Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 1/2013: Leute

Küng übergibt die Präsidentschaft der Stiftung Weltethos

Neuer Präsident ist Eberhard Stilz, Präsident des baden-württembergischen Staatsgerichtshofs

Dass Hans Küng weltweit berühmt ist, musste auch Rektor Professor Dr. Bernd Engler schon öfters feststellen: Wenn er sich im Ausland vorstelle, sei er schon öfter mit den Worten „You are from Hans Küng‘s University?“ begrüßt worden, sagte er bei seiner Begrüßung. 1995 gründete Professor Hans Küng die Stiftung Weltethos, jetzt übergab er nach 18 Jahren die Präsidentschaft an seinen Nachfolger Eberhard Stilz, Präsident des baden-württembergischen Staatsgerichtshofs. „Mit ihm haben wir einen außerordentlich qualifizierten Mann gefunden, der ausgezeichnet ist durch seinen Lebensweg, seine politische Erfahrung in verschiedenen Positionen und durch seine langjährige Tätigkeit als Richter“, sagte Küng in seiner Abschiedsrede.

Über 500 Gäste, darunter Altbundespräsident Horst Köhler und Ministerpräsident a. D. Erwin Teufel, waren in den Kupferbau gekommen. Trotz des Abschieds aus der Stiftung wollte Küng keine Abschiedsstimmung aufkommen lassen. Er nutzte den Festakt auch, um sich zu bedanken: bei der Universitätsstadt Tübingen, bei seiner Familie, Freunden, Mitarbeitern und Kollegen, bei den Gönnern der Stiftung, aber auch bei der Universität Tübingen: „Für mich persönlich die beste der Welt“, sagte Küng. Er stellte die Grundnormen heraus, auf denen das Prinzip des Weltethos basiert: Unter anderem der Schutz des Lebens, der Schutz des Eigentums und der Schutz der Wahrheit. „Aufgabe des Projekts Weltethos war und ist es, diese Gemeinsamkeit elementarer Grundnormen bewusst zu machen und sie auf heutige Verhältnisse anzuwenden“, sagte Hans Küng. „Ich habe volles Vertrauen, dass auch mein Nachfolger in der Stiftung Weltethos das Bewusstsein für dieses ethische Erbe der Menschen bewahren wird.“


Eberhard Stilz stellte in seiner Eröffnungsrede klar, dass er zwar das Präsidentenamt von Professor Küng übernehme, „damit aber noch nicht einmal im Ansatz auch seine geistige Kraft, sein Wissen, seine Ausstrahlung ersetzen“ könne. „Man kann sich einer solchen Aufgabe, einem solchen Ehrenamt nur stellen, wenn man überzeugt ist von der Idee, die dieser Stiftung zu Grunde liegt“, sagte Stilz. „Überzeugt von ihrer Wichtigkeit, von ihrer Bedeutung für unsere Welt und unser Leben.“ Eberhard Stilz hat in Tübingen Rechtswissenschaften studiert und ist Präsident des Staatsgerichtshofs in Baden-Württemberg. „Recht und Justiz kommen nicht aus ohne ein starkes ethisches Fundament“, erklärte er. Wichtig sei ihm, dass Weltethos nicht doktrinär sei und kein Glaubensersatz sein wolle und kann. „Recht und Ethik beschreiben nicht, wie die Welt ist, sondern wie sie sein soll“, sagte Stilz.


Zu seiner Amtseinführung konnte der neue Präsident gleich eine gute Nachricht verkünden: Die Stiftung Weltethos wird über die nächsten fünf Jahre durch die Karl-Schlecht-Stiftung mit einer jährlichen Summe von etwa 300.000 Euro unterstützt. „Damit ist der Fortbestand der Stiftung gesichert“, sagte Stilz.


Ziel der Stiftung Weltethos ist es interkulturelle und interreligiöse Forschung zu fördern. „Kein Weltfriede ohne Religionsfriede, kein Religionsfriede ohne Religionsdialog, kein Religionsdialog ohne Grundlagenforschung“, erklärte Stiftungsgründer Hans Küng.


Simona Steeger