Seit April hat das Finanzdezernat der Universität Tübingen mit Ákos Barna einen neuen Leiter. Er folgt Gerd Gekeler auf diesem Posten. Dem Dezernat gehören über 70 Mitarbeiter an.
Einen Bogenschützen zeichnet die Fähigkeit aus, durch Konzentration und Technik den Pfeil sicher ins Schwarze zu treffen. Würde Ákos Barna nicht bereits dieses Hobby ausüben – man müsste ihm dazu raten. Denn diese Eigenschaften hat er eingeübt, längst bevor er zum ersten Mal einen Bogen in die Hand nahm.
Als er bei Offenburg die Schule abschloss, beriet er sich mit seinen Eltern: Welchen Beruf sollte er ergreifen? Die Eltern wollten, dass der Junge studiert. Und weil er an seiner Schule Jahrgangsbester in Mathematik war, entschied er sich für dieses Studium. In der Mathematik würde er am sichersten ins Schwarze treffen.
Er begann dann in Hannover das Studium, schwenkte nach dem Vordiplom aber auf Wirtschaftswissenschaften um. „Manchmal zeigt sich der Weg erst, wenn man ihn anfängt zu gehen“, begründet Ákos Barna den Wechsel knapp. Die Entscheidung brachte ihm einen guten Job gleich nach Studienabschluss 1994: Die HIS Hochschul-Informations-System GmbH wollte, dass er einen sogenannten Ausstattungsvergleich entwickelte, der dann nach und nach bei rund 50 Universitäten in Norddeutschland eingeführt wurde. Barna erhob Daten aus den Ressourcenbereichen Finanzen, Personal und Flächen der Hochschulen sowie aus den Leistungsfeldern Lehre (Studierende, Absolvierende) und Forschung (Drittmittel, Publikationen) und entwickelte daraus Kennzahlen wie Betreuungsschlüssel, Kosten pro Studentin/Student oder Kosten pro Studiengang.
„In den 90er-Jahren war dieses Verfahren neu. Man begann damals gerade erst, zusätzlich zur üblichen Kameralistik auch Globalhaushalte, Kostenrechnungen und doppelte Buchführung einzuführen“, sagt Ákos Barna. Die Universitäten verglichen zunehmend ihre Leistungsfähigkeit mit anderen, um Schwachstellen aufzudecken. „Erste Rankings entwickelten sich auf der Basis von Studierenden- und Professurenbefragungen, bis zu den heutigen Standardverfahren.“
Nach rund sieben Jahren bei der HIS GmbH wollte Ákos Barna neue Impulse setzen und begann an der Universität Saarbrücken als Controller zu arbeiten. Er siedelte für 21 Jahre an die Saar, hat in diesem Zeitraum verschiedene Positionen innerhalb der Finanzverwaltung der Universität des Saarlandes inne und wurde schließlich stellvertretender Dezernatsleiter Finanzen. „Im Saarland gibt es nur eine Universität. Die Kommunikationswege zwischen Ministerium und Universität sind entsprechend kürzer und direkter. Die Universität des Saarlandes hat unter anderem auch Personalhoheit und macht die Lohn- und Gehaltsabrechnungen komplett selbst“, sagt Ákos Barna, „was den einen oder anderen Abstimmungsschritt erleichtert.“
In Tübingen sieht er vor allem die Digitalisierung als eine große Herausforderung in den kommenden Jahren. „Viele der geplanten Aufgaben sind noch nicht vollständig umgesetzt, beispielsweise das Projekt der Drittmittelakte, die alle relevanten Daten digital verfügbar und auch revisionssicher machen soll.“ Hierzu bedarf es vielfältiger Abstimmungsprozesse aller beteiligten Dezernate und Einrichtungen sowie unter Umständen einer externen Projektbetreuung. „Das macht Digitalisierungsprojekte so aufwändig. Wenn wir das schaffen, sparen wir allerdings viel Papier und Zeit und können Daten viel einfacher zur Verfügung stellen, zum Beispiel als Grundlage für Entscheidungen der Universitätsleitung.“
Auch Ákos Barna hat mit seiner Tochter über ihren Studienwunsch gesprochen, wie seine Eltern einst mit ihm. Seine Tochter konnte sich für ihre Entscheidung allerdings zusätzlich bei der Studienberatung informieren und eine Vielzahl von Fächern vergleichen. „Das gab es damals noch nicht auf diese Weise. Auch in diesem Bereich hat sich einiges an den Universitäten getan.“ Letztlich entschied sie sich für Ostasien-Wissenschaften.
Tilman Wörtz