Er hat den Dalai Lama befragt, den PLO-Chef Arafat, den König von Jordanien, Woody Allen, Sting, Vivienne Westwood und Madonna: Roger Willemsen hat Politiker solange interviewt, bis ihm der Intendant eines Senders dies untersagte, eben wegen seiner Art und Weise des Fragens. Er hat mit Sportlern gesprochen, mit Designern und Modemachern, Musikern, aber auch mit einem Bankräuber, einem Kannibalen oder einem Vergewaltigungsopfer – dies alles unter den Augen eines Fernsehpublikums und stets dem Risiko ausgesetzt, allein den Voyeurismus der Zuschauer zu bedienen, die sich womöglich gruseln, aber nicht verstehen wollen.
Sein unverwechselbarer, individualisierender Gesprächs- und Interviewstil hat ihn bekannt gemacht, ihm Preise und Anerkennung eingebracht. Dennoch hat sich Willemsen eines Tages von der eigenen Talkshow verabschiedet, laufende Verträge gekündigt, weil es ihm – so sagt er – zu aufreibend schien, weiterhin vor allem für das „Medium der systematischen Unterforderung zu arbeiten“.