Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 1/2014: Studium und Lehre

Antarktis-Expedition digital

Praxis-Seminar des eScience-Center soll die dramatische Reise von Ernest Shackleton und seiner Mannschaft nachvollziehbar machen

Das Schiff: im ewigen Eis festgefroren. Die Nahrung: Pinguin-Fleisch und Moos. Die Hoffnung: eine norwegische Walfangstation, hunderte Seemeilen entfernt. Drei Jahre waren Ernest Shackleton und seine Crew in der Antarktis, die versuchte Durchquerung misslang kläglich, aber trotz dieser Probleme überlebten alle Teilnehmer der Endurance-Expedition. In einem Praxisseminar am eScience-Center der Universität Tübingen im Sommersemester 2014 sollen diese Ereignisse in einem „multimedialen Logbuch“ nachvollziehbar gemacht werden.


Diese letzte der großen Antarktis-Expeditionen begann vor genau 100 Jahren, im Jahr 1914 – einer der Gründe für Dr. Matthias Lang und sein Team, genau dieses Thema auszuwählen. Der sicherlich wichtigste Grund war aber die sehr gute Quellenlage. Shackleton hatte ein Logbuch geführt, ein professioneller Fotograf hatte die Expedition begleitet, es existieren Tonaufnahmen von Interviews, die Shackleton gab, und die Seeleute haben sehr gute Karten erstellt.


Diese Quellen wollen Lang und seine Kollegen vom eScience-Center nun in einem Praxisseminar sammeln, sichten und für eine Homepage verarbeiten lassen. Studierende der Geisteswissenschaften können in diesem Schlüsselqualifikationsseminar sechs ECTS-Punkte sammeln, sie sollen aber auch erfahren, wie neue technische Möglichkeiten der Digital Humanities wie Geographische Informationssysteme (GIS) auch in ihren eigentlichen Fächern angewendet werden können.


Das Ziel ist ein Web-Interface, auf dem die Stationen der Expedition nachvollziehbar sind und was dort jeweils passierte: Wo wurde wie lange gelagert? Auf welchem Weg zog man weiter? Wo gab es Konflikte zwischen welchen Personen? Mit einer Suchfunktion sollen die Nutzer sehen können, wo bestimmte Personen oder Gegenstände eine besondere Rolle spielten.


Aufgabe der Studierenden wird sein, Schwerpunkte für ihre Darstellung zu wählen – und ihre Ideen technisch umzusetzen. Sie werden dafür, unterstützt von Informatikern, das Web-Interface erstellen und pflegen. Sie werden die Quellen auswerten und digitalisieren und Karten – historische und aktuelle – scannen und mittels GIS bearbeiten. „Das Verknüpfen all dieser Informationen bringt echten wissenschaftlichen Mehrwert“, sagt Dieta Svoboda vom eScience-Center.


Zwei Semesterwochenstunden Seminar, dazu etwas Vor- und Nachbereitung müssen die Studierenden investieren. Dafür lernen sie neue Techniken kennen – anhand der „fesselnden Geschichte, wie Menschen drei Jahre lang versuchen, nach Hause zu kommen“, so die Kurzzusammenfassung von Matthias Lang.


Das Seminar ist nur ein Teil des umfangreichen Angebotes des eScience-Centers zum Thema Digital Humanities. Mit dem Erreichen von 15 ECTS-Punkten können die Studierenden zudem ein Zertifikat „Digital Humanities“ erwerben.


Weitere Informationen zum Seminar beim eScience-Center und unter http://www.uni-tuebingen.de/de/42756. Anmeldung über das Campus-Portal.


Jörg Schäfer

eScience-Center

Um in Tübingen den Forscherinnen und Forschern eine leistungsfähige Infrastruktur sowie entsprechende Serviceleistungen zur Verfügung stellen zu können, wurden im Zukunftskonzept der Universität (Exzellenzinitiative) Finanzmittel für die Einrichtung einer entsprechenden zentralen Einrichtung, des eScience-Centers, beantragt.


Das eScience-Center ist als Core Facility mit dem besonderen Fokus auf den Digital Humanities als Teil des Informations-, Kommunikations- und Medienzentrums (IKM) der Universität Tübingen.
http://www.escience.uni-tuebingen.de/