Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 4/2024: Leute

Bedeutender pharmazeutischer Hochschullehrer, herausragender Wissenschaftler und Mentor

Zum Tode von Professor Dr. rer. nat. Dr. h.c. Hermann J. Roth ein Nachruf von Christa Müller und Dieter Steinhilber

Mit großer Trauer nehmen wir, seine zahlreichen Schülerinnen und Schüler und das Pharmazeutische Institut der Universität Tübingen Abschied von unserem akademischen Lehrer Professor Dr. Dr. h.c. Hermann J. Roth, einem bedeutenden pharmazeutischen Hochschullehrer und herausragenden Wissenschaftler, der von 1983 bis 1994 an der Universität Tübingen lehrte und forschte. Er ist am 16. Juli 2024 im Alter von 95 Jahren nach einem reichen Leben – und dennoch unerwartet – verstorben. 

Professor Roth, geboren 1929 in Eisenberg/Pfalz, widmete sein berufliches Leben der Pharmazie und den pharmazeutisch-chemischen Wissenschaften. Nach dem Studium der Pharmazie an den Universitäten Mainz und Würzburg begann er eine beeindruckende akademische Laufbahn. Nach der Promotion (1956) habilitierte er sich 1961 – und bereits 1966, im Alter von nur 36 Jahren, erfolgte die Ernennung zum Ordinarius für Pharmazie und zum Direktor des Pharmazeutischen Institutes der Universität Bonn. Im Jahr 1983 wechselte er auf den Lehrstuhl für Pharmazeutische Chemie der Universität Tübingen, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1994 tätig war. Er prägte die Pharmazeutische Chemie durch seine vielfältigen, kreativen und innovativen Forschungsaktivitäten, Vortrags- und Lehrtätigkeiten. Mit zahlreichen wissenschaftlichen Artikeln und einer beeindruckenden Anzahl an Büchern, darunter das Standardwerk "Lehrbuch der Pharmazeutischen Chemie", setzte er Maßstäbe in der pharmazeutischen Forschung und Ausbildung. Roth wurden zahlreiche Ehrungen zuteil, u.a. erhielt er das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, die Karl-Mannich-Medaille der DPhG, das Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold, die Ehrendoktorwürde der Universität Puebla (Mexiko) und die Caspar-Borner-Medaille der Universität Leipzig. 

Auch nach seiner Emeritierung blieb der Universalist Roth weiterhin aktiv. Die Lust am Schreiben und die Liebe zur Sprache, seine künstlerische und handwerkliche Begabung, die Freude an verschiedensten Techniken, seine Aufgeschlossenheit für Neues und nicht zuletzt seine unerschöpfliche Energie und sein Fleiß führten ihn zu einer Vielfalt und Vielzahl von Kunstwerken, Assays und Büchern. Als Lehrer und Mentor hinterließ Prof. Dr. Roth einen bleibenden Eindruck bei Studierenden sowie bei Kolleginnen und Kollegen. Mit größtem Engagement formte und förderte er neue Generationen von Pharmazeutinnen und Pharmazeuten, nicht nur in Deutschland. So engagierte er sich intensiv beim Aufbau der Pharmazie in Puebla, Mexiko, und lernte dafür im fortgeschrittenen Alter noch Spanisch.

Privat war Roth ein Genießer und Ästhet. Als Gourmet kochte er gern selbst und liebte als Pfälzer den Wein, aber auch die französische Küche. Die Musik hat ihn bis zum Schluss begleitet, nicht nur passiv, er spielte fast täglich auch selbst Klavier. 

Professor Dr. Hermann J. Roth wird nicht nur als herausragender Wissenschaftler, sondern auch als Mensch in Erinnerung bleiben. Seine Kollegialität, sein Humor, seine Integrität, Großzügigkeit und Ausgewogenheit machten ihn zu einer hochgeschätzten Persönlichkeit. Seine wissenschaftlichen Beiträge, sein Einsatz für die Pharmazie und seine überragenden Beiträge als Hochschullehrer werden als dauerhaftes Vermächtnis bestehen bleiben.

In tiefer Dankbarkeit und mit größtem Respekt nehmen wir Abschied von Prof. Dr. Dr. Hermann J. Roth. Unser Mitgefühl gilt seiner Frau Sigrid, die ihm bis zuletzt eine große Stütze war, sowie seinen drei Kindern, fünf Enkeln und seinem Urenkel. Sein herausragendes Lebenswerk und seine einzigartige Persönlichkeit werden uns stets in bester Erinnerung bleiben.