Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 3/2023: Studium und Lehre

CIVIS ein Gesicht geben

Die „Student Ambassadors“ Annika Klaus und Alicia Ogwumike im Interview

Annika Klaus und Alicia Ogwumike sind die „CIVIS Ambassadors“ der Universität Tübingen. Klaus, 23 Jahre, studiert Jura im 10. Semester und hat im Rahmen von CIVIS ein Auslandssemester in Brüssel absolviert. Die 25-jährige Ogwumike, im 4. Semester im Master „Demokratie und Regieren in Europa“, hat ein Semester an der Universität Athen verbracht, ebenfalls Mitglied in der CIVIS-Allianz. Auch im Bachelorstudium war sie bereits im Ausland. Bei einer Ausschreibung im Herbst 2022 haben sich beide Studentinnen erfolgreich als CIVIS Ambassadors für die Universität Tübingen beworben. In diesem Ehrenamt aktiv sind sie seit Beginn des Sommersemesters. Im Interview geben sie Einblicke in ihre Aufgaben und Projekte.

Was war für die Tätigkeit als CIVIS Ambassador gefordert?

Klaus: Dass man CIVIS kennt und Lust hat, Teil dieses Netzwerks und Ansprechperson für die Studierenden hier an der Uni und für Incomings zu sein.

Ogwumike: Es war auch gewünscht, dass man selbst Auslandserfahrung hat.

Was war ihre Motivation, dieses Ehrenamt zu übernehmen?

Ogwumike: Ich finde es sehr interessant, ins Ausland zu gehen. Da steht man immer wieder vor Herausforderungen und ich fand es immer wichtig, dass man in so einer Situation Personen hat, die einem weiterhelfen oder das Gefühl geben, dass das alles lösbar ist. Ich dachte mir: Warum sollte ich nicht diese Person für andere sein? Auch den Spirit von CIVIS finde ich ansprechend: Dass es für Studierende einfacher wird, Auslandserfahrung zu sammeln – das finde ich auch wünschenswert.

Klaus: Mir geht es da ähnlich. Mir hat die Auslandserfahrung viel gebracht und ich möchte auch anderen diese Erfahrung ermöglichen – und Dinge, die ich gelernt habe, weitergeben. Viele in meinem Freundeskreis wussten gar nicht, was CIVIS ist, und haben dann gemerkt: Es gibt Kurzzeitprogramme, die vielleicht besser ins Studium passen als ein ganzes Auslandssemester. Ich möchte Leute informieren, welche Möglichkeiten CIVIS bietet.

Was machen Sie als Botschafterinnen ganz konkret?

Klaus: Der ursprüngliche Gedanke hinter den Botschaftern ist, dass CIVIS an den Unis ein Gesicht bekommt, dass man Ansprechpartner hat. Deshalb findet man unsere E-Mail-Adressen auf der CIVIS-Webseite und kann uns mit konkreten Fragen anschreiben. Wir wollen auf jeden Fall mit den Incomings in Kontakt kommen und direkt an den Einführungstagen beteiligt werden. Das war diesmal zu kurzfristig, in Zukunft wollen wir da präsenter sein.

Ogwumike: Wir haben ganz viele Ideen, z.B. einen Stammtisch oder kleinere Ausflüge für die Incomings anzubieten, damit sich eine CIVIS-Community hier in Tübingen bilden kann. Dieses Semester ist erst der Anfang. Wir sind noch dabei herauszufinden, wie alles funktioniert. Ende Mai waren wir bei den CIVIS Days [Jahreskonferenz von CIVIS] und haben in einzelnen Arbeitsgruppen mitdiskutiert, wie sich CIVIS weiterentwickeln könnte. Und wir hatten den International Day [Infomesse für Studierende zu Auslandsaufenthalten]: Da konnten wir den Studierenden sagen, was CIVIS überhaupt ist. Ich glaube, es besteht auch viel Interesse an den afrikanischen Partnerunis. Manche Studierenden würden gerne in diese Regionen gehen. Das kann man dann mitnehmen und in CIVIS einfließen lassen.

Es gibt schon Anlaufstellen für Fragen rund um Auslandsaufenthalte und für Incomings. Was können Sie als CIVIS Ambassadors besser?

Klaus: Unser Vorteil ist, dass wir alles aus der Sicht von Studierenden sehen. Es ist leichter, Gleichaltrige zu fragen, mit denen man auf Augenhöhe ist, und wir können beide von unserer CIVIS-Erfahrung berichten. Wir sind einfach nahbarer.

Ogwumike: Manche Fragen will man ja bei „traditionellen“ Stellen gar nicht stellen, z.B. zum Nachtleben in Tübingen. Bei uns ist das viel einfacher.
Gibt es eine Zusammenarbeit mit diesen „traditionellen“ Stellen?

Klaus: Wir haben hier mit Lars Banzhaf im International Office einen Ansprechpartner, mit dem wir uns ab und zu treffen. Er gibt uns Impulse und hält uns auf dem Laufenden.

Wie profitieren Sie von Ihrer Tätigkeit als Botschafterinnen?

Ogwumike: Es macht vor allem Spaß und ist eine gute Gelegenheit, mit der CIVIS Community Kontakte zu knüpfen und neue Leute kennenzulernen. Und um ein bisschen zurückzugeben.

Klaus: Ja, absolut! Ich finde es auch gut, dass man in dieser internationalen Community ist und neue Ideen bekommt. Bei mir fehlt das im Studium: In Jura ist man fokussiert auf deutsches Recht und es gibt wenige Studierende aus dem Ausland an der Fakultät. Da ist es schön, international und interdisziplinär mit anderen Leuten in Kontakt zu treten.

Was macht CIVIS für Sie zu etwas Besonderem, auch im Unterschied zum etablierten Erasmus-Austausch?

Ogwumike: Das Wichtige ist, dass CIVIS keine Kooperation zwischen einzelnen Fachrichtungen der Universität hier und denen im Ausland ist. Stattdessen gibt es ein umfassendes „Umbrella Agreement“, mit dem im Prinzip alle Studierenden aller Fachrichtungen an diese Universitäten gehen können. Studierende hätten bei manchen Universitäten sonst gar keine Möglichkeit, dorthin zu gehen. Ich finde es aber wichtig, dass man genau auswählen kann, wo man hinmöchte.

Klaus: Genau so war es bei meinem Auslandssemester in Brüssel: Die Juristische Fakultät hat keine Kooperation mit einer Universität in Belgien, aber ich konnte über CIVIS gehen. Von der Organisation lief das ab wie Erasmus. Ich habe auch die gleichen Fördersätze bekommen, aber es ging unabhängig von einer Partnerschaft der Fakultät.

Ihre Amtszeit dauert ein Jahr, im Herbst folgt die nächste Ausschreibung. Wollen Sie sich wieder bewerben?

Ogwumike: Ja, theoretisch schon, ich weiß nur nicht, wie lange ich noch in Tübingen bin. Ich kann ja schlecht Ambassador sein und nicht mehr hier leben.

Klaus: Ja, wenn es weiter mit meinem Studium zu vereinbaren ist. Aber wir haben keine Verpflichtung, etwas Bestimmtes zu tun. So kann man sich das gut in seinen Stundenplan einbauen und so viel machen wie zeitlich möglich ist.

Das Gespräch führte Tina Schäfer