Am 28. April 2017 verstarb Professor Dr. Diether Sperlich im Alter von 88 Jahren in Tübingen. Er hinterlässt seine Frau, vier Kinder, zehn Enkel und zwei Urenkel. Mit ihm verliert die Universität Tübingen einen hochgeschätzten Kollegen und engagierten akademischen Lehrer. Sein internationales Ansehen ist Anerkennung für seine herausragenden wissenschaftlichen Fähigkeiten.
Diether Sperlich studierte Biologie an der Universität Wien. Nach seiner Promotion 1952 war er von 1955 bis 1963 als Assistenz-Professor an der Universität Wien tätig. Besonders prägend für seine weiteren wissenschaftlichen Interessen war ein Forschungsaufenthalt an der Rockefeller University, New York 1964 bei Professor Theodosius Dobzhanski. 1971 erfolgte der Ruf an die Universität Tübingen, erst als außerplanmäßiger Professor, und dann 1976 auf den neu geschaffenen Lehrstuhl für Populationsgenetik, den er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1997 am Institut für Biologie II vertrat.
In seiner Forschung befasste sich Diether Sperlich mit Themen zur Populationsgenetik und ökologischen Anpassung, die er insbesondere anhand von Inversionspolymorphismen in Drosophila subobscura untersuchte, und zu diesem Thema zahlreiche, vielfach zitierte Arbeiten veröffentlichte. Die Evolutionsbiologie und Phylogenie der Tiere lagen ihm besonders am Herzen, und so war er über viele Jahre bis zu seinem 75. Lebensjahr der Herausgeber, und bis zum 80. Lebensjahr Mitherausgeber der Zeitschrift für Zoologische Systematik und Evolutionsforschung, die in dieser Zeit in Journal of Zoological Systematics and Evolutionary Research umbenannt wurde.
Diether Sperlich war in seinem Fachgebiet der Populationsgenetik ein engagierter wissenschaftlicher Lehrer, der nicht nur zahlreiche Diplom- und Doktor-Arbeiten betreute, sondern darüber hinaus seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit seiner Offenheit für neue Fragestellungen und Problemlösungen inspirierte und motivierte. Viele von ihnen sind heute selbst an verschiedenen Universitäten und Forschungseinrichtungen im In- und Ausland in der Wissenschaft aktiv. Diether Sperlich hat sich nicht nur um seine Arbeitsgruppe gekümmert, sondern auch ein umfangreiches internationales Netzwerk aufgebaut und intensiv gepflegt. Daraus erwuchs unter anderem ein integriertes Austauschprogramm mit Finnland.
Vielen finnischen Studierenden diente Tübingen als vorübergehender Studienort, und zahlreiche Tübinger Biologie-Studierende konnten im Austausch an den Universitäten in Helsinki und Oulu Populationsökologie studieren. Diether Sperlich engagierte sich darüber hinaus mit größtem Einsatz in der Biologieausbildung der Mediziner und Zahnmediziner an den Universitäten Tübingen und Salzburg. Mit groβer Geduld hat er Generationen von angehenden Medizinerinnen und Medizinern die Grundlagen der Biologie vermittelt, und anhand vielfältiger Beispiele aus der Biologie die Bedeutung der biologischen Vielfalt nahegebracht.
Diether Sperlich veröffentlichte mehrere Lehrbücher, die zu Standardwerken wurden. Zuletzt konnte er seinen Traum verwirklichen und, zusammen mit Dorothee Früh, das Leben und die wissenschaftliche Arbeit von Wilhelm Weinberg in einem Buch darstellen.
Die Universität Tübingen wird Professor Dr. Diether Sperlich stets ein ehrendes Andenken bewahren.
Lutz Bachmann, Universität Oslo
Vera Hemleben, Universität Tübingen
Dieter Maier, Universität Hohenheim
Anette Preiss, Universität Hohenheim