Das Goethe-Institut in Ramallah möchte gerne in Kooperation mit zwei palästinensischen Universitäten Kinderunis in Palästina etablieren. Im März reiste deswegen Michael Seifert, langjähriger Pressereferent der Universität Tübingen und Präsident des European Children’s Universities Network, nach Ramallah. Ein Reisebericht.
Aus heiterem Himmel erreichte mich im Dezember letzten Jahres eine Einladung des Goethe-Instituts in Ramallah. Die Leiterin des Instituts, Laura Hartz, kannte aus Deutschland die Idee der Kinderuni und wollte sondieren, ob es möglich ist, auch in Palästina Kinderunis in Kooperation mit dortigen Universitäten zu realisieren. Das schien ihr insbesondere angesichts der demographischen Situation vor Ort geboten: Ein Drittel der Palästinenser, die in den autonomen palästinensischen Gebieten der Westbank leben, sind Kinder und Jugendliche, insgesamt etwa 800.000. Zum Vergleich: in Westeuropa liegt der Anteil dieser Altersgruppen unter 20 Prozent. Für palästinensische Schüler dauern die Sommerferien drei Monate und Angebote für außerschulische Aktivitäten sind daher dringend nötig.
Es lag nahe, zum Thema Kinderuni als Exportartikel deutscher Kulturpolitik bei der „Mutter aller Kinderunis“ (Gründungsjahr 2002), also in Tübingen, nachzufragen. Und so wurde ich als Mitinitiator und langjähriger Organisator der Tübinger Kinderuni eingeladen, an zwei palästinensischen Universitäten die Idee der Kinderuni vorzustellen, ihre Entwicklungsgeschichte zu erläutern und die verschiedenen Realisierungsmodelle aufzuzeigen. Gemeinsam mit den Vertretern der Universitäten sollte es dann darum gehen, die Möglichkeiten einer Realisierung angepasst an den Standort auszuloten.
Im März 2016 reiste ich nach Ramallah, der „Hauptstadt“ der palästinensischen Gebiete, in der auch die Autonomiebehörde mit allen Regierungsverwaltungen ihren Sitz hat. Ramallah erwies sich als sehr lebendige, fast europäisch wirkende Stadt, die in alle Richtungen in die durch Ölbaumfelder geprägte Hügellandschaft expandiert.
Gemeinsam mit Vertreterinnen des Goethe-Instituts nahm ich Termine an der Birzeit Universität und der Al Quds Universität wahr. Die Delegationen der Universitäten wurden jeweils von einer Vizepräsidentin oder einem Vizepräsidenten geleitet und bestanden aus Vertretern des Lehrkörpers und der Universitätsverwaltung. An der Al Quds Universität nahmen auch etwa 20 Studierende an der Veranstaltung teil. Die Diskussionen verliefen sehr lebhaft, und das Interesse an der Organisation einer Kinderuni war sehr groß.
Die 1975 gegründete Birzeit Universität liegt ganz in der Nähe von Ramallah. An ihr werden heute etwa 10.000 Studierende in neun Fakultäten ausgebildet, zu etwa 60 Prozent Frauen. Die Gebäude wirken sehr modern und harmonisch in die Landschaft integriert, sie sind zum Teil mit amerikanischer und auch deutscher Förderung entstanden. Auf dem Campus liegt auch das sehr imposante Gebäude des vor kurzem eröffneten palästinensischen Nationalmuseums (s. dazu: http://www.deutschlandradiokultur.de/palaestinensisches-nationalmuseum-ein-stueck-identitaet-in.976.de.html?dram:article_id=354430).
Ein möglicher Ansatzpunkt für eine Kinderuni an der Birzeit Universität wäre das traditionelle Sommercamp für Kinder von Universitätsangehörigen, das bisher ein Kinderbetreuungsprogramm in den Schulferien bietet. Dieses Sommercamp könnte an ein bis zwei Tagen mit einem kindergerechten wissenschaftlichen Programm mit Vorlesungen und Workshops ergänzt und für die Kinder der Region geöffnet werden. Als Partner käme auch ein nahegelegenes kleines Wissenschaftsmuseum in Frage. Die Universität sagte zu, ein entsprechendes Konzept zu entwickeln, das auch die Beteiligung von Studierenden und eine didaktische Schulung der Dozenten vorsehen sollte.
Überraschend verlief die Diskussion an der Al Quds Universität, die der Vizepräsident nach der Präsentation mit den Worten eröffnete: „Die Kinderuni ist eine phantastische Idee, aber im Grunde machen wir das ja bereits.“ Die Universität unterhält zwei beeindruckende Museen für Mathematik und Naturwissenschaften, beide vollgepackt mit modernen und originellen Hands-On-Experimenten für die Öffentlichkeit und insbesondere für Kinder und Jugendliche. Diese werden intensiv von Schulklassen genutzt, daneben gibt es auch Laborbesuche in den Instituten. Sogleich kam die Idee auf, all diese Aktivitäten zu koordinieren und unter das Dach einer Kinderuni, arabisch „Jame’at Al-Atfal“, zu bringen. Neu war hingegen die Idee, auch Vorlesungen für Kinder – wie in Tübingen – zu veranstalten. Dieses Vorhaben wurde sogleich begeistert aufgenommen und erste Ideen entwickelt.
Als Hindernis für eine Realisierung im größeren Stil könnten sich die Finanzierung und vor allem die extrem schwierige logistische Herausforderung erweisen, größere Zahlen von Kindern durch die durch Checkpoints und israelische Siedlungen extrem zerrissene politisch-geographische Situation an die Universität zu bringen. Der Hauptcampus der Al Quds Universität (Al Quds, „die Heilige“, ist der arabische Name für Jerusalem) liegt vor den Toren Jerusalems direkt an der von Israel errichteten Sperrmauer zwischen Israel und dem Westjordanland, die mitten durch den Campus verläuft. Die Universität wird immer wieder auch Ziel von Übergriffen des israelischen Militärs, im laufenden akademischen Jahr bereits dreimal. Zuletzt drangen am 5. April geschätzt mehr als 200 Soldaten auf den Campus ein, zerstörten eine Bücherausstellung, richteten Verwüstungen an und nahmen Unterlagen und Computer mit. Die Universität kommentierte diesen Überfall auf ihrer Homepage wie folgt: “This assault represents an ongoing trend of targeting Palestinian universities with invasions and violence. Al Quds University was attacked continuously last October resulting in severe damage to campus and over 700 casualities including suffocation from tear gas and rubber bullet injuries.”
Mein einwöchiger Aufenthalt war geprägt von Herzlichkeit und von Dankbarkeit für das Interesse am palästinensischen Leben. Trotz aller Verzweiflung über alltägliche Gewalt und Schikanen zeigten sich die Menschen lebensfroh und vital. Auffallend war das friedliche und solidarische Zusammenleben von muslimischen und christlichen Palästinensern im Westjordanland, letztere machen einen Anteil von 16 Prozent an der Bevölkerung aus. Ich bin abgereist in der Hoffnung, dass sich mit Unterstützung des Goethe-Instituts die Kinderunis in Palästina werden realisieren lassen. Die Einsicht in die Bedeutung von Bildung für die Zukunft der Menschen in der Region war omnipräsent. Und tatsächlich wollen beide besuchten Universitäten bereits im Herbst mit dreitägigen Kinderuni-Aktivitäten starten, mit Vorlesungen und Workshops, die in ein „Science Days Festival Palestine“ eingebunden sein werden.
Michael Seifert
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