Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 2/2019: Forum

Der erste DEAL ist vereinbart: Einigung mit Wiley

Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen schließt mit Wissenschaftsverlag Vertrag über drei Jahre ab

Seit 2017 verhandeln deutsche Wissenschaftsorganisationen mit den großen Wissenschafts-verlagen Elsevier, Springer und Wiley über den Abschluss einer Nationallizenz – eines bundesweit gültigen Lizenzvertrages – für das gesamte Portfolio elektronischer Zeitschriften (E-Journals). Unter dem Projektnamen DEAL führt ein Team unter Leitung des früheren HRK-Vorsitzenden Professor Dr. Horst Hippler die Verhandlungen. Ein Aspekt ist dabei auch die Transformation von der bisher subskriptionsbasierten Finanzierung zu einem publikationsorientierten Zahlungsmodell mit Open Access Komponenten.

Am 15. Januar 2019 konnte nun der erste DEAL-Vertrag mit Wiley für eine dreijährige Laufzeit abgeschlossen werden. Institutionen, die dem Vertrag beitreten, erhalten Zugang zu allen Zeitschriften des Verlags. Aufsätze von Autoren der Mitgliedseinrichtungen werden unmittelbar im Open Access veröffentlicht, wenn die Autoren dem zustimmen. Für die vergleichsweise wenigen bisherigen Gold Open Access Zeitschriften des Verlags werden die weiter geltenden Publikationsgebühren um 20 Prozent rabattiert. Die Finanzierung der Nationallizenz basiert zunächst noch auf den bisherigen Subskriptionskosten einer Einrichtung mit jährlichen Kostensteigerungen um rund 2,5 Prozent, damit ist Planungssicherheit gegeben. Angestrebt ist jedoch ein Umstieg auf ein publikationsorientiertes Kostenmodell, hierfür wurde im DEAL-Projekt mit einem Betrag von 2.750 Euro pro Aufsatz kalkuliert. Der Vertrag ist unter der oben genannten Projektadresse offengelegt. 

Der Umstieg auf eine publikationsbasierte Finanzierung soll die Kostentransparenz erhöhen, insbesondere für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als Autoren. Mit der Kalkulation von Zeitschriftenkosten auf Artikelebene wird eine so bisher nicht sichtbare Vergleichsbasis gegeben. Dieses Modell impliziert aber erhebliche Verschiebungen: Forschungsstarke Universitäten mit entsprechendem Publikationsoutput müssen demnach künftig deutlich höhere Finanzierungsbeiträge entrichten. Das betrifft auch die Universität Tübingen. 

Die erste Vertragslaufzeit soll dazu dienen, die Konsequenzen eines Umstiegs für die einzelnen Einrichtungen zu klären und dann gegebenenfalls Ausgleichsmechanismen zu etablieren. In Baden-Württemberg könnte dies über das Baden-Württemberg-Konsortium erfolgen, in dem alle Universitäten und Hochschulen über ihre Bibliotheken vertreten sind. 

Die Verhandlungen mit Elsevier verliefen dagegen ergebnislos, deshalb hat die Universität Tübingen seit 1. Juli 2018 keinen Zugang zum aktuellen Zeitschriftenportfolio dieses Verlags. Mit Springer laufen derzeit noch die Verhandlungen.

Die Open Access Transformation ist mit dem ersten DEAL-Vertrag eingeläutet, aber die Allianz  der deutschen Wissenschaftsorganisationen steht erst am Anfang eines Prozesses, in dem noch viele praktische und politische Fragen zu klären sind. 

Marianne Dörr

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