Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 1/2013: Schwerpunkt

„Durch öffentliche Mittel geförderte Forschungsergebnisse müssen öffentlich zugänglich sein“

Der Senat hat im Februar eine eigene Open Access Policy für die Universität Tübingen verabschiedet. Prorektor Herbert Müther erläutert im Interview, warum die Universität auf Open Access setzt und mit welchen Mitteln.

Warum unterstützt die Universität Tübingen das Publizieren im Open Access?

Die Kosten für die Abonnements wissenschaftlicher Zeitschriften haben insbesondere im Bereich der Lebens- und Naturwissenschaften inzwischen ein Niveau erreicht, dass die Universität Tübingen –genauso wie die meisten anderen internationalen Forschungseinrichtungen – jedes Jahr dazu zwingt, auch sehr wichtige Zeitschriften abzubestellen. Dies führt teilweise zu der absurden Situation, dass man an der Universität Tübingen Artikel, die von Tübinger Wissenschaftlern verfasst sind, nicht lesen kann.

Die Universität Tübingen hält es jedoch grundsätzlich nicht für akzeptabel, dass die Ergebnisse von Forschung, die durch öffentliche Mittel gefördert wurde, aufgrund der hohen Preise für Zeitschriften-Abonnements nicht allgemein zugänglich sind.

Deshalb will die Universität Tübingen gemeinsam mit vielen anderen Universitäten und praktisch allen großen Forschungseinrichtungen (beispielsweise die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG oder die Max-Planck-Gesellschaft) eine grundsätzliche Umstellung in der Finanzierung von wissenschaftlichen Publikationen bewirken: Weg von der Abonnement-Finanzierung hin zu einer Finanzierung durch den Autor beziehungsweise den Förderer der wissenschaftlichen Arbeit.

Vielleicht ergibt sich am Ende dieses Transformationsprozesses ein kleiner finanzieller Vorteil, da wir durch das Publizieren im Open Access dem Druck entgehen, bestimmte sehr teure Zeitschriften halten zu müssen. Das primäre Ziel ist aber, die Ergebnisse der Forschung an der Universität Tübingen international zugängig zu machen.

Wie fördert die Universität Tübingen die Publikation im Open Access?

Langfristig sollen die Kosten für eine Veröffentlichung bereits als Teil der Kosten für die Durchführung des wissenschaftlichen Projekts betrachtet werden. Schon jetzt stellt beispielsweise die DFG bei der Förderung von Projekten auch gesondert Mittel für die Publikation zur Verfügung. Bei der Veröffentlichung von Projektergebnissen, für die keine externen Publikationskosten abgerechnet werden können, hilft der Open Access Publikationsfonds der Universität Tübingen. Die Mittelverwaltung und die Abwicklung der Kostenübernahme – natürlich nur für Veröffentlichung, die aus den Fakultäten der Universität Tübingen bei einem entsprechenden Open Access Publikationsorgan eingereicht wurden – liegen bei der Universitätsbibliothek (UB) Tübingen.

Inwieweit unterstützt die Universität Tübingen auch die Zweitveröffentlichung im Open Access (so genannter "grüner Weg")?

Bei dem so genannten "grünen Weg" vereinbaren die Autoren, dass die Universität für Beiträge aus klassischen Zeitschriften nach einer kurzen Karenzzeit das Recht für eine Zweitveröffentlichung im Open Access erhält. Hierfür wird die Universität Tübingen ein "Repository" aufbauen, in dem die entsprechenden Aufsätze publiziert werden sollen.

In welchen Bereichen der Universität Tübingen ist der Anteil der Open Access Aufsätze bereits besonders hoch?

Aktuell ist der Anteil an Open Access Publikationen in den Lebenswissenschaften vergleichsweise hoch. Der Zeitschriftenmarkt ist jedoch insgesamt in sehr vielen Fachbereichen in Bewegung geraten, sodass sehr schnell auch Fächer aus anderen Bereichen hier eine Vorreiterrolle übernehmen könnten.

Das Gespräch führte Maximilian von Platen