Uni-Tübingen

Adventskalender 2016

Schätze aus der Universitätsbibliothek und dem Universitätsarchiv

7. Dezember: Ins Stammbuch geschrieben

Stammbuch von Friedrich Christoph Mayer 1781-1788 (Universitätsarchiv)

Das Titelblatt des Stammbuchs zeigt das Portrait eines eleganten jungen Mannes vor einer Landschaftskulisse. Es ist das Bildnis des Eigners des Buches, des spätere Amtmannes Friedrich Christoph Mayer. Er wurde am 2. November 1762 in Ludwigstal bei Tuttlingen als Sohn eines Hochfürstlich Hohenzollern-Sigmaringischen Rats und Bergverwalters des Eisen- und Schmelzwerks im Lauchertal geboren. Im Jahr 1780 nahm er das Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Tübingen auf. Ganz im Stil der Zeit haben sich die Studienfreunde Mayers, aber auch Familienmitglieder mit getuschten Silhoutten oder Silhouttenumrissen und einer persönlichen Widmung verewigt. Mayer wirkte als Amtmann und Konsulent in den Ritterkantonen Kraichgau und Odenwald. Als Abgeordneter für das Oberamt Heilbronn in der württembergischen Ständeversammlung trat er für die Wiederherstellung der ständischen Verfassung Altwürttembergs ein. Von 1830-1831 gehörte er als Abgeordneter dem württembergischen Landtag an. Er verstarb am 7. März 1841 in Stuttgart.

Heute sind Stammbücher eher aus der Mode gekommen, von der Mitte des 16. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hatten sie einen festen Platz in der studentischen Kultur. Seinen Ursprung nahm der Brauch wohl um die Mitte des 16. Jahrhunderts an der Universität Wittenberg. Unter den Studenten der beiden großen Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanchthon entstand der Wunsch ein Werk zu besitzen, das Luther oder Melanchthon eigenhändig mit einer Widmung versehen hatten. Dieses Buch wurde dann auch Freunden vorgelegt, mit der Bitte es mit einer Widmung zu versehen. Stammbücher verbreiten sich in fast allen Bevölkerungsschichten und begleiteten die Besitzer auf Reisen oder auch auf Gesellenwanderungen. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts erlebt das Stammbuch einen Wandel: es wird stationär, die Einträge werden poetischer und der Brauch wird überwiegend von Frauen und Kindern gepflegt. Aus dem Stammbuch wird das Poesiealbum.

Das Universitätsarchiv und die Universitätsbibliothek Tübingen besitzen eine Sammlung von Stammbüchern aus dem 16. bis 19. Jahrhundert. Diese geben Informationen über soziale Netzwerke, erlauben es Lebenswege nachzuvollziehen und unterrichten mit ihren Illustrationen über das Studenten- und Kavaliersleben früherer Jahrhunderte. Einige Beispiele sind auch online einsehbar: http://idb.ub.uni-tuebingen.de/digitue/tue/Stammbuecher.

Quelle:

UAT S 127/57

Literatur: