Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 1/2010: Studium und Lehre

Studium unterm Tafelberg

Florian Hage verbringt sein Auslandsjahr in Südafrika. Er studiert an der University of Cape Town, einer Partneruniversität der Universität Tübingen. Seine Entscheidung hat er zu keiner Zeit bereut: das Studienangebot ist sehr vielfältig, er hat viel Kontakt zu südafrikanischen Kommilitonen und dann gibt es noch die unzähligen Freizeitangebote und die traumhaften Strände rund um Kapstadt zu entdecken.

Mein Auslandsjahr in Südafrika an der University of Cape Town (UCT) geht zu Ende – und ich kann allen Studierenden nur empfehlen, ein Semester oder Jahr in Kapstadt zu verbringen. Ich studiere an der UCT Economics und Business Administration, was bei uns in etwa Volks- und Betriebswirtschaft entspricht.

Gegründet 1829, ist die UCT die älteste Universität Südafrikas. Mit über 23.000 Studierenden ist sie gleichzeitig die größte südafrikanische Hochschule. Der Anteil nicht-weißer Studierender liegt bei knapp über 50 Prozent. Eindrucksvoll ist auch der Anteil internationaler Studenten: Jeder fünfte Studierende ist 'international' und repräsentiert eine von über 100 an der UCT vertretenen Nationen. Zu Recht kann man sagen, dass die UCT ein Spiegel der "Regenbogen-Nation" ist.

Alle meine Kurse an der UCT sind angesiedelt an der Faculty of Commerce, der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät. Das Kursangebot ist sehr groß und reicht von Grundlagenkursen bis hin zu Afrika-spezifischen Fragestellungen, wie "Economics of AIDS in Africa".

Ein zentraler Unterschied zum Studium in Deutschland ist, dass neben Tutorien häufig Hausarbeiten, englisch Assignments, oder Projekte eingereicht werden müssen – oft als Gruppenarbeit. Als Austauschstudent schätze ich das sehr, denn das erleichtert den Kontakt zu den südafrikanischen Kommilitonen, baut somit Anonymität ab. Grundsätzlich sind die Lehrveranstaltungen interaktiver und praxisnäher als in Deutschland, was den Stoff anschaulicher macht. In Sachen Ausstattung steht die UCT deutschen Hochschulen in nichts nach.

Außeruniversitäres Engagement ist stark in der südafrikanischen Hochschulkultur verwurzelt und ist eine weitere gute Möglichkeit mit einheimischen Studierenden in Kontakt zu treten und neue Freundschaften zu schließen. Insgesamt 36 Sportclubs und über 80 Vereinigungen, die so genannten “Societies“, stehen den Studierenden der UCT offen. Austauschstudenten dürfen pro Semester drei Angebote kostenlos nutzen. Ich bin Mitglied sowohl im Fitnessstudio als auch bei der Weingesellschaft.

Die größte Herausforderung und zugleich die mit Abstand wertvollste Erfahrung für mich ist die Mitarbeit bei SHAWCO, der "Students' Health and Welfare Centres Organisation", einer von Studierenden der UCT getragenen Nichtregierungsorganisation. Die SHAWCO hat sich die Verbesserung der Qualität des individuellen Lebens in Gesellschaften in der Kapregion zum Ziel gesetzt, insbesondere in den zahlreichen Townships. Ich habe mich auf ein Programm mit dem Namen "Masizikhulise" beworben. Masizikhulise ist das Wort der Xhosa-Volksgruppe für Unternehmertum, englisch Entrepreneurship. Mit vier weiteren Studenten fahre ich ein Mal die Woche für einen Nachmittag in das Township Khayelitsha, in dem geschätzt eine halbe Millionen Menschen leben. Dort unterrichten wir junge Erwachsene in wirtschaftlichen und unternehmerischen Grundfragen und schulen sie rund um das Thema Unternehmertum und Unternehmensgründung, um den Weg in kleine Selbständigkeiten und damit auch die Schaffung neuer Arbeitsplätze zu unterstützen.

In den sechs Sommermonaten locken nach Vorlesungsschluss Natur und Kultur: die zahlreichen Strände rund um Kapstadt können mit öffentlichen Verkehrsmitteln in einer halben bis maximal einer Stunde erreicht werden. Die charakteristische Gebirgskette von Kapstadt lädt zum Klettern und Wandern ein, belohnt wird man dabei mit einer Traumaussicht. Aber auch die Weinregionen der Provinz Westkap, die “Wine Lands“, Konzerte in Parks oder die typischen südafrikanischen Grillpartys, “Braai“ genannt, sind ein Muss. Nachts ist es unbedingt ratsam nicht zu Fuß oder allein unterwegs zu sein, stattdessen ein Taxi zu nehmen – egal, wie kurz die Strecke ist. Wer aber ein paar Grundregeln in puncto Sicherheit beachtet, muss keine Angst haben.

Es ist kein Wunder, dass Südafrika mehr Besucher anzieht, als jedes andere Land südlich der Sahara: Flora und Fauna, surreale Landschaften, pulsierende kosmopolitische Städte oder das Nebeneinanderleben zahlreicher verschiedener Menschen mit ihren Sprachen und Kulturen, sie machen die “Regenbogen-Nation“ und die Faszination dieses Landes aus.

Florian Hage

 

 

Seit dem Jahr 2003 hat die Universität Tübingen eine fakultätsübergreifende Partnerschaft mit der University of Capetown (UCT). Dies ermöglicht pro Semester bis zu drei Studierenden ein Studium an der jeweiligen Partneruniversität. Wer Interesse an einem Auslandsstudium in Südafrika hat, erhält Informationen von Birgit Juresa, Abteilung Austauschprogramme im Dezernat für Internationale Angelegenheiten an der Universität Tübingen. Ansprechpartnerin an der UCT ist Sharon Turner, Kontakt: sharon.turner[at]uct.ac.za. Auch in der Forschung gibt es zahlreiche Kontakte, etwa am Tübinger Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters.