Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 2/2010: Leute
Pädagogische Geradlinigkeit und ausgefeilte Didaktik
Zum Tode von Professor Dr. Gerhard Baaken ein Nachruf von Peter Hilsch
Am 6. Juni 2010 ist Dr. Gerhard Baaken, Professor für mittelalterliche Geschichte an der Universität Tübingen, kurz vor Vollendung seines 83. Lebensjahres in Tübingen gestorben. Der vom Niederrhein stammende Baaken war noch in den letzten Kriegsmonaten als Soldat eingezogen und an die Ostfront versetzt worden. Nach dem Krieg begann er sein Studium der Philologie und Geschichte in Köln, Marburg und nach einer Unterbrechung wegen eines schweren kriegsbedingten Lungenleidens schließlich in Tübingen, wo er bei dem von ihm hochgeschätzten Mediävisten Heinrich Dannenbauer 1958 mit der Dissertation über die "Königsfreien in Ostsachsen" promoviert wurde, die noch im Banne der verfassungsgeschichtlichen Vorstellungen seines Lehrers steht. Im gleichen Jahr übernahm er für acht Jahre eine wissenschaftliche Assistentenstelle am Historischen Seminar.
1966 habilitierte sich Gerhard Baaken an der damaligen Philosophischen Fakultät mit der Arbeit "Geschichte Kaiser Heinrichs VI. mit den Regesten seiner Urkunden I". 1973 erlangte er eine Dauerstelle als Wissenschaftlicher Rat, die später in eine Professur umgewandelt wurde. Sein wissenschaftliches Interesse wandte sich nun in weiteren zahlreichen Publikationen der Reichsgeschichte der staufischen Zeit, auch der Geschichte Italiens, zu.
Großes Engagement bewies Baaken in der akademischen Selbstverwaltung: zweimal war er Dekan des Fachbereichs Geschichte bzw. der Geschichtswissenschaftlichen Fakultät, 1980/82 Vorsitzender des Großen Senats, 1984 Sprecher der Professorenschaft.
Gerhard Baaken war ein beliebter Hochschullehrer. Als Assistent hatte er es allerdings nicht leicht; überfüllte Proseminare waren vor Einführung des akademischen Mittelbaus in den späten 1960er-Jahren die Regel. Dennoch hat er uns Studienanfänger mit manchmal polternder Freundlichkeit, pädagogischer Geradlinigkeit und mit ausgefeiltem didaktischen Aufbau seiner Proseminare erfolgreich in die Quellen und die Welt des Mittelalters eingeführt. Zu seinen hochgeschätzten Vorlesungsthemen gehörten später besonders die vergleichende Verfassungsgeschichte des Hochmittelalters, aber auch die italienische, byzantinische und Kreuzzugsgeschichte. Seine Schüler, die Baaken stets mit großem Einsatz förderte und unterstützte, werden ihm ein ehrendes Gedenken bewahren. Gerhard Baaken hinterlässt eine Frau und vier Kinder.
Professor Dr. Peter Hilsch