Wie funktionieren Finanz- und Kapitalmärkte, welche Rolle spielen die Bereiche Unternehmens- und Strategieberatung in der Finanzwissenschaft und wie wird an der Börse gehandelt? Die BFS Society e.V. an der Universität Tübingen geht seit gut einem Jahr diesen Fragen nach. BFS – das steht für Banking, Finance and Strategy. Börsenvereine wie die BFS Society gibt es bereits an vielen deutschen Hochschulen, sie sind organisiert im Bundesverband der Börsenvereine an deutschen Hochschulen BVH.
Die BFS Society organisiert Vorträge von ausgewiesenen Experten aus der Universität, von anderen Hochschulen und der Wirtschaft zu aktuellen Themen aus den Bereichen Finanzwirtschaft und Bankwesen. Pro Semester gibt es ein Schwerpunktthema: Bankenregulierung, Fintech-Unternehmen – kleine Unternehmen, die innovative EDV-Technologien für den Bank-und Finanzsektor entwickeln – und jetzt im WS 2016/17 das Thema Unternehmensfinanzierung (Corporate Finance).
Die Mitglieder können an einem selbst gewählten Forschungsprojekt aus dem Bereich des Schwerpunktthemas mitwirken und werden dabei von Lehrstuhlinhabern des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft unterstützt. Die Ergebnisse dieser Projekte werden auf der Homepage der BFS Society veröffentlicht. Parallel werden Vorträge von Experten aus der Universität, von anderen Hochschulen und aus der Wirtschaft organisiert. Im Sommersemester konnte unter anderem der Chefvolkswirt der LBBW Uwe Burkert für einen Vortrag gewonnen werden. Ergänzt wird das Semesterprogramm durch Betriebsbesichtigungen, etwa bei der großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in Stuttgart, und durch Exkursionen zur Börse oder der Bankenaufsicht BaFin in Frankfurt.
Ziele der BFS Society sind die Stärkung der Fachkompetenz der Mitglieder in den Bereichen Finanzwissenschaft und Bankwesen und ihre Fortbildung im Bereich der Methoden.
In Workshops können die Mitglieder beispielsweise neue Programme zur Wirtschaftsanalyse kennenlernen, dieses Angebot organisiert die BFS Society in Kooperation mit dem Career Service der Universität Tübingen. Auch Schulungen in Standardprogrammen wie Excel, Word und Powerpoint werden angeboten, ein spezifisches Schreibtraining ist noch in Überlegung.
„Für unsere Mitglieder, die regelmäßig zu Fachvorträgen kommen, an einem Forschungsprojekt aktiv teilnehmen und auch an methodischen Fortbildungen teilnehmen, bieten wir das Certified Student Analyst-Zertifikat (CSA-Zertifikat) an. Darüber hinaus ist es möglich über den Career Service ECTS-Punkte im Bereich Schlüsselqualifikationen für die Mitarbeit bei der BFS Society zu erhalten“, erläutert Robert Neulen, Co-Vorsitzender.
Wichtiger Bestandteil des Semesterprogramms ist auch die Börsenchallence der BFS Society. Sie soll den angehenden Finanzwissenschaftlern Praxiserfahrung und Einblicke in die Mechanismen der Börse vermitteln.
Beim diesem Börsenspiel erhalten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Anfang dasselbe virtuelle Depot und ein identisches Startguthaben. Damit können sie ein Semester lang auf einer speziellen Onlineplattform den Kauf von Aktien, Anleihen oder andere Kapitalmarktanlagen tätigen. Die Titel, ihre Tagespreise sowie die Bedingungen für den Handel mit Titeln sind auf dieser Plattform nahezu identisch mit den echten Finanzmärkten. „Einige Teilnehmer handeln sehr viel, andere kaufen und halten ihre Aktien dann über einen längeren Zeitraum. Die Challence bietet die Möglichkeit, unter sehr realen Bedingungen verschiedene Anlagestrategien auszutesten und auch durch den Austausch untereinander oder durch Fachvorträge das eigene Wissen über Finanzmärkte zu vertiefen. Dies kann beim Berufseinstieg ein großer Vorteil sein“, so Robert Neulen.
Sehr wichtig ist für die BFS Society darüber hinaus der Aufbau eines Netzwerks – mit Experten, innerhalb und außerhalb der Universität Tübingen, mit Unternehmen und mit Alumni. Momentan sind die Mitglieder noch fast ausschließlich Studierende der Wirtschaftswissenschaft, aber „unser Angebot für alle Studierenden offen und wir hoffen zukünftig auch auf Mitglieder aus anderen Fachbereichen“, sagt Neulen, der International Economics mit Schwerpunkt Japan auf Bachelor studiert.
Maximilian von Platen