Der Fachbereich Geschichtswissenschaft trauert um Professor Dr. Udo Sautter, der am 25. September 2019 im Alter von 85 Jahren verstorben ist.
Geboren in Wiesbaden, studierte er unter anderem an der Universität Tübingen, an der seine Promotion im Jahr 1961 erfolgte. Nach längerer Lehrtätigkeit in Kanada am Loyola College in Montreal und der University of Windsor kam Sautter 1996 an die Universität Tübingen zurück, an der er bis zum Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2003 tätig blieb.
Professor Sautter zählte zu den führenden Vertretern des Fachs Nordamerikanische Geschichte in Deutschland und war Autor eines in zahlreichen Auflagen erschienenen Standardwerks zur "Geschichte der USA." In zwei weiteren jüngeren Monographien hat er sich mit der Geschichte des Bürgerkrieges in Amerika sowie der Sklaverei befasst.
Zeitlebens legte Sautter Wert darauf, der Geschichte Kanadas die ihr gebührende Aufmerksamkeit zu schenken. Bereits 1972 erschien eine Gesamtdarstellung zur kanadischen Geschichte. In "Als die Franzosen Amerika entdeckten" beschrieb er 2012 die Besiedlung des nordamerikanischen Kontinents nicht aus der dem deutschen Leser wohl vertrauten britischen Perspektive, sondern aus französischer Sicht.
Damit setzte er einen innovativen Kontrapunkt zu einer amerikanischen Geschichtsschreibung, die das Entstehen der USA als gleichsam logische Konsequenz der britischen Besiedlung ansieht. Sautter argumentiert, dass es in der Geschichte immer Alternativen gibt. Auch ein französischsprachiges Nordamerika wäre möglich gewesen, wenn Siedlerströme, Handelswege und Kriege nur ein wenig anders verlaufen wären.
Im Jahr 2015 legte Sautter eine ins Deutsche übersetzte und ausführlich kommentierte Beschreibung des französischen Seefahrers Jacques Cartier über seine Reisen nach Kanada in den Jahren 1535 bis 1540 vor. In seinem Bericht über die erste Reise beschreibt Cartier seine Ankunft in Kanada und betont, dass die Bäume wunderschön seien und dufteten. "Die Stellen, wo es keinen Wald gibt, sind sehr schön und voller Erbsen, roter und weißer Johannisbeersträucher, Erdbeeren, Himbeeren und wilden Korns, das dem Roggen ähnelt. Es ist ein Landstrich mit bestmöglichen Temperaturen und viel Wärme." Genau so hat vermutlich auch Udo Sautter sein geliebtes Kanada gesehen.
Professor Sautter hat bis in die jüngste Vergangenheit Lehrveranstaltungen angeboten und als Gesprächspartner für Examenskandidaten zur Verfügung gestanden. Auch dafür gebührt ihm der Dank des Fachbereichs Geschichtswissenschaft. Wir werden das Andenken an einen hervorragenden Wissenschaftler, erfolgreichen akademischen Lehrer und freundlichen Kollegen in Ehren bewahren.