Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 5/2015: Studium und Lehre

Projekt „ESIT - Erfolgreich studieren in Tübingen“ geht in die 2. Förderphase!

Weitere Förderung für vier Jahre bis Oktober 2020

Das Projekt „Erfolgreich studieren in Tübingen“ (ESIT) wird bis Ende 2020 verlängert. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) entschied nach erfolgreicher Zwischenbegutachtung, ESIT weitere vier Jahre über den „Qualitätspakt Lehre“ zu fördern. „Erfolgreich studieren in Tübingen“ wird bereits seit Oktober 2011 mit 13,4 Millionen gefördert. Die Universität Tübingen hofft für die zweite Förderphase ab Oktober 2016 ebenfalls auf einen zweistelligen Millionenbetrag.

ESIT hat in den vergangenen Jahren die Studienbedingungen und die Qualität der Lehre an der Universität Tübingen erheblich verbessert und erfolgreich eine neue Kultur des Lehrens und Lernens etabliert, von der Studierende wie Lehrende gleichermaßen profitieren. Durch die Fortführung können die vielfältigen, innovativen Lehr-, Lern- und Beratungskonzepte weiter erprobt und ausgeweitet, erprobte und bewährte Maßnahmen für die gesamte Universität weiterentwickelt und nutzbar gemacht und bei Erfolg dauerhaft verankert werden.

ESIT umfasst mit seinen vier Maßnahmenpakete, deren Bausteine eng aufeinander abgestimmt sind, den gesamten „student life cycle“. Ziele sind unter anderem eine verbesserte Studienberatung, mehr Praxisorientierung, eine Senkung von Durchfall- und Abbrecherquoten, die Verbesserung der Lehre sowie die Entwicklung innovativer Curricula. Allgemein wurden im Zuge von ESIT Information, Beratung und Coaching von Studieninteressierten und Studierenden ausgebaut.

Alles beginnt mit der reflektierten Wahl des richtigen Studienfaches: Engagierte Studierende als Studienbotschafter beraten Schülerinnen und Schüler auf Augenhöhe zu den Anforderungen eines Studiums; eine alternative Form der Unterstützung bieten Self Assessment-Angebote für die Wirtschafts-, Gesellschafts-, Sprach- und Kulturwissenschaften. Im Frühjahr 2016 sollen weitere Testsysteme für die Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik folgen.

Gezielte Förderangebote wie Propädeutika oder Coaching-Kurse in den MINT-Fächern sowie die Bildung von Peer-Learning Gruppen unterstützen einen gelungenen Start ins Studium. Mit zusätzlichen Tutoren verbessert die Universität Tübingen die Betreuung in laborintensiven Fächern. All diese Maßnahmen haben sich in ihrem Zusammenspiel insb. in der Studieneingangsphase als überaus wirksam erwiesen und helfen, den Studienerfolg zu sichern. ESIT kann hier nach der ersten Förderperiode bereits auf einige beachtliche Erfolge zurückblicken. So wurden in den Naturwissenschaften insgesamt sechs Stellen für Juniordozenturen geschaffen, die innovative, aktivierende Lehrmethoden etablierten, wie beispielsweise den Einsatz von Abstimmungsgeräten, so genannten Klickern, in Lehrveranstaltungen. Mithilfe der Klicker können die Studierenden dem Dozenten in der laufenden Veranstaltung Rückmeldung geben, ob sie den Inhalt einer Vorlesung oder eines Seminars verstanden haben oder nicht. Genannt seien zudem der Einsatz moderner Grafik-Tablets in Vorlesungen, Seminaren und Tutorien, oder auch der Aufbau eines ergänzenden E-Learning-Angebots. Die Klausuren-Durchfallquoten in den naturwissenschaftlichen Fächern konnten hierdurch entscheidend gesenkt werden. Allein im Bachelorstudium Biologie mit Nebenfach Chemie wurde die Durchfallquote von 50 auf zehn Prozent gesenkt. Für diesen Einsatz honorierten die Studierenden bereits zwei Juniordozenten mit dem Lehrpreis der Universität Tübingen.

In den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften hat die Juniordozentur für Methoden ein Kursprogramm etabliert, mit dem angehende Masterstudierende und Doktorand/Innen ihr Wissen im Bereich der quantitativen und qualitativen Methoden nachholen und auffrischen können. Neu ist auch die App qLearning.

Maßgeschneiderte Bewerbungs- und Beratungsangebote geben den Studierenden in allen Phasen des Studiums Orientierung und helfen beim erfolgreichen Einstieg in den Beruf. So bietet die speziell für die Universität Tübingen entwickelte Praktikums- und Masterbörse den Studierenden hervorragende Möglichkeiten, Unternehmenskontakte zu initiieren und Praxiserfahrungen zu sammeln. Zur Information über Berufs- und Karrierewege wurde außerdem ein eigenes Veranstaltungsangebot etabliert.

Um das wissenschaftliche Schreiben zu fördern wurde im Rahmen von ESIT das „Diversitätsorientierte Schreibzentrum“ gegründet. Es stärkt die Schreibkompetenz der Studierenden über die Schreibberatung und zahlreiche Workshops zum wissenschaftlichen Schreiben und veranstaltet die „Tübinger Schreibwochen“ sowie einmal im Jahr die „Lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten“, die jeweils 500 bis 600 Studierende nutzen, um wichtige Seminararbeiten sowie andere Schreibprojekte endlich zum Abschluss zu bringen.

Individuelle Profilbildung und den Blick über den Tellerrand bieten die „Optionalen individuellen Studien“. Studierende können sich hier in überfachlichen Bereichen wie „Rhetorik und Kommunikation“, „Business und Management“ oder „Digital Humanities“ bilden und ein Zertifikat erwerben. Studierende übernehmen gesellschaftliche Verantwortung: In Service-Learning-Seminaren verknüpfen die Studierenden akademisches Lernen mit gemeinnützigem Engagement. Eine Tübinger Besonderheit ist dabei die Möglichkeit, dies in Projekten Forschenden Lernens umzusetzen.

Lehren lernen: vom Tutor über den Nachwuchswissenschaftler/Doktoranden bis hin zum Professor findet jeder Lehrende ein passendes Weiterbildungsangebot. Ob Kurzstrecke oder Zertifikat, ob zu Kompetenzen oder Plagiat, zu digitalen Medien mit Klicker oder Webinar – durch gezielte hochschuldidaktische Qualifizierungskonzepte fördert die Universität Tübingen aktiv die Qualität der Lehre. Das Interesse und Engagement unserer Lehrenden mit bisher um die 900 Teilnehmenden spricht für sich. Auch innovative Curricula und neue praxisorientierte Lehrmodule erfordern Zeit und Engagement. Die systematische Entwicklung der Curricula wird durch das ESIT-Projekt unterstützt: Die beteiligten Personen erhalten zeitliche Freiräume durch eine Lehrdeputatsreduktion und Personalmittel zur Kompensation ihrer Lehre. Bereits 30 Konzeptteams wurden durch unsere Bildungsforscher bei ihrer praktischen Arbeit entlang universitärer Richtlinien und wissenschaftlicher Standards begleitet.


http://www.uni-tuebingen.de/de/30292

Karl G. Rijkhoek und Lucia Vennarini