Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 3/2020: Forschung

Exzellenzstrategie: Ein Bewusstsein für globale Zusammenhänge schaffen

Auch der Wissenstransfer in Gesellschaft und Wirtschaft sowie der Ausbau des gesellschaftlichen Engagements der Wissenschaft werden an der Universität Tübingen verstärkt in den Fokus gerückt

Fast auf den Tag genau vor einem Jahr – am 19. Juli 2019 – wurde die gute Nachricht vom Wissenschaftsrat in Bonn verkündet: Die Universität Tübingen ist auch weiterhin eine der deutschen Exzellenzuniversitäten und erhält damit bis zunächst 2025 jährlich mehrere Millionen Euro zur Förderung ihrer Spitzenforschung. 

Bereits 2012 war die Universität im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder erfolgreich: Für die Umsetzung ihres Zukunftskonzepts „Research – Relevance – Responsibility“, mit dem sich die Universität Tübingen 2012 beworben hatte, erhielt sie bis 2019 jährlich rund 11,5 Millionen Euro. Für die kommenden Jahre werden nun jährlich rund 14,25 Millionen Euro bereitgestellt.

Auch wenn die Universität ihrem Motto „Research – Relevance – Responsibility“ treu bleibt, hat sie sich ehrgeizige neue Ziele gesteckt, die mit dem Zusatz „Open to New Challenges and a Global Scope of Action“ umschrieben werden. In den kommenden Jahren sollen vor allem der Wissenstransfer in Gesellschaft und Wirtschaft, die Schaffung eines Bewusstseins für globale Zusammenhänge und der Ausbau des gesellschaftlichen Engagements der Wissenschaft in den Fokus gerückt werden. Zusätzlich werden etablierte und erfolgreiche Maßnahmen und Strukturen aus dem Zukunftskonzept weitergeführt.

Eine dieser etablierten Strukturen bilden die Core Facilities der Universität, die im Rahmen der Exzellenzinitiative eingerichtet wurden: Sie stellen den Forscherinnen und Forschern verschiedener Fachrichtungen eine technische Infrastruktur der Spitzenklasse sowie exzellente Dienstleistungen zur Verfügung. Im Rahmen der neuen Förderung durch Mittel der Exzellenzstrategie hat die Universität Tübingen zwei neue Core Facilities eingerichtet, die in den nächsten Jahren weiterentwickelt und ausgebaut werden sollen: das Zentrum für empirische Methoden in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sowie die Tübingen Structural Microscopy (TSM) im Bereich Geowissenschaften. Beide ergänzen die Angebote und Services der bereits vorhandenen drei Core Facilities QBiC (Biologie), LISA+ (Physik/Chemie) und das eScience Center (Geistes- und Sozialwissenschaften). 

Auch bei den Forschungsplattformen, die als interdisziplinäre Netzwerke verschiedene Fachbereiche miteinander verbinden, gibt es eine Veränderung: Die geistes- und sozialwissenschaftliche Plattform 4 erhält eine inhaltliche Neuausrichtung. Der ehemals unter dem Motto „Bildung – Gesellschaft – Normen – Ethische Reflexion“ stehende Verbund wird sich zukünftig auf „globale Handlungsräume“ konzentrieren, ganz gemäß der neuen Zielsetzung der Exzellenzuniversität. Aufbauend auf der bereits etablierten Zusammenarbeit bringt die Plattform Forscherinnen und Forscher verschiedener Disziplinen zusammen. Unter dem Titel „Global Encounters" werden sie die sozialen und kulturellen Auswirkungen von transnationaler Mobilität und Kommunikation untersuchen. Damit ergänzen sie die drei weiteren Plattformen der Bereiche Personalisierte Medizin (Plattform 1), Medizintechnik (Plattform 2) sowie Umweltsysteme (Plattform 3). Sie vernetzen in den Natur- und Lebenswissenschaften die Grundlagen- mit der anwendungsorientierten Forschung.

Eine Stärkung der Netzwerkaktivitäten des Forschungsstandorts Tübingen soll unter anderem durch gemeinsame Nachwuchsgruppen mit der Universität Stuttgart erreicht werden. Auf diese Weise erweitert die Universität Tübingen schon bestehende Verbindungen aus der Cyber Valley-Initiative. 

Auch die Lehre wird in der Exzellenzstrategie nicht zu kurz kommen: So ist ein neuartiges Lehrformat mit dem Titel „Global Awareness Education Program“ geplant, das fächerübergreifend, digital und interaktiv Lehrinhalte aus verschiedenen Bereichen anbieten soll. Leitthema wird dabei der Überbegriff „Global Awareness“ sein, der die Studierenden auf globale Problematiken aufmerksam machen und frühzeitig ein entsprechendes Bewusstsein schaffen soll.

In puncto Kommunikation wird die Universität Tübingen verstärkt den Austausch mit der Öffentlichkeit suchen und mithilfe eines neuen, durch Exzellenzmittel finanzierten Kommunikationskonzepts die Wissenschaft noch stärker aus dem oft zitierten Elfenbeinturm holen. Forschungsergebnisse sollen für alle verständlich aufbereitet werden, um wissenschaftliche Erkenntnisse und deren Relevanz für die ganze Gesellschaft zugänglich und greifbar zu machen.

Raphael Reichel und Jennifer Koritko