Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 2/2015: Studium und Lehre

Ehrenamt trifft auf Universität

Service Learning – ein Lehr- und Lernformat, das Sinn macht!

Studieren und Ehrenamt – das sind zwei Dinge, die normalerweise nicht viel miteinander zu tun haben. Doch seit einigen Jahren gibt es an der Universität Tübingen Service Learning-Seminare. Sie kombinieren Wissenschaft mit gemeinnützigem bürgerschaftlichen Engagement.

Das „aktivierende“ Lehr-/Lernformat stammt aus dem amerikanischen Raum und hat sich – seit den 1990er Jahren auch in Deutschland – immer stärker ausgebreitet. Seit knapp vier Jahren gibt es das Angebot fest verankert auch an der Universität Tübingen als Teil des Projektes „Erfolgreich studieren in Tübingen“ (ESIT). Seitdem haben 595 Studierende an den 44 überfachlichen Seminaren teilgenommen.

Migration, Globales Lernen und Nachhaltigkeit sind beispielsweise Themen, mit denen sich die Service Learning-Seminare beschäftigen. Sie werden in Kooperation mit Einrichtungen wie einem Seniorenwohnheim, dem Wissenschaftsladen, der Flüchtlingshilfe, Schulen und Bildungseinrichtungen, Kindergärten und universitären Einrichtungen bearbeitet. Am Ende des Seminars stehen immer konkrete Ergebnisse, von denen teilnehmende Studierende und Institutionen gleichermaßen profitieren: Ausstellungen, zum Beispiel im Museum der Universität Tübingen MUT, Infobroschüren, in denen wissenschaftlich komplexe Themen erarbeitet und verständlich vermittelt werden sowie Gutachten und Umfragen für Einrichtungen, die dies selbst nicht leisten können.

Service Learning-Seminare werden bislang vorrangig im überfachlichen Lehrangebot des Studium Professionale angeboten. Aber auch in einigen Studiengängen – in der Ethnologie, der Sozialpädagogik, der Sportwissenschaft, der Geographie und der Medienwissenschaft – gibt es vielfältige Ansätze, anwendungsorientierte Lehre mit Gemeinnützigkeit zu verbinden. Diese fachlich verankerten Service Learning-Seminare sind in das Curriculum integriert und stark praxis- und projektorientiert.

„Für die Universität bietet das Format eine Möglichkeit, einen wichtigen Aspekt ihres Bildungsauftrags zu verwirklichen, nämlich die Bildung der Persönlichkeit im Bereich der verantwortlichen Anwendung von Wissenschaft in der Gesellschaft zu stärken“, sagt Ursula Konnertz, Leiterin des Projekts. Die Seminare ermöglichten eine kritische Reflexion auf die gesellschaftliche Relevanz und die Sinnhaftigkeit von akademischem Wissenserwerb, führt sie weiter aus.

Stimmen von Studierenden zeigen die Begeisterung in den Seminaren, die allerdings für alle Beteiligten sehr zeit- und arbeitsintensiv sind. „Die Zusammenarbeit mit den Senioren war sehr bereichernd. Empathie zu entwickeln und die eigene Lebenswelt zu verlassen, war für mein weiteres Schreiben sehr wichtig. Die Beziehung, die ich mit Frau S. aufgebaut habe, hat bis zu ihrem Tod gedauert. Sie ist zu meiner „Tübinger Oma“ geworden. Ich bin sehr dankbar für diese Erfahrung“, sagt eine Studentin, die an dem Seminar „Ghostwriter“ teilgenommen hat. Darin verschriftlichten Studierende im Wintersemester 2011/12 und Sommersemester 2012 nach längeren Einzelgesprächen die Lebensgeschichten von Patensenioren in der Pflegeresidenz Vinzenz von Paul Tübingen und transformierten sie in einen literarischen Text von und für eine/n Vertreter/in der älteren Generation. Abschließend präsentierten sie diese in Form einer Lesung und Abschlussveranstaltung im Seniorenheim. So setzten sie sich im Kurs, der vom Studio Literatur und Theater und dem Studium Professionale sowie dem Seniorenheim gemeinsam veranstaltet wurde, mit den Grundlagen des literarischen Schreibens, Interviewtechniken und ausgewählten Themen der Altersforschung lebensnah auseinander.

Mareike Manzke

Kontakt:

Ursula Konnertz, Janine Wiese, Mareike Ströbel

Career Service

Wilhelmstr. 9, 72074 Tübingen

Tel.: 07071 29-77073

E-Mail: ursula.konnertz[at]uni-tuebingen.de

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