Nathalie Feldmann hat sich in ihrem Projekt mit Coworking beschäftigt. Bei dieser neuen Arbeitsform arbeiten Freiberufler, Kreative, kleinere Startups oder digitale Nomaden zugleich in meist größeren, offenen Räumen. Sie können unabhängig voneinander agieren, oder auch gemeinsam Projekte verwirklichen. Die Devise ist: Kooperation statt Konkurrenz. „Coworking Spaces“ stellen ihnen Arbeitsplätze und Infrastruktur (Netzwerk, Drucker, etc.) zur Verfügung. In ihrer Feldstudie begleitete Feldmann als teilnehmende Beobachterin Coworkerinnen und Coworker im Tübinger Coworking Space "denkstube", machte Interviews und fotografierte verschiedene Szenerien. Sie hatte für die Dauer der Feldstudie einen freien Arbeitsplatz an einem sogenannten "flex desk" zur Verfügung. Die Coworker gaben ihr persönliche Einblicke in ihr Arbeitsverhalten. Die „Entgrenzung von Arbeit und Leben“ war hierbei ein wichtiger Aspekt, also die Frage, inwieweit sich Arbeit und Privatleben durch diese flexible Arbeitsform vermischen können?
Gleichzeitig recherchierte Nathalie Feldmann in den am Projekt beteiligten Sammlungen zur Entwicklungsgeschichte des Büros, denn geteilte Arbeitsräume oder Großraumbüros gibt es bereits seit mehreren Jahrzehnten. In der Ausstellung wird sie auch eine Fotografie aus der Landesstelle für Volkskunde des Landesmuseum Württemberg präsentieren, die Datenerfasserinnen der Württembergischen Versicherung bei ihrer Arbeit in einem Bürogroßraum (heutige Bezeichnung: Großraumbüro) zeigt. Besucher können somit einen Vergleich ziehen zwischen dieser in den 1960er-Jahren entstandene Büroform – die vermeintlich kreatives und kommunikatives Arbeiten fördern sollte, vor allem aber der Überwachung und Kontrolle der Arbeiterinnen und Arbeiter diente – und den Abbildungen aus dem Coworking Space. Durch die Gegenüberstellung von frühen Formen des Großraumbüros und den Interviews mit den Coworkern will Feldmann aufzeigen, wieso sich Freelancer, also unabhängig Arbeitende, freiwillig in die vier Wände eines Büros setzen, obwohl sie doch von überall aus arbeiten könnten. Welche Vorteile hat für sie der geteilte Arbeitsraum? Welche Bedeutung hat der Aspekt „Grenzziehung zwischen Arbeit und Leben“ dabei?
Arbeit und Migration
Zentrale Fragen von Ophelia Gartzes Projekt waren: „Welche Objekte bieten die Sammlungen zum Thema Migration?“ und „Was lässt sich an diesen über Arbeitskultur ablesen?“ Bei der Recherche in den beteiligten Archiven kam sie zu folgendem Ergebnis: Unter dem Schlagwort "Migration" finden sich keine gesammelten Objekte. In Zusammenarbeit mit den Institutionen suchte sie daher selbst Objekte, die mit Migration in Verbindung gebracht werden können. Es handelt sich hierbei nämlich um einen für die Verschlagwortung selten verwendeten Begriff. Nach Gartzes Recherche ist es für die meisten Museen und Archive die Regel, dass Migration kein Begriff ist, der gezielt in der Verschlagwortung älterer Sammlungsbestände auftaucht. Erst neuere Bestände würden bewusst unter dem Gesichtspunkt Migration betrachtet und durch entsprechende Objekte ergänzt. Frühere Ausstellungen begrenzten sich beim Aspekt Migration häufig auf das Zeigen von Koffern. Bei heutigen Ausstellungen sind dagegen Fragestellungen nach anti-rassistischem Kuratieren von großem Interesse. Ein Beispiel hierfür ist das Humboldt Forum in Berlin, das Ende 2019 eröffnet werden soll.