Verleihung der Ehrensenatorenwürde der Universität Tübingen an Christian O. Erbe
Dankesrede von Christian O. Erbe am 8. Februar 2024 in der Alten Aula
– Es gilt das gesprochene Wort –
Meine Damen und Herren, kennen Sie die folgende Situation?
Sie sitzen im Kreis der Zuhörer bei einer Präsentation oder einem wissenschaftlichen Vortrag und ganz am Ende fragt der Vortragende, ob es noch Fragen gäbe. Ganz am Schluss, nachdem die vielen oder wenigen noch offenen Themen behandelt worden sind, heißt es: „Hat noch irgendjemand irgendeine Frage?“. Da sehe ich manchmal meine Hand sich heben und der Vortragende sagt: „Hier, der Herr in der dritten Reihe?“. Und dann höre ich mich sagen: „Ja, ich hätte noch eine Frage: Was ist der Sinn des Lebens?“
Und dann wenden sich mir Blicke zu, Augenbrauen heben sich und Verlegenheitslachen ist zu hören. Dabei ist das doch die Frage der Fragen, und wenn wir sie nicht beantworten können, sind alle anderen Fragen sinnlos. Leider habe ich bei keiner der Veranstaltungen bisher überhaupt eine, geschweige denn eine befriedigende Antwort erhalten. Das ist nachvollziehbar. Meist sind wir mit Alltagsarbeit zu beschäftigt, um über die wirklich wichtigen Fragen nachdenken zu können. Aber es gibt zwei Situationen, da ist die Beschäftigung mit solchen Themen existentiell. Es sind die Momente, wo im Leben Weichen gestellt werden müssen.
Die erste Situation entsteht bei der Berufswahl. Wenn hier die Frage nach dem Sinn des Lebens nicht gestellt wird, folgt der junge Mensch nicht seinen Neigungen, sondern dem rationalen Denken seiner Eltern. Das kann zur falschen Berufswahl und damit zu Unzufriedenheit und Problemen führen. Die zweite Situation ist die Evaluation des eingeschlagenen Weges in der Mitte des Lebens. Die Frage, die hier gestellt werden muss, lautet: „Bin ich auf dem richtigen Weg?“. Denn zu diesem Zeitpunkt ist es noch nicht zu spät, Konsequenzen aus den gefundenen Antworten zu ziehen. Wenn dies nicht geschieht, fällt der Mensch in eine Midlife-Crisis.
Wie war das nun bei mir? Zu Ende meiner schulischen Karriere hatte ich zwei große Interessensgebiete: Die Theologie und die Biologie. In der Beschäftigung mit theologischen Fragestellungen hoffte ich, die Antwort auf die eben gestellte Frage zu finden. Angeleitet wurde ich von den gerade zu dieser Zeit erschienenen Büchern des von mir sehr geschätzten und verehrten Theologen Hans Küng, mit den Titeln „Christ sein“ (1974) und „Existiert Gott ?“ (1978). In der Humanbiologie suchte ich die naturwissenschaftliche Antwort auf diese Frage und so stattete ich dem Institut für Biologie der Universität Tübingen einen Besuch ab, um dieses kennen zu lernen.
Meine Eltern sahen den Sinn meines Lebens aber nicht in der Ergründung der Frage nach dem Sinn des Lebens und schon gar nicht im Studium der Theologie und Biologie, denn dies, so fürchteten sie, würde meinen Berufsweg mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in den Schuldienst lenken. Meine Mutter, als Lehrerin, wusste, was dies bedeutet. Meine Eltern sahen den Sinn meines Lebens eher in der Fortführung des Familienunternehmens in 5. Generation. Deshalb wurde entschieden, dass ich in Karlsruhe Wirtschaftsingenieurwesen studieren sollte. Mir ist an dieser Stelle wichtig zu betonen, dass dieser Entschluss nicht gegen meinen Willen getroffen worden ist, sondern einvernehmlich, und ich heute mehr als froh bin, dass damals so entschieden wurde.
Zum diesjährigen Weihnachtsfest bekam mein Sohn Leon beim so genannten „Wichteln“ mit seinen Cousinen und Cousins ein Buch mit dem Titel „Das Café am Rande der Welt“ des amerikanischen Autors John Strelecky geschenkt. Mein Sohn interessierte sich nicht sonderlich dafür und ich mich zunächst auch nicht, bis ich den Untertitel las, der da lautet: „Eine Erzählung über den Sinn des Lebens“. Auf der Rückseite findet sich folgende Zusammenfassung: „In einem kleinen Café am Rande der Welt wird John, ein stets gestresster Manager, mit Fragen nach dem Sinn des Lebens konfrontiert. Diese führen ihn gedanklich weit weg von seiner Büroetage an der Meeresküste von Hawaii. Dabei verändert sich seine Einstellung zum Leben und zu seinen Beziehungen. […] So gerät diese Reise letztlich zu einer Reise zum eigenen Selbst“.
Ich habe das Buch sofort in einem Rutsch gelesen. Was ist der Inhalt? Der Autor empfiehlt, einen Stopp zur Selbstreflexion einzulegen und sich hierbei gedanklich frei von alltäglichen Zwängen zu machen. Diese Anregung fand ich gut, da sie ja ganz nah an meinem Gedankengang liegt, den ich zu Anfang meiner Rede mit Ihnen geteilt habe. Der zweite Rat, den das Buch erteilt, ist, sich selbst klar zu werden, welche Tätigkeit man aus vollem Herzen, und somit gerne, ausführt und welche nicht.
Die Empfehlung des Autors ist hierbei nicht, einen harten Schnitt mit Trennung von Partnerin oder Partner und sofortigem Verlassen des Arbeitsplatzes zu vollziehen, sondern mit kleinen Änderungen des Tagesablaufs das Leben in die Richtung zu lenken, die den in der Selbstreflexion gefundenen Zielen entspricht. Als Maßnahme soll den Tätigkeiten, die man gerne tut, sukzessive mehr Raum gegeben werden zu Lasten der Tätigkeiten, die man hasst. Der Autor weist fairerweise darauf hin, dass dieser Weg lange und beschwerlich sein kann.
Ich habe natürlich nachgedacht, welchen Wert diese Empfehlung für mich haben könnte. Hierbei musste ich feststellen, dass ich diesen Weg – unbewusst – bereits seit einiger Zeit gegangen sein muss, da ich die meisten Tätigkeiten, die mich beschäftigen, außerordentlich gerne tue. Wie passt das mit den von mir angestrebten Studienfächern der Theologie und Biologie zusammen, die ja beim ersten Blick im Widerspruch des Berufsweges in die Technologie und die Ökonomie zu stehen scheinen?
Die Theologie begleitet mich in meinem Tun, da ich, wie viele Unternehmer in unserer Raumschaft, in der Tradition des christlichen Glaubens und des Unternehmertums stehe, und mir wichtig ist, hierbei christlichen Werten zu folgen, auch ohne dies als Standarte vor mir herzutragen und ohne Menschen anderen Glaubens zu diskriminieren oder zu diskreditieren. Und es freut mich täglich, in meinem Familienunternehmen zu erleben, dass viele von uns bei Erbe diese Einstellung teilen. Dies drückt sich auch in der sozialen Interaktion mit Mitarbeitern auf allen hierarchischen Ebenen aus. Ich bin ungeheuer neugierig auf Menschen, um zu lernen, was diese motiviert oder frustriert. Meine Hauptaufgabe im Unternehmen sehe ich darin, diese Motivation zu leben und zu teilen. Das sehe ich als meine Berufung in meinem Beruf.
Hinter dem Interessensgebiet der Humanbiologie stand und steht die Humanmedizin, und mit dieser das Ziel, möglichst vielen Menschen zu helfen, optimalerweise gesund zu bleiben oder wieder gesund zu werden. Jeder bei uns im Unternehmen trägt diesen Wunsch in seinem Herzen. Egal, ob er Mediziner und damit dem Hippokratischen Eid verpflichtet ist oder eine andere Berufsausbildung hat.
Dass wir dies tun können und dürfen, liegt in unserer technologischen Überlegenheit, die wir uns in unserer 173-jährigen Firmengeschichte erarbeitet haben. Und hier hilft mir mein technisches Denken, um die Vorschläge unserer Fachleute aus Forschung und Entwicklung verstehen und bewerten zu können. Und natürlich ist kaufmännisches Wissen gefragt, um das strategische Hauptziel zu erreichen, welches profitables Wachstum ist. Im Angesicht von immer härter werdendem globalem Wettbewerb müssen wir uns weiterentwickeln. Um dies tun zu können, benötigen wir die dazu notwendigen finanziellen Mittel. Nur so können wir einen großen Teil unserer Erträge in Forschung und Produktentwicklung investieren. Außerdem möchten wir weiterhin unabhängig von Dritten, wie Banken, Venture-Capital- oder private Equity Investoren bleiben. Denn ich bin der festen Überzeugung, dass wir selbst besser wissen, wie wir die Erbe Gruppe in die Zukunft führen können als Investment-Banker oder Fonds-Manager in Frankfurt, London oder New York.
Summa summarum ist meine tägliche Arbeit also eine perfekte Symbiose aus Theologie, Humanbiologie, Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften. Wer hätte zu meinem Studienbeginn wissen können, dass ich alle diese Wissensgebiete zur Ausübung meines Berufes einmal brauchen würde? Und dies alles sind Gebiete, die mich interessieren und motivieren. Danke, Schicksal! Doch wo passt die Universität Tübingen hier hinein, da ich kein Alumnus dieser Universität bin?
Als Tübinger kommt man nicht an der Universität vorbei. Und das ist gut so. Denn Tübingen entstand aus einer ländlichen Siedlung, die im Bereich des hochwassersicheren Sattels zwischen Schloss- und Österberg zu verorten ist. Darauf gibt allein schon der Ortsname den Hinweis: der Name des Ortsgründers Tuwo in der Vorsilbe und die Namensendung auf -ing(en) deuten auf Gründung während der Völkerwanderungszeit hin. Die Tübinger Unterstadt war der Kern der Siedlung. Dort wohnten die Weinbauern, die Gogen. Die Oberstadt entstand erst später. Und genauso landwirtschaftlich geprägt wäre Tübingen noch heute, und sicher auch Schlafstatt für die Metropolregion Stuttgart. Dass dies nicht so kam, lag an der Verlegung des Sindelfinger Martinsstiftes nach Tübingen im Jahr 1476, in deren Folge ein Kollegiatstift gegründet wurde, das die wirtschaftlichen und personellen Voraussetzungen für die Gründung einer Universität bot. Die Pfarrkirche St. Georg wurde zur Stiftskirche. Wie wir alle wissen, folgte die Gründung der Eberhard Karls Universität ein Jahr darauf.
Auch der Gründer meines Familienunternehmens stammt aus der landwirtschaftlichen Tradition der Stadt. Die Familie Erbe hatte das Küferhandwerk inne, also die Konversion des Produktes Weintraube in das Produkt Wein. Und so wäre es auch geblieben, wenn nicht die Mutter des Firmengründers erkannt hätte, dass ihr Sohn technisch begabt war und die Familie ihn nicht in die technische Lehre geschickt hätte. Wohin? Natürlich an die Universität Tübingen zu dem berühmten Universitätsmechanikus Johann Wilhelm Gottlob Butzengeiger (1778-1886). Nach Lehr- und Wanderjahren kehrte er in seine Geburtsstadt zurück. Und hier suchte er wieder den engen Kontakt zur Universität, indem er zusammen mit bekannten Universitätsprofessoren der medizinischen Fakultät chirurgische Instrumente und Therapieverfahren entwickelte. Dies setzte sich in die fünfte Generation bis zum heutigen Tage fort.
Heute verbindet das Haus Erbe ein enges Verhältnis mit einer ganzen Anzahl medizinischer Fakultäten der Universität Tübingen, das auf dem Vertrauen einer über 170-jährigen Zusammenarbeit fußt. Hier werden Verfahren und Produkte entwickelt, die weltweit zum Einsatz kommen. Wir haben gegenwärtig ca. 200.000 aktive Arbeitsstationen in 120 Ländern dieser Welt im Einsatz. Mit den Systemen und Instrumenten aus dem Hause Erbe werden im Jahr 20 Millionen Menschen behandelt. Doch nicht nur über diese Zusammenarbeit ist das Haus Erbe mit der Universität verbunden. Auch die Familiengeschichte ist eng mit der der Universität verknüpft. So wurde mein Vater im ehemaligen Rektorat der Universität geboren und ist dort aufgewachsen. Wie kann das sein?
Das Gebäude Holzmarkt 7 wurde als Pfarrhaus zusammen mit der vorher erwähnten Kirche St. Georg gebaut, die – wir haben es bereits gehört – zur Kirche des evangelischen Stifts, also zur Stiftskirche, wurde. Die Theologische Fakultät (jetzt sind wir schon wieder beim Thema Theologie) war zur damaligen Zeit die größte Fakultät der Universität und stellte dadurch den Rektor. Und das Pfarrhaus am Holzmarkt 7 wurde somit zum Rektorat. Mein Großvater erwarb dieses Gebäude als Wohnsitz der Familie und als Firmensitz. Es befindet sich bis zum heutigen Tag in unserem Familienbesitz. Nach dem Auszug von Firma und Familie war dort über viele Jahre das Institut für Erwachsenenbildung der Universität untergebracht. Also ein weiterer Universitätsbezug.
In Tübingen gab es – und gibt es bis heute – zwei wichtige Institutionen des universitären sowie bürgerlichen Zusammenlebens und der gemeinschaftlichen Förderung von Wissenschaft und Kultur. Es sind dies die Museumsgesellschaft und der Universitätsbund. Wenn Sie nicht bei einem oder besser beiden Vereinen Mitglied sind, müssen Sie das unbedingt ändern. Sprechen Sie mich gerne beim anschließenden Empfang darauf an. Mein Großvater, Christian Otto Erbe, langjähriger stellvertretender Oberbürgermeister unserer Stadt im Ehrenamt, Gemeinderat, Ehrenbürger und – mit seinem guten Freund Theodor Heuss, Mitgründer der Demokratischen Volkspartei (DVP), die damals bereits als FDP-Landesverband fungierte – war lange Jahre Vorstandsvorsitzender der Museumsgesellschaft. Deshalb war und ist es mir eine große Ehre, den Vorstandsvorsitz der zweiten wichtigen Gesellschaft in Tübingen, den Universitätsbund, mittlerweile in zweiter Amtsperiode führen zu dürfen. Ein weiteres Band, das die Familie Erbe eng an die Universität Tübingen bindet.
Sehr geehrte Frau Ministerin,
Magnifizenz,
Spektabilitäten,
sehr geehrter Herr Kanzler,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
liebe Freunde und Familie,
ich stehe hier vor Ihnen in großer Dankbarkeit.
Ich danke Ihnen, liebe Frau Professorin Pollmann, für Ihre würdigenden Worte, die auch die Wertschätzung und – ganz wichtig – die Sympathie zum Ausdruck bringen, die zwischen uns besteht.
Ihnen, liebe Frau Dr. Hoffmeister-Kraut, gilt mein ganz besonderer Dank für die Auflistung meiner Tätigkeiten, sei es in beruflichem oder ehrenamtlichem Sinne. Viele von diesen stellen Berührungspunkte Ihrer und meiner Arbeit dar. Wir beide haben das Ziel, unser Bundesland wirtschaftlich weiterzuentwickeln. Die Zeiten sind nicht rosig, aber Zeiten großer Herausforderungen bieten auch große Chancen. Diese mit Ihnen diskutieren zu können, ist für mich äußerst spannend und die Ansätze, die hierbei entstehen, halte ich für sehr vielversprechend. Besonders freut mich, dass Sie neben anderen wichtigen Wirtschaftszweigen auch die Medizintechnik im Fokus haben. Ich bin sehr dankbar, dass Sie in Ihrer Tätigkeit das Praxiswissen als Gesellschafterin eines im Jahr 1866 gegründeten Familienunternehmens mit den langjährigen Erfahrungen aus Ihrer Kreis- und Landtagsarbeit verbinden und seit 2016 unsere Wirtschaftsministerin sind.
Dem Senat der Universität Tübingen bin ich dankbar, dass er den Beschluss gefasst hat, mich zum Ehrensenator zu ernennen. Dies war für mich vollkommen überraschend. Umso mehr habe ich mich darüber im Lichte der geschilderten Bedeutung der Universität Tübingen für meine Familie, mein Unternehmen und mich gefreut. Ich verspreche, mich mit großem Nachdruck und der mir zur Verfügung stehenden Mittel, für das Wohl der Universität einzusetzen.
Da ich sehr vielen Menschen zu Dank verpflichtet bin, könnte die Auflistung beliebig lang sein. Um aber irgendwie mit meiner Ansprache zum Schluss zu kommen, beschränke ich diese auf drei Personengruppen und bitte hierfür alle unerwähnten Personen um Verständnis.
Zunächst gilt mein Dank meiner Familie und hier ganz besonders den zwei wichtigsten Menschen in meinem Leben – meiner Frau Birgit und meinem Sohn Leon. In der Firmengeschichte des Hauses Erbe haben Frauen immer eine besondere Rolle gespielt. Der Firmengründer Christian Heinrich Erbe, spielte – wie so viele seiner Zeitgenossen – mit dem Gedanken, nach Amerika auszuwandern. Die Liebe hielt ihn zurück und diese in Gestalt seiner späteren Frau Karoline Marie Erbe, geborene Lenz. Diese entstammte der den Tübingern bekannten „Neuen Lenzei“, einer Gaststätte mit angeschlossener Brauerei am Tübinger Haagtor. Sie trug mit ihrer Mitgift in Höhe von 1.000 Gulden erheblich zum Gründungkapital der Firma Erbe bei. Herzlichen Dank, Karolin Marie Erbe! Die zweite Generation, sein Sohn Christian Gottlieb Erbe, war Unternehmer durch und durch und von einem großen Tatendrang beseelt, so dass er seine Kräfte überschätzte. Er erlitt Schwächeanfälle, die er – wie „Mann“ es eben so macht – ignorierte. An einem dieser Schwächeanfälle starb er mit 52 Jahren.
Zurück blieben das Unternehmen, seine Frau Pauline sowie drei Kinder. Damit schien das Schicksal des Unternehmens besiegelt. Doch seine Frau Pauline stellte sich dem Schicksal entgegen und führte das Unternehmen 16 Jahre lang als alleinige Inhaberin weiter. Unerhört für diese Zeit – eine Frau als Firmenchefin! Denn in dieser Zeit traute man Frauen nicht viel zu. Auch die Universität Tübingen ließ erst in dieser Zeit erstmals Studentinnen zur Immatrikulation zu. Um das Unternehmen leiten zu können, benötigte sie Sondergenehmigungen, darunter die Bestätigung des Königshauses, den Titel „Königlicher Hoflieferant“ weiterführen zu dürfen. Sie führte das Unternehmen durch schwierigste Zeiten, wie den ersten Weltkrieg, die Inflation von 1914 bis 1922 und die Hyperinflation 1923. Herzlichen Dank, Pauline Erbe!
Meine Mutter, Christiane Erbe (unglaublich, alle Vorfahren hießen entweder Christian oder Christiane), war Diplom-Handelslehrerin und Diplom-Kauffrau und damit die wichtigste Beraterin meines Vaters. Dieser hat zwar zwei Ausbildungen als Mechaniker und Optiker in den schwierigen Zeiten der Kriegs- und Nachkriegszeit absolviert. Es fehlte ihm aber an der Gelegenheit, sich kaufmännisch zu bilden. Diese Lücke füllte meine Mutter mit ihrem Fachwissen. In den Memoiren lesen wir, wie beide Elternteile die Zukunft des Unternehmens, einschließlich dessen Internationalisierung, vorangetrieben haben. Abends und hinter verschlossenen Türen, denn wir als Kinder sollten nichts davon mitbekommen. Vielen Dank, Christiane Erbe!
Wenn am Abend die Türe des Heims hinter dem Unternehmer ins Schloss fällt, bleibt die Arbeit draußen. So lautet ein vielfach gehörter und gelesener Satz. Das ist ein Märchen. Und auch bei meiner Frau und mir ist es vollkommen anders. Denn sie entstammt einer Unternehmerfamilie und war viele Jahre lang die rechte Hand ihres Vaters, des Firmenchefs. Als Sprösslinge aus Unternehmerfamilien gehört bei uns das Unternehmen auch zu unserem privaten Leben und damit an den Familientisch. Denn das Unternehmen ist wichtig für uns, aber auch für die, die hier beschäftigt sind, sowie deren Lieben. Und das sind mittlerweile 1.800 Familien.
Der Rat, den meine Frau mir bei diesen Gesprächen gibt, ist für mich und das Unternehmen ungeheuer wichtig. Zu Hause einen Sparringspartner zu haben, der nicht nur das Herz am richtigen Fleck hat, sondern unternehmerischen Weitblick in die Wiege gelegt bekommen hat, auch in der Lage und willens ist, härter mit mir zu diskutieren, als es Mitarbeiter im Hause Erbe können, ist von größtem Wert. Viele richtungsweisende Entscheidungen sind so am Familientisch gefallen. Herzlichen Dank Dir, liebe Birgit!
Meine Geschwister und Mitgesellschafter werden heute von meinem Bruder Sebastian vertreten. Lieber Basti, schön, dass Du heute hier bist und herzlichen Dank für Deine Unterstützung im Gesellschafterkreis. Zusammen repräsentieren wir die Anteilsmehrheit des Unternehmens und könnten heute eigentlich bei dieser Gelegenheit schnell ein paar Gesellschafterbeschlüsse fassen.
Ein besonderer Dank geht an die Mitglieder der Geschäftsleitung des Hauses Erbe. Wir arbeiten seit nunmehr vier Jahren in dieser Struktur zusammen. In dieser Zeit hat das Unternehmen den dynamischsten Entwicklungsschub in seiner 173-jährigen Geschichte erlebt. Trotz Corona, Energie- oder Fachkräftekrise. Neue Technologien, neue Geschäftsfelder und die Internationalisierung von Bereichen wie Produktion und Vertrieb waren und sind der Schlüssel hierzu. Wichtig ist uns auch die Entwicklung von Dienstleistungen. Die vor 10 Jahren gegründete Erbe-Akademie mit ihren Standorten in Tübingen, Singapur, Beirut, Atlanta und, ganz neu, Sao Paulo, ist hier eine der zentralen Aktivitäten. In dieser Zeit haben wir weltweit 50.000 Personen geschult – darunter Ärzte, Pflegepersonal, Krankenhaustechniker und natürlich auch unsere eigenen Mitarbeiter.
Ohne diese tragfähige Struktur und die Unterstützung meiner Geschäftsleitungskollegen wäre mir eine ehrenamtliche Tätigkeit, wie die in den geschilderten Bereichen, nicht möglich. Deshalb geht mein Dank an unseren Chief Commercial Officer, Herrn Marcus Felstead, an unseren Chief Financial Officer, Herrn Daniel Zimmermann, unseren Chief Technical Officer, Herrn Dr. Helmut Scherer, und an unseren Chief Scientific and Medical Officer, Herrn Prof. Markus Enderle, die heute allesamt unter uns sind.
Und last, but certainly not least, gilt mein Dank den beiden Künstlern, die dem heutigen Nachmittag den Glanz verleihen, Herrn Michael Hagemann und seiner Frau Shoko Hayashizaki. Michael und ich gingen in die gleiche Klassenstufe am humanistischen Uhland-Gymnasium, kennen uns also schon über 50 Jahre. Ich bin ein großer Fan der beiden. Warum, haben Sie ja schon gehört und werden Sie jetzt nochmals hören. Als ich seitens der Universität gefragt worden bin, ob ich einen Musikwunsch hätte, war die Auswahl natürlich groß. Aber meine Frau und ich waren uns schnell einig. Wir wollten George Gershwin. Gershwin war als Komponist, Dirigent und Pianist ein Multitalent. So lag ein Anruf bei Shoko und Michael nahe und das Ergebnis hören Sie heute. Herzlichen Dank, liebe Shoko und lieber Michael!
Ein ebensolcher Dank geht auch an den Musikdirektor der Universität, Herrn Philipp Amelung. Vielen Dank, lieber Philipp, für die Unterstützung bei den Vorbereitungen des musikalischen Teils dieses Abends.
Und nun zurück zu unserer Frage: Was ist der Sinn des Lebens? Die beste Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens habe ich von einer Person erhalten, von der ich eine solche eigentlich nicht erwartet habe. Es handelt sich um keinen Philosophen (derer viele die Universität ja hervorgebracht hat), sondern um einen bildenden Künstler: Pablo Picasso. Pablo Picasso beschreibt in seiner Erkenntnis über den Sinn des Lebens auch einen weiteren mir sehr wichtigen Aspekt, welcher der Grund für meine ehrenamtliche Tätigkeit ist, die – wie ich ja bereits erwähnt habe – in bester familiärer Tradition steht. Hier ist seine Antwort auf diese zentrale Frage: "Der Sinn des Lebens besteht darin, sein Talent zu finden, und der Zweck des Lebens besteht darin, es mit anderen zu teilen."
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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