Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 2/2013: Forschung

Neuer Sonderforschungsbereich und neues Graduiertenkolleg für Universität Tübingen

DFG bewilligt Gelder für SFBs in kulturwissenschaftlicher Ressourcenforschung, Schlafforschung, Krebsimmuntherapien, Linguistik und Physik sowie für ein neues mathematisches Graduiertenkolleg

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet an der Universität Tübingen den neuen Sonderforschungsbereich „RessourcenKulturen. Soziokulturelle Dynamiken im Umgang mit Ressourcen“ (1070) ein, dessen Sprecher der Archäologe Professor Dr. Martin Bartelheim ist. Ein weiterer Sonderforschungsbereich (SFB) kommt durch den Wechsel des bisherigen Sprechers, des Neurobiologen Professor Dr. Jan Born, an die Universität Tübingen: „Plastizität und Schlaf“ wird nun als SFB Transregio (654) gemeinsam mit den Universitäten Lübeck und Kiel an der Universität Tübingen weitergeführt. Zwei weitere, besonders erfolgreiche Sonderforschungsbereiche, deren Förderperiode im kommenden Juni zu Ende geht, werden weiter finanziert: Der SFB 685 „Immuntherapie: Von den molekularen Grundlagen zur klinischen Anwendung“ mit dem Sprecher Professor Dr. Hans-Georg Rammensee vom Interfakultären Institut für Zellbiologie und SFB 833 „Bedeutungskonstitution – Dynamik und Adaptivität sprachlicher Strukturen“ mit der Sprecherin Professorin Dr. Sigrid Beck vom Englischen Seminar. Außerdem verlängert wird der SFB Transregio 21 „CO.CO.MAT – Kontrollierte Wechselwirkung in maßgeschneiderter Quantenmaterie“, an dem die Universität Tübingen mit dem hiesigen Koordinator Professor Dr. Reinhold Kleiner vom Physikalischen Institut beteiligt ist.

Die DFG fördert die Sonderforschungsbereiche jeweils mit durchschnittlich einer Größenordnung von zwei Millionen Euro pro Jahr. In diesem Jahr gibt es an der Universität Tübingen insgesamt sechs Sonderforschungsbereiche, sie ist Sprecherhochschule eines Sonderforschungsbereichs Transregio sowie an weiteren fünf SFB Transregios beteiligt.

SFB 1070 „RessourcenKulturen. Soziokulturelle Dynamiken im Umgang mit Ressourcen“

Im SFB 1070 „RessourcenKulturen. Soziokulturelle Dynamiken im Umgang mit Ressourcen“, der von Oktober 2013 bis Juni 2017 laufen wird und der in der aktuellen Bewilligungsrunde der DFG der einzige neue geisteswissenschaftliche SFB ist, sollen sozio-kulturelle Dynamiken im Umgang mit Ressourcen interdisziplinär erforscht werden. In der Kooperation untersuchen Archäologen, Philologen, Historiker, Geografen und Ethnologen, wie materielle und immaterielle Mittel von Menschen genutzt werden, um soziale Beziehungen, Einheiten und Identitäten zu schaffen, zu erhalten und zu verändern. Unter Ressourcen verstehen die Wissenschaftler Rohstoffe wie Metalle und Stein, landwirtschaftlich nutzbare Böden, Reis und Heilpflanzen, aber auch Abstraktes wie technologische Innovationen oder Ikonen. In dieser Definition wird der Gegensatz zwischen „natürlichen“ und „kulturellen“ Ressourcen aufgehoben, denn auch Rohstoffe werden als kulturell geprägt angesehen.


Von den Neandertalern und ersten modernen Menschen in Europa zu den frühen Hochkulturen um das Mittelmeer, von der Wirtschaft von Klöstern im Mittelalter bis hin zu heutigen Kulturen in Afrika, Indien und Zentralasien – die Wissenschaftler wollen herausfinden, wie die Menschen mit Ressourcen umgehen. „Ressourcen bestimmen, wie wir leben und wer wir sind, sie sind der Grundstein unserer Gesellschaften“, sagt der SFB-Sprecher Martin Bartelheim, Professor am Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters der Universität Tübingen. In seinem Teilprojekt untersucht er, wie die Gewinnung und Verarbeitung von Metallen die frühen Kulturen auf der Iberischen Halbinsel beeinflusst haben.


Die Wissenschaftler im SFB arbeiten an einer Neukonzeptualisierung eines kulturwissenschaftlichen Ressourcenbegriffs, wollen sozio-kulturelle und politische Entwicklungen nachvollziehen, das Verständnis für Prozesse der Raumerschließung und Identitätsbildung vertiefen und die symbolischen Dimensionen von Ressourcen erfassen.


Neues DFG-Graduiertenkolleg zur Mathematik großer Quantensysteme an den Universitäten Stuttgart und Tübingen


An den Fachbereichen für Mathematik der Universitäten Stuttgart und Tübingen wird ab Oktober 2013 ein neues, gemeinsames Graduiertenkolleg zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses eingerichtet. Hierfür stellt die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) den beiden Universitäten rund 2,5 Millionen Euro zur Verfügung. Das Kolleg mit dem Titel „Spektraltheorie und Dynamik von Quantensystemen“ profitiert von bestehenden Forschungsverbünden im Bereich der Quantenwissenschaften und verstärkt diesen Schwerpunkt der Universitäten Stuttgart und Tübingen weiter. Sprecher ist Professor Dr. Marcel Griesemer vom Institut für Analysis, Dynamik und Modellierung der Universität Stuttgart. Außerdem sind die Stuttgarter Mathematiker Professor Dr. Timo Weidl und Professor Dr. Guido Schneider eingebunden. Von Tübinger Seite sind Professor Dr. Christian Hainzl und Professor Dr. Stefan Teufel vom Arbeitsbereich Mathematische Methoden der Naturwissenschaften sowie Professor Dr. Christian Lubich aus der Numerischen Mathematik beteiligt.


Die Anwendungen quantenmechanischer Gesetze durchdringen Wissenschaft und Technik stärker als je zuvor. So würden beispielsweise weder die Kernspintomografie noch die Fotovoltaik ohne Kenntnisse der Quantenphysik existieren. Die grundlegenden quantenmechanischen Gesetze sind zwar als mathematische Gleichungen bekannt, diese zu lösen ist jedoch im Allgemeinen weder analytisch noch numerisch möglich. Daher gilt es, Näherungsverfahren zu entwickeln oder, sofern solche schon bekannt sind, deren Gültigkeitsbereich besser zu verstehen. Das ist die Aufgabe, welche sich das DFG Graduiertenkolleg „Spektraltheorie und Dynamik von Quantensystemen“ gestellt hat.


Von den Tübinger Wissenschaftlern beschäftigt sich Christian Hainzl mit mathematischen Methoden zur Analyse von Vielteilchenquantensystemen, die unter anderem für das Verständnis von Supraleitung und Suprafluidität wichtig sind. Die mathematische Struktur hinter adiabatischen Approximationen und anderen Skalierungslimites, die beispielsweise für das Verständnis der Dynamik von Molekülen relevant sind, sind ein für das Graduiertenkolleg wichtiges Spezialgebiet von Stefan Teufel. Christian Lubich beschäftigt sich schon seit langem mit Strategien und Methoden zur numerischen Simulation von diversen linearen und nichtlinearen Gleichungen im Bereich der Quantendynamik. Die Antragsteller sind also alle Experten im Bereich der mathematischen Analyse von Quantensystemen, deren Spezialgebiete sich sehr gut ergänzen. Weiterhin werden die künftigen Doktoranden auch von den vielfältigen Verbindungen zum Tübinger Forschungsschwerpunkt Quantenphysik und Nanotechnologie profitieren, beispielsweise im Rahmen von Laborbesuchen bei Kollegen aus der Physik.


Ausführliche Informationen zu den fünf Sonderforschungsbereichen:
www.uni-tuebingen.de/de/1458?tx_ttnews[tt_news]=13294

Ausführliche Informationen zum neuen Graduiertenkolleg:
www.uni-tuebingen.de/de/1458?tx_ttnews[tt_news]=13278

Maximilian von Platen