Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 3/2023: Leute

Neu berufen an die Universität Tübingen


Juniorprofessorin Ana Rita Brochado

Juniorprofessur für Drug-Microbiome Interaction (Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät)

Im April hat Ana Rita Brochado ihre Juniorprofessur für Drug-Microbiome Interaction an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät angetreten. 

Brochado hat an der Universität Lissabon Biological Engineering studiert und von 2008 bis 2012 an der Technischen Universität von Dänemark promoviert. Als Postdoc ging sie an das European Molecular Biology Laboratory in Heidelberg. 2019 gründete sie mit der Förderung durch ein Emmy-Noether-Programm ihre eigene Nachwuchsgruppe an der Universität Würzburg zur Erforschung der Wirkung von Antibiotika auf wichtige krankheitserregende Bakterien. Die Hector Fellow Academy nahm Brochado 2020 in ihr Förderprogramm auf, 2021 ehrte die Universität Würzburg sie für ihre Forschung mit dem „Röntgen-Preis“ für herausragende Leistungen junger Forschender. 

Ana Rita Brochado geht in ihrer Arbeit der Frage nach, welchen Einfluss das gesamte Umfeld auf die Wirkung von Antibiotika hat. Denn längst ist klar, dass nicht nur die Art und Dosierung von Antibiotika über die Wirkung auf Bakterien entscheidet, sondern auch andere Bakterien und Substanzen. Beispielsweise verbessert Vanillin die Wirkung von Antibiotika auf das Bakterium Escherichia coli, eine der häufigsten krankheitserregenden Bakterien unserer Zeit. Auch die genetische Konstellation von krankheitserregenden Bakterien kann die Wirkung von Antibiotika beeinflussen. Das gilt auch für bestimmte genetische Bausteine im Immunsystem von Bakterien, die sie vor Bakteriophagen, also feindlichen Viren, schützen. Diese genetischen Bausteine beeinflussen beispielsweise erheblich die Wirksamkeit von Antibiotika zur Bekämpfung des Cholera-Erregers Vibrio cholerae, wie Brochado und Team in einem kürzlich veröffentlichen Artikel nachweisen konnten.

Mit ihrer Arbeitsgruppe kombiniert Brochado verschiedene Ansätze aus der Systembiologie, zum Beispiel Experimente mit über 4000 Bakterien-Kolonien und über 3000 chemischen Wirkstoffen. Die molekularbiologischen Analyse können auch Hinweise darauf geben, wie Resistenzen gegen Antibiotika durch eine Kombination unterschiedlicher Wirkstoffe überlistet werden können. 

Tilman Wörtz


Professorin Dr. Katrin Giel

Professur für Translationale Psychotherapieforschung (Medizinische Fakultät)

Katrin Giel hat ihre Professur im April an der Medizinischen Fakultät angetreten. Darüber hinaus ist Giel Forschungsleiterin der Abteilung Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Tübingen.

Katrin Giel ist seit 2021 als Principal Investigator im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung Forschung (BMBF) geförderten Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit am Standort Tübingen tätig. Ihr Studium der Psychologie absolvierte sie von 2000 bis 2006 an der Universität Tübingen und der University of Queensland in Brisbane, Australien. Bereits nach ihrem Abschluss arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie als Projektmitarbeiterin in der vom BMBF geförderten Multicenterstudie ANTOP im Rahmen des BMBF-Forschungsverbundes EDNET (Eating Disorders Diagnostic and Treatment Network). Nach ihrer Promotion 2010 wurde Giel ein Jahr später Arbeitsgruppenleiterin der AG Neurobiologie des Ess- und Bewegungsverhaltens am Universitätsklinikum Tübingen. Nach zwei kurzen Stippvisiten als Visiting Scientist am Institute of Psychiatry am King’s College London wechselte sie Mitte 2014 als wissenschaftliche Mitarbeiterin in die Abteilung für Allgemeine Klinische Medizin und Psychosomatik des Universitätsklinikums Heidelberg. 2016 kehrte sie an ihre alte Tübinger Wirkungsstätte zurück und nahm den Ruf als W2-Professorin für Psychobiologie des Essverhaltens an der Medizinischen Fakultät an.

Katrin Giels wissenschaftlicher und klinischer Fokus liegt in der Weitentwicklung innovativer Diagnostik- und Interventionsansätze für Patienten und Patientinnen mit psychischen Erkrankungen mit besonderem Schwerpunkt auf Ess- und Gewichtsstörungen. Giel und ihr Forschungsteam beschäftigen sich insbesondere mit Mechanismen der Regulation des Essverhaltens, des Körpergewichts und des Körperbildes über das gesamte Gewichtsspektrum und verfolgen einen translationalen Ansatz, indem sie basierend auf ihren Befunden innovative Interventionen für Menschen mit Ess- und Gewichtsstörungen entwickeln. Ihre Methoden reichen von der Psychotherapie über virtuelle Realitätsanwendungen und Trainingsansätze bis zu nicht-invasiven Hirnstimulationsverfahren.

Steven Pohl


Juniorprofessor Dr. Balthasar Grabmayr

Juniorprofessur für Logik (Philosophische Fakultät) 

Mathematik klingt für viele Menschen kompliziert, Philosophie auch. Balthasar Grabmayr macht gleich beides zusammen: Philosophie der Mathematik. Aber wenn er über seine Disziplin redet, klingt es gar nicht so kompliziert. Er fragt sich zum Beispiel, was eigentlich eine Zahl ist. Oder wo die Grenzen von Sätzen liegen, die in mathematischen Systemen bewiesen werden können. Und was bedeutet das für die Grenzen der Rechenleistung von Computern?

Wie Grabmayrs Forschung, so bewegt sich auch sein Werdegang zwischen Philosophie, Mathematik und Informatik. Eigentlich wollte der geborene Wiener klassische Musik studieren. Doch er kam vorher seiner Faszination für Musik auf den Grund: Es war ihre Struktur. Und weil Mathematik die Wissenschaft der Struktur ist, entschied er sich gleich für dieses Studienfach. In Berlin erwarb er 2014 einen Masterabschluss in Mathematik an der Humboldt-Universität. Anders als seine Kommilitonen interessierte er sich nicht so sehr für die Anwendung der Mathematik, sondern für ihre Voraussetzungen. In Grabmayrs Worten ausgedrückt: Er wollte den ganzen Wald betrachten, nicht nur einzelne Bäume. So promovierte er von 2015 bis 2021 an der Humboldt-Universität in Philosophie. Daran schloss er einen Aufenthalt in Tel Aviv als Postdoc für Informatik an der Blavatnik School of Computer Science an. Ab Oktober 2021 war er außerdem Azrieli Postdoctoral Fellow an der philosophischen Fakultät der Universität Haifa.

Balthasar Grabmayr bewegt sich im Grenzbereich zwischen Philosophie, Mathematik und Informatik. Seit April 2023 vereint er diese drei Interessen als Juniorprofessor für Logik an der Philosophischen Fakultät der Universität Tübingen.

Tilman Wörtz


Juniorprofessorin Emily Mae Graf

Juniorprofessur für Sinologie (Philosophische Fakultät) 

Emily Mae Graf hat im April 2023 ihre Juniorprofessur für Chinesische Sprache, Literatur und Kultur an der Universität Tübingen angetreten. Graf war von 2021 bis 2023 an der Freien Universität Berlin Postdoktorandin am Friedrich-Meinecke-Institut im Bereich Globalgeschichte und von 2018 bis 2021 am Institut für Chinastudien. Sie wurde 2018 an der Universität Heidelberg promoviert mit einer Analyse der institutionellen Geschichte von Autorenmuseen in der Volksrepublik China, der DDR und Taiwan. Während eines Visiting-PhD Fellowship von 2013 bis 2014 an der Renmin University of China in Peking führte sie Feldforschung an zahlreichen Museen durch. Dabei interessierte sie vor allem die Darstellung von Werk und Leben der überaus einflussreichen Autoren Lu Xun und Lai He in Museen in der Volksrepublik China und Taiwan.
 
Emily Grafs Forschungsinteressen umfassen chinesische Literatur in einem globalen Kontext und Kulturpolitik in der Volksrepublik China und Taiwan. In ihrer aktuellen Forschung beschäftigt sie sich mit der visuellen, konzeptionellen und kulturellen Geschichte der sogenannten Barfußärzte in der Volksrepublik. Gemeint sind damit Bauern, die durch eine mehrmonatige Ausbildung Grundwissen in Hygiene und Gesundheitsfürsorge vermittelt bekamen und auf dem Land Patienten behandelten. Darstellungen zeigen oft, wie sie mit einem mobilen Medizinkoffer Patienten in entlegenen Gebieten behandeln. Sie waren also in der Theorie „halb Bauern, halb Ärzte“. Speziell in der Kulturrevolution Maos wurde der Begriff „Barfußärzte“ geprägt. Er leitet sich von Bauern im Süden Chinas ab, die bei der Feldarbeit in gefluteten Reisfeldern keine Schuhe trugen.  

Tilman Wörtz


Professor Dr. Andreas Daniel Hartkopf

Professur für Translationale Gynäkoonkologie (Medizinische Fakultät)

Andreas Daniel Hartkopf hat im Juni seine Professur für Translationale Gynäkoonkologie an der Medizinischen Fakultät angetreten. Außerdem wird er als Ärztlicher Direktor das Forschungsinstitut für Frauengesundheit sowie die Medikamentöse Tumortherapie in der Universitäts-Frauenklinik leiten.

Daniel Hartkopf leitete ab 2022 den Bereich Konservative Gynäkoonkologie an der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Universitätsklinikums Ulm. Sein Studium der Humanmedizin absolvierte er an der Medizinischen Fakultät Heidelberg und der Université Denis Diderot, Paris. Darüber hinaus hält er einen Master in Health Care Management von der Universität Heidelberg. Nach seiner Promotion am Deutschen Krebsforschungszentrum arbeitete er zunächst zwei Jahre als Assistenzarzt in der Medizinischen Universitätsklinik in Heidelberg. Tübingen ist Hartkopf noch in guter Erinnerung: Von 2009 bis Januar 2022 war er zunächst als Assistenzarzt, dann als Oberarzt im Department für Frauengesundheit tätig. Zudem leitete er die Sektion für Translationale und Systemische Gynäkoonkologie von 2019 bis zu seinem Wechsel nach Ulm.

Hartkopfs klinischer und wissenschaftlicher Schwerpunkt liegt in der Senologie sowie in der medikamentösen Therapie von Brustkrebs und gynäkologischen Krebserkrankungen. Er forscht schwerpunktmäßig auf dem Gebiet der personalisierten Krebsmedizin und der Entwicklung von prognostischen und therapierelevanten Biomarkern. In der Forschung beobachtet Hartkopf außerdem die molekularen Veränderungen im Blut, die als Vorboten eine Krebserkrankung oder auch das Fortschreiten einer Krebserkrankung ankündigen können.

Steven Pohl


Juniorprofessorin Dr. Luise von Keyserlingk

Juniorprofessur für Learning and Instruction (Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät) 

Luise von Keyserlingk hat zum Sommersemester 2023 ihre Tenure-Track-Professur für Learning and Instruction am Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung angetreten. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Themenbereichen Motivation, Selbstreguliertes Lernen, Bildungsentscheidungen und mentale Gesundheit. Dabei betrachtet sie vor allem bei Studierenden und bei Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe, welche individuellen und kontextuellen Faktoren förderlich oder hinderlich für eine positive Entwicklung in Schule, Studium und während Bildungsübergängen sein können.

Ein zentrales Anliegen ihrer Forschung ist die Kombination multipler Datenquellen aus realen Bildungskontexten, wie zum Beispiel Selbstberichte aus Survey-Daten, digitale Verhaltensspurdaten aus Lernmanagementsystemen und administrative Daten, um Motivation, Lernerfolg, und die psychosoziale Entwicklung von Lernenden in authentischen Lernumgebungen zu erforschen. 

Ihr Diplom in Psychologie erhielt Luise von Keyserlingk 2015 von der Technischen Universität Dresden. Für ihre Doktorarbeit forschte sie am Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation in Berlin (DIPF) und wurde 2019 im Fach Psychologie an der Goethe-Universität Frankfurt promoviert. Von 2019 bis 2021 arbeitete sie als Postdoktorandin an der University of California, Irvine. Von 2021 bis zu ihrem Ruf nach Tübingen war sie als akademische Rätin an der Technischen Universität Dortmund tätig.

Tilman Wörtz


Professorin Dr. Megan R. Luke

Professur für Kunst der Moderne und Gegenwart (Philosophische Fakultät)

Megan R. Luke hat am 1. Juli ihre Professur für die Kunst der Moderne und Gegenwart am Kunsthistorischen Institut der Universität Tübingen angetreten. Ihre Forschungs- und Lehrtätigkeit konzentriert sich auf die Geschichte der modernen Kunst, Architektur und Kunsthistoriographie im 19. und 20. Jahrhundert, insbesondere in Deutschland und den Vereinigten Staaten. Ihre Publikationen kreisen um die gemeinsamen Geschichten der Abstraktion, der Collage und der Fotografie, mit besonderem Interesse an Kunstreproduktion, Skulptur, Exilstudien und Theorien des Bildes.

Megan Luke ist in Los Angeles, Kalifornien, geboren. Sie erhielt ihren B.A. von der Yale University und ihren M.A. von der Harvard University in Kunstgeschichte und Geschichte der Architektur. An der Universität Harvard wurde sie 2009 promoviert. Ab 2011 lehrte und forschte sie zuerst als Assistant Professor, dann als Associate Professor an der University of Southern California und arbeitet weiterhin mit Kollegen des dortigen Visual Studies Research Institute am Forschungsprojekt "Images Out of Time: Visual and Material Culture in the Digital Age" zusammen, das vom National Endowment of the Humanities gefördert wird. In Zusammenarbeit mit Anthropologen, Religionswissenschaftlern, Historikern und Literaturwissenschaftlern plant sie, diese internationale und interdisziplinäre Partnerschaft in ihrer Lehre und Forschung in Tübingen fortzusetzen und auszubauen. 

Sie war mehrmals eingeladene Wissenschaftlerin bei eikones − Zentrum für die Theorie und Geschichte des Bildes, Universität Basel, sowie als Stipendiatin der Alexander von Humboldt-Stiftung an der Freien Universität, Berlin. Außerdem ist sie Autorin von Kurt Schwitters: Space, Image, Exile (Chicago, 2014), Mitherausgeberin von Photography and Sculpture: The Art Object in Reproduction (Getty, 2017) und Herausgeberin von Kurt Schwitters, Myself and My Aims: Writings on Art and Criticism (Chicago, 2021). 

Tilman Wörtz


Professor Dr. Georg Martius

Professur für Distributed Intelligence (Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät)

Georg Martius erforscht Lernverfahren für Roboter, damit diese in Zukunft flexibel neue Aufgaben übernehmen können und dem Menschen bei vielen Aufgaben helfen. Besonders spannend findet er, das Konzept des spielerischen Lernens vom Mensch auf Roboter zu übertragen. Dazu erforscht er mit seiner Arbeitsgruppe mathematische Beschreibungen von innerem Antrieb und effizienten Lernverfahren, die aus Belohnungssignalen nach und nach ihr Verhalten verbessern.

Neben Computersimulationen benutzt Georg Martius unter anderem Roboter, die wie dünnbeinige Hunde ohne Kopf aussehen. Sie lernen Laufen ganz ohne vorprogrammierte Codes, setzen ein dünnes Bein vor das andere, anfangs zögerlich und mit einigem Umfallen. Doch nach ein paar Stunden Versuch und Irrtum bewegt sich der vierbeinige Roboter immer flüssiger, auch rückwärts und seitwärts. Selbst ein Salto konnte erlernt werden. Die Konstruktionspläne des 3D-gedruckten Roboters als auch der Code der Algorithmen sind frei im Internet veröffentlicht. 

Maschinelles Lernen ermöglicht Robotern das eigenständige Erlernen von komplizierten Bewegungsabläufen. Georg Martius geht davon aus, dass In Zukunft Roboter zunehmend so gesteuert statt mühsam präzise programmiert zu werden.  Künstliche Intelligenz setzt Georg Martius auch ein, um Fingern einer Roboterhand aus Stahl, Drähten und Silikon das „Fühlen“ und damit feinfühlige Greifen zu ermöglichen.

Martius studierte in Leipzig Informatik und machte im Jahr 2005 sein Diplom. Anschließend ging er an das Bernstein Center for Computational Neuroscience in Göttingen und wurde im Jahr 2009 mit summa cum laude für seine Arbeit über selbstlernende Systeme promoviert. Anschließend arbeitete er am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen und am Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften in Leipzig als Postdoc.  Nach einem zweijährigen Aufenthalt am Institute for Science and Technology Austria nördlich von Wien kam er nach Tübingen ans Max-Planck-Institut für intelligente Systeme und leitete dort seit 2017 eine Nachwuchsgruppe. Seit April dieses Jahres ist er W3- Professor für Distributed Intelligence am Institut für Informatik der Universität Tübingen. 

Tilman Wörtz


Professor Dr. André L. Mihaljevic

Professur für Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie (Medizinische Fakultät)

André L. Mihaljevic hat Anfang Juli seine Professur für Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie an der Medizinischen Fakultät angetreten.

Mihaljevic hat Medizin und Molekularbiologie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg studiert. Proviert wrude er am Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung in Heidelberg im Bereich der Neurowissenschaften. Für seine biologische Masterarbeit hat er an den National Institutes of Health in den USA geforscht. Auch für das praktische Jahr war er in den USA: am Duke University Medical Center in Durham und an der Harvard University in Boston. Seine Assistenzarztzeit hat er an der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie der Universität Heidelberg sowie an der Chirurgischen Klinik und Poliklinik des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München verbracht. Seine Fach- und Oberarztzeit verbrachte Mihaljevic in Heidelberg an der Universitätsklinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie in Heidelberg. Von Oktober 2020 bis zu Berufung an die Universität Tübingen war er leitender Oberarzt an der Klink für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Universitätsklinikum Ulm. 

Chirurgisch ist André L. Mihaljevic seit vielen Jahren in der gesamten Breite seines Faches und insbesondere in der Krebschirurgie engagiert. Hier hat er sich durch die Anwendung minimalinvasiver Techniken („Schlüsselloch-Chirurgie“) und innovativer Operationsmethoden sowie die Etablierung der robotischen Chirurgie einen Namen gemacht. Mit der Anwendung robotischer Techniken besteht zunehmend die Möglichkeit, komplexe krebs- und transplantationschirurgische Eingriffe minimalinvasiv/robotisch durchzuführen. Dieses Portfolio möchte er neben der Weiterführung der offenen Chirurgie in seiner gesamten Breite in Tübingen etablieren.

In der Forschung hat sich Mihaljevic mit klinischen Studien zu patientenrelevanten chirurgischen Fragenstellungen sowie der Patienten-Involvierung profiliert. Seine Arbeit wurde und wird neben öffentlichen Förderungen (DFG, BMBF) auch von Stiftungen (z.B. Robert-Bosch-Stiftung) unterstützt. Neben dem Ausbau eines patienten-zentrierten klinischen Studienzentrums in der Chirurgie steht der Aufbau einer starken translationalen Forschung in Zusammenarbeit mit der Klinik für Gastroenterologie im Vordergrund. Als drittes Standbein möchte Mihaljevic die Möglichkeiten des Tübinger Standorts in der Digitalisierung und insbesondere KI-Anwendungen in der Chirurgie nutzen. Diese Forschungsschwerpunkte dienen dem übergeordneten Ziel, eine evidenzbasierte, patientenorientierte und personalisierte Chirurgie zu etablieren.

André L. Mihaljevic ist seit vielen Jahren in der Medizindidaktik tätig und hat 2019 den Ars-legendi-Preis für medizinische Lehre erhalten. Im Medizinstudium strebt er die Etablierung innovativer Lehrmethoden an. Als besondere Schwerpunkt möchte er die interprofessionelle Ausbildung zusammen mit der Pflege und anderen Gesundheitsberufen am Standort Tübingen stärken. Darüber hinaus wird er sich gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen in Tübingen an der Neustrukturierung des Medizinstudiums im Rahmen der kommenden Approbationsordnung engagieren. Von besonderer Wichtigkeit ist die chirurgische Weiterbildung der Assistenzärztinnen und -ärzte, die in Deutschland verbesserungswürdig ist. Hier möchte Tübingen als Vorreiter ein international sichtbares, strukturiertes Weiterbildungscurriculum etablieren, um erfolgreich die akademischen Chirurginnen und Chirurgen von morgen auszubilden.

Steven Pohl


Professorin Dr. Cristina Murer

Professur für Klassische Archäologie (Philosophische Fakultät) 

Zum Sommersemester 2023 hat Cristina Murer ihre Professur für Klassische Archäologie an der Philosophischen Fakultät angetreten. Sie ist in dieser Funktion auch zuständig für die Gipsabguss- und Antikensammlung des Instituts für Klassische Archäologie im Schloss Hohentübingen. 

Cristina Murer hat in Bern und Rom Klassische Archäologie studiert und wurde 2013 an der Universität Amsterdam promoviert. Ihre Doktorarbeit untersucht Ehrenstatuen römischer Bürgerinnen und ihre Aufstellung in römischen Städten. Diese waren zunächst kaum auf öffentlichen Foren aufgestellt, sondern standen vor allem innerhalb von Familiengruppen oder im Umkreis von Heiligtümern. Von 2013 bis 2017 arbeitet Cristina Murer als wissenschaftliche Mitarbeiterin und anschließend als Post-Doctoral Fellow am Institut für Klassische Archäologie der Freien Universität Berlin. In dieser Zeit war sie auch Academic Visitor am Oxford Centre for Late Antiquity der University of Oxford. Durch die Einwerbung eines Ambizione-Grants des Schweizerischen Nationalfonds konnte sie ab 2018 an der Universität Bern ein eigenes Projekt über Plünderungen von Gräbern in der Spätantike starten („Plundering, Reusing and Tranforming the Past“). 2022 übernahm sie die Vertretung des Lehrstuhls für Klassische Archäologie an der Universität Berlin, die ihr auch die Lehrbefugnis erteilte.  Ab Oktober 2022 folgte die Vertretung des Lehrstuhls für Klassische Archäologie an der Universität Freiburg. 

In Tübingen setzt Cristina Murer ihre Forschungen zu Grabplünderungen und der damit verbundenen Wiederverwendung von Grabdekor fort. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Wiederverwendung von Gräberspolien in spätantiken Kontexten (Thermen, Stadtmauern, aber auch in Privathäusern), um daraus Rückschlüsse auf veränderte ästhetische Normen zwischen dem 4. und 6. Jahrhundert zu ziehen. Eine Monographie von Cristina Murer zu diesem Thema wird demnächst bei Oxford University Press erscheinen.

Tilman Wörtz


Professor Dr. Maximilian Niyazi

Professur für Radioonkologie (Medizinische Fakultät)

Maximilian Niyazi hat zum Juni seinen Dienst an der Medizinischen Fakultät angetreten. Außerdem wird er als Ärztlicher Direktor die Universitätsklinik für Radioonkologie mit Poliklinik leiten.

Niyazi war seit 2017 stellvertretender Direktor der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie des LMU Klinikums München. Neben seinem Studium der Humanmedizin an der Medizinischen Fakultät der Universität Tübingen, das er 2009 mit seiner Promotion abschloss, absolvierte er parallel ein Diplomstudium der Physik, das er im gleichen Jahr erfolgreich beendete. Nach der Promotion führte ihn sein Weg an die LMU München, wo er ab Juli 2009 als Assistenzarzt und wissenschaftlicher Mitarbeiter seine klinische Karriere an der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie begann. 2017 führte ihn seine akademische Laufbahn für ein halbes Jahr als Research Fellow nach Boston an das Massachusetts General Hospital der Harvard Medical School.

Sein klinischer und wissenschaftlicher Schwerpunkt liegt in klinischen Studien, Hochpräzisionsbestrahlung, MR-adaptiver Bestrahlung und entitätenbezogen in der Neuroonkologie sowie der gastrointestinalen Onkologie. Er beherrscht die komplette Breite des Fachgebiets und arbeitet eng mit allen onkologischen Kernfächern zusammen, um eine multidisziplinäre Herangehensweise sicherzustellen. Darüber hinaus ist Maximilian Niyazi aktives Mitglied der "EORTC Brain Tumor Group", wo er in den Komitees für Qualitätssicherung und Strahlentherapie tätig ist. Er ist außerdem Leiter der europäischen ZNS-Fokusgruppe und koordiniert die Leitliniengruppe der European Society Radiation Oncology (ESTRO).

Steven Pohl