Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 4/2012: Forum

Eugenio Coseriu an seinem Geburtsort geehrt

Büste in Mihăileni in der Republik Moldau feierlich enthüllt

Am 14. Oktober 2012 wurde in Mihăileni in der Republik Moldau eine Büste zu Ehren des vor zehn Jahren in Tübingen verstorbenen berühmten Linguisten Eugenio Coseriu im Rahmen eines Festaktes feierlich enthüllt. Die Aufstellung des Denkmals war mit Unterstützung der deutschen Botschaft in Chişinău möglich geworden, für die Coseriu eine Symbolfigur für die moldauisch-deutsche Verbindung darstellt.

Coseriu wurde 1921 in Mihăileni geboren und war nach dem Studium in Rumänien und Italien zunächst für einige Jahre in Uruguay tätig, bevor er ab 1963 Professor in Tübingen wurde. Hier wirkte er bis zu seinem Tod im Jahre 2002. Durch ihn wurde die Tübinger Romanistik zu einem weltweit beachteten Zentrum, Generationen von Hochschullehrern wurden an der Universität Tübingen von Coseriu geprägt. Seine Schriften wirken bis heute weit über die Romanistik hinaus und einige seiner Theoriebegriffe gehören zum festen Kanon der Sprachwissenschaft.

Seine umfassende Sprachauffassung war vom Strukturalismus, insbesondere von Ferdinand de Saussure ausgegangen, versuchte aber von Beginn an, die Grenzen der strukturellen Sprachbetrachtung zu überwinden. So gilt Coseriu, dessen Sprachtheorie von einer profunden philosophischen Basis profitierte, unter anderem als einer der Wegbereiter der modernen Sprachwandeltheorie, der Varietäten- und der Textlinguistik. Sein enzyklopädisches Wissen umfasste nicht nur die genaue Kenntnis und aktive Beherrschung zahlreicher Sprachen, er war auch ein ausgesprochener Kenner der Geschichte der Sprachwissenschaft und der Sprachphilosophie sowie verschiedener Literaturen.

Die weltweite Bedeutung Coserius spiegelt sich in zahlreichen Ehrungen wider. Bis heute ist er der Tübinger Professor mit den meisten Ehrendoktorwürden.

Die internationale Beschäftigung mit dem Werk Coserius spiegelt sich heute unter anderem in zweijährig stattfindenden Kongressen wider.

An der Universität Tübingen wurde 2005 das Eugenio-Coseriu-Archiv eingerichtet, das sich mit der Herausgabe und Bearbeitung des umfassenden Nachlasses und mit der Übersetzung des Werks beschäftigt und als Forschungsstelle für Wissenschaftler und Stipendiaten aus dem In-und Ausland offen ist (siehe www.coseriu.de).

Johannes Kabatek

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