Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 4/2014: Forschung

Kleinste, feinste Messungen

Spanische Festkörperphysikerin als Humboldt-Stipendiatin zu Gast an der Universität Tübingen

Dr María José Martínez Pérez ist Festkörperphysikerin und führt aktuell als Humboldt-Stipendiatin und mit Mitteln der Exzellenzinitiative ihr Projekt „Hochauflösende Manipulation von Partikeln für die magnetische Detektion auf der Nanoskala“ (High-resolution particle manipulation for magnetic sensing on the nanoscale) bei den Professoren Dieter Kölle und Reinhold Kleiner am Physikalischen Institut der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen durch. Nach der Promotion an der spanischen Universidad de Zaragoza führte Pérez‘ Karriereweg über das National Enterprise for nanoScience and nanoTechnology (NEST) in Pisa bis nach Tübingen.


Martínez Pérez erforscht die Magnetfelder, die durch nanometrische Partikel erzeugt werden. Sie spricht mit Begeisterung über die Möglichkeiten, in ihrem Fach Neuland zu betreten: „Wir führen magnetische Messungen durch, die nicht konventionell sind. Üblicherweise werden Änderungen in den magnetischen Feldern solcher winziger Nanopartikel mithilfe indirekter Messmethoden in Verbindung mit theoretischen Modellen bestimmt. Wir aber versuchen, die Auswirkungen eines magnetischen Feldes auf physikalische Systeme nicht über einen solchen Umweg, sondern direkt zu messen.“


„Wir bauen und optimieren Geräte mit Dimensionen weit unterhalb der Mikrometer-Skala... Bislang hat es noch keiner geschafft, das magnetische Feld eines einzigen Nanopartikels, aus wenigen atomen, direkt zu messen.“ Solche Messungen – bei Temperaturen nahe am absoluten Nullpunkt – brächten bisher unbekannte Erkenntnisse. Unter solchen extremen Bedingungen könnten Wissenschaftler die magnetischen Zustände der Atome manipulieren, beispielsweise um Informationen zu transportieren. „Wir untersuchen neue Architekturen, um eventuell zukünftige Anwendungen zu finden“ sagt Martínez-Pérez.


Nach der Promotion in Spanien und Forschung an dem italienischen Institut NEST in Pisa wollte die Wissenschaftlerin gerne nach Deutschland kommen, da es hier bessere Chancen gibt, gefördert zu werden. „Man bekommt hier Unterstützung, wenn man ein Projekt vorschlägt. Auf diesem Gebiet braucht man teure Ressourcen“ räumt Martínez-Pérez ein. Tübingen hat sie sich ausgesucht, weil die Gruppe um Dieter Kölle für ihr aktuelles Interessengebiet wichtige Beiträge leistet. Pérez freut sich, hier ausreichend Zeit in ihr Projekt investieren zu können.


Etwas überrascht hat es sie, dass in Deutschland recht wenige Frauen in der physikalischen Forschung tätig sind. In ihrer Forschungsgruppe in Spanien, sagt sie, gab es acht Frauen und einen Mann; in Pisa sei es fifty-fifty gewesen, und in Tübingen seien nur drei bis vier Frauen in der Gruppe von etwa 20 Forschern. „Der Frauenanteil wird immer kleiner“ lacht sie. Dass Frauen in die Naturwissenschaften gehen, findet sie normal: von ihren drei Schwestern promoviert eine ebenfalls in der Physik, die anderen beiden sind Mathematikerinnen.

Amanda Crain