Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 2/2013: Schwerpunkt

Motivation fördern

Wie die LEAD-Forschung Anregungen für Veränderungen beim Lehramtsstudium liefert

Die Exzellenz-Graduiertenschule LEAD der Universität Tübingen bearbeitet mit einem interdisziplinären Ansatz sieben Kernfragen der Bildungsforschung, die auch von großer Relevanz für die zukünftige Ausrichtung des Lehramtsstudiums sind. So befassen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei LEAD unter anderem mit der Frage, wie die Leistungsniveaus in Lesen, Mathematik und den Naturwissenschaften verbessert werden können und wie Schulen beziehungsweise Lehrkräfte mit der erhöhten Anzahl von Schülerinnen und Schülern mit psychischen Problemen umgehen können. Weitere Forschungsprojekte untersuchen beispielsweise die Fragen, wie Lehrkräfte das Potenzial moderner Medien in ihrem Unterricht ausschöpfen können, wie die Lehrqualität allgemein erhöht werden kann, und wie sich Motivation und Selbstregulation der Schülerinnen und Schüler fördern lassen. Die Antworten darauf liefern entscheidende Hinweise, in welche Richtung sich das Lehramtsstudium entwickeln muss.

Motivationsförderung im Mathematikunterricht

Ein aktuelles Forschungsprojekt in LEAD beschäftigt sich mit der „Motivationsförderung im Mathematikunterricht“ (MoMa). Mathematik gehört zu den Kernkompetenzen, die für den schulischen sowie beruflichen Erfolg eine wichtige Rolle spielen. Jedoch erleben viele Schülerinnen und Schüler gerade im Jugendalter in Mathematik starke Motivationseinbrüche. Wie sich dem entgegenwirken lässt, erforschen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei LEAD.

Jüngere amerikanische Studien haben darauf hingewiesen, dass es möglich ist, die Motivation und Leistung von Schülerinnen und Schülern mit Hilfe einer einfachen, im Klassenkontext durchgeführten Übung („Intervention“) positiv zu beeinflussen. Ziel des MoMa-Projekts ist es daher zu untersuchen, wie gut die Motivation im Fach Mathematik bei Schülerinnen und Schülern der 9. Jahrgangsstufe in Anlehnung an diese bewährten Interventionsansätze gefördert werden kann.

Gemäß dem so genannten Erwartungs-Wert-Modell lässt sich die Motivation der Schülerinnen und Schüler anhand der Erfolgserwartung – „Kann ich es?“ – und dem subjektiven Wertempfinden – „Was bringt es mir?“ – vorhersagen. Im Rahmen der MoMa-Studie wird im Schuljahr 2012/13 bei knapp 80 neunten Klassen eine Intervention durchgeführt, die die Nutzenwahrnehmung der Schülerinnen und Schüler fokussiert. Dabei sollen sich die Schülerinnen und Schüler durch persönliche Reflexion oder die Beurteilung von Aussagen damit auseinandersetzen, wie anwendbar und nützlich Mathematik für ihren weiteren Lebensweg sein wird. Anschließend wird das Hausaufgabenverhalten der Schülerinnen und Schüler über vier Wochen lang erfasst. Zusätzlich wird die Intervention zu einem späteren Zeitpunkt bei einer Kontrollgruppe durchgeführt, um sicherzustellen, dass mögliche Veränderungen im Engagement auf die Intervention zurückzuführen sind.

Um abzuschätzen, ob die Intervention die Motivation und die Leistung der Schülerinnen und Schüler beeinflusst hat, werden neben dem Hausaufgabenverhalten Leistungsdaten erhoben sowie Befragungen zu den Einstellungen der Schülerinnen und Schüler vor und nach der Intervention durchgeführt. Da auch die Lernumwelt und die Einstellungen wichtiger Bezugspersonen die Motivation von Schülerinnen und Schülern beeinflussen können, werden zudem die Eltern und Mathematiklehrkräfte befragt.

Erste Ergebnisse werden für Ende dieses Jahres erwartet. Gelingt es nachzuweisen, dass eine derartige Intervention die Motivation der Schülerinnen und Schüler erhöht, soll diese Erkenntnis auch in das Lehramtsstudium einfließen. Denn ob es einer Lehrkraft gelingt, ihre Schülerinnen und Schüler zu motivieren, hängt stark davon ab, wie viel sie zu diesem Thema unter anderem im Studium gelernt hat.

Ansprechpartnerin: Anna-Lena Dicke, M.A. (anna-lena.dicke[at]uni-tuebingen.de)

Weiterführende Informationen: www.lead.uni-tuebingen.de

Ingrid Bildstein