Spüldienst an, den auch die Auszubildenden gelegentlich übernehmen müssen.
Alle drei Auszubildenden haben sich zuvor über Praktika, wie etwas das BOGY-Praktikum in der Schule, einen Eindruck von der Laborarbeit verschafft und sind mit ihrer Wahl sichtlich zufrieden – bis hin zum Appetit auf mehr: Sanja Popovic möchte anschließend Medizin studieren, und auch Madeleine Spahmann zieht ein Studium in Erwägung: „Medizin, Biologie oder vielleicht auch Molekulare Medizin kämen in Frage“, sagt sie. Dagegen will Darya Belikova im Anschluss an die Ausbildung auch als Biologielaborantin arbeiten.
„Die Universität macht in der Regel nur Ausbildungsverträge. Man muss Glück haben, dass gerade passend eine Stelle frei wird“, sagt Detlinde Futter-Bryniok. Die Aussichten auf eine Stelle beurteilt sie dennoch als sehr gut. „Bisher hatten unsere Auszubildenden keine Probleme unterzukommen. Es gibt neben der Universität auch die Tübinger Max-Planck-Institute als Arbeitgeber und sehr viele Biotechnologieunternehmen in der Region“, sagt sie.
Die Ausbildung zur Biologielaborantin oder zum Biologielaboranten dauert dreieinhalb Jahre. Bei Auszubildenden mit Abitur kann ein halbes Jahr erlassen werden, bei sehr guten oder guten Noten in der Berufsschule ein weiteres halbes Jahr. Die Bewerberinnen und Bewerber kommen direkt von der Schule, aber es seien häufig auch Studienabbrecher dabei, die stärker praktisch tätig werden wollen, sagt Detlinde Futter-Bryniok. Der hohe praktische Anteil schon in der Ausbildung unterscheidet die Biolaboranten auch von den biologisch-technischen Assistenten (BTA). Technische Assistenten, auch in der Fachrichtung Medizin (MTA) und Chemie (CTA), werden vollständig an speziellen Berufsfachschulen ausgebildet. Obwohl die biologisch-technischen Assistenten zumindest zu Beginn der Berufstätigkeit häufig ein höheres Gehalt bekommen, wird die duale Ausbildung der Biologielaboranten in Schule und Betrieb nach Beobachtung von Futter-Bryniok zunehmend beliebter. Insgesamt interessieren sich deutlich mehr Frauen als Männer für diese Ausbildung.
Janna Eberhardt
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