vor wenigen Jahren hat eine Kommission im Auftrag der Landesrektorenkonferenz die bauliche Situation der neun baden-württembergischen Universitäten untersucht. Eines der Ergebnisse war, dass der Sanierungs- und Modernisierungsbedarf an der Universität Tübingen sich auf die gewaltige Summe von 1,1 Milliarden Euro beläuft. Die Tatsache, dass Beschäftigte und Studierende immer wieder die Frage aufwerfen, wie der teils beklagenswerte Zustand unserer Gebäude mit dem Exzellenzstatus zusammenpasst, hat hier seine Ursache. Nach meiner Erfahrung hilft es in der Situation oft wenig, darauf zu verweisen, dass in der Exzellenzstrategie primär die Leistungen unserer Forscherinnen und Forscher zählen.
Helle, saubere und hervorragend ausgestattete Gebäude sind eine Voraussetzung dafür, dass Spitzenleistungen in Forschung und Lehre erbracht werden. Und sie sind eine wesentliche Grundlage dafür, dass sich Beschäftigte und Studierende an der Universität Tübingen wohl fühlen. Dass es hier vielerorts Mängel gibt, ist dem Rektorat mehr als bewusst. Angesichts der Größe der Herausforderung kann und darf allerdings auch der Hinweis nicht unterbleiben, dass wir einer Lösung nur schrittweise näherkommen können.
In den vergangenen Jahren sind die Bauinvestitionen des Landes Baden-Württemberg – teilweise unterstützt durch Bundesmittel – am Standort Tübingen stark gewachsen. Deutlich sichtbar sind die Veränderungen vor allem auf dem Campus Morgenstelle, wo 2020 die Neubauten des Geo- und Umweltforschungszentrums sowie des Interfakultären Instituts für Biochemie an die Nutzerinnen und Nutzer übergeben wurden. Voraussichtlich Ende dieses Jahres wird das zur Hälfte mit Bundesmitteln finanzierte M3-Forschungsgebäude an der Schnarrenbergstraße fertig gestellt. Hier werden den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich mit den Zusammenhängen zwischen Metabolom, Mikrobiom und der Entstehung von Malignomen befassen, künftig mehr als 4.000 Quadratmeter hochmoderner Forschungsflächen zur Verfügung stehen.
Für 2023 erwarten wir die Fertigstellung des Neubaus für das Zentrum für Islamische Theologie sowie den Abschluss der Sanierung der Alten Augenklinik. Das Klinikgebäude aus dem Jahre 1909 wird aufwändig modernisiert sowie um einen Anbau erweitert, der Seminarräume, Lese- und Arbeitsplätze sowie eine Bibliothek aufnehmen wird. Dieser Komplex eröffnet uns die Chance, die bislang auf eine Vielzahl von Standorten verteilten Asien- und Orientwissenschaften künftig an einem Ort zu versammeln und so neue Möglichkeiten des Austauschs und der intensivierten wissenschaftlichen Kooperation zu schaffen.
Die nächsten Bau- und Sanierungsprojekte wurden bereits begonnen, sind in der Planung oder in der Vorbereitung sehr weit fortgeschritten. So wurde vor wenigen Wochen mit dem ersten Bauabschnitt des Cyber Valley Komplexes begonnen. Für diesen aus drei Gebäuden bestehenden Komplex, in dem ein Großteil der rasant wachsenden Einrichtungen zur Erforschung der Künstlichen Intelligenz untergebracht werden sollen, hatte das Land Baden-Württemberg Ende 2021 insgesamt 180 Millionen Euro zugesagt.
Alles in allem steht zu erwarten, dass bis zur Mitte des laufenden Jahrzehnts mehr als 300 Millionen Euro in Gebäude der Universität fließen werden. Bis zum Ende der 2020er Jahre werden es voraussichtlich mehr als 700 Millionen Euro sein. Dies ist eine gewaltige Summe und doch bleibt eine Lücke zum eingangs beschriebenen Sanierungs- und Modernisierungsbedarf. Nicht alle Gebäude werden daher bis zum Ende dieses Jahrzehnts in einem perfekten Zustand sein. Angesichts seiner Ausmaße ist diese Aufgabe nur in einem Lang-streckenlauf zu bewältigen.
Viel Vergnügen bei der Lektüre des Newsletters wünscht Ihnen
Ihr
Professor Dr. Bernd Engler, Rektor