Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 4/2025: Uni intern

15 Jahre Welcome Center

Services für 7.300 Forschende aus 133 Nationen

Seit 2010 berät das Team des Welcome Centers der Universität Tübingen internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die zu Forschungsaufenthalten für unterschiedliche Zeiträume nach Tübingen kommen. Neben organisatorischen Fragestellungen, etwa zur Visumsbeschaffung und Krankenversicherung, unterstützt das Welcome Center auch bei persönlichen Krisenlagen und hilft über sein langjährig aufgebautes Netzwerk mit pragmatischen Lösungen. 

„Als Welcome Center bieten wir Beratung zu allen Themen an, die bei internationalen Forschenden der Universität Tübingen auftreten können. Alle bekommen von uns beispielsweise kurz vor der Ankunft in Tübingen eine Arrival-E-Mail, in der genau beschrieben wird, welche organisatorischen Schritte sie als erstes machen müssen“, erklärt Kirsten Sonnenschein, die das Welcome Center seit seiner Gründung 2010 leitet. Zentral ist in der Beratung immer die Suche nach Wohnraum. Möglichkeiten hierzu bieten die Gästehäuser der Universität und das sogenannte Dozentenwohnheim, die vom Welcome Center betreut werden. Darüber hinaus können Privatvermieter über das Welcome Center Zimmer und Wohnungen anbieten. „Da unsere eigenen Unterbringungsmöglichkeiten begrenzt sind und der Bedarf steigt, freuen wir uns, wenn sich Menschen aus Tübingen bei uns melden, die Wohnraum an internationale Forschende vermieten möchten“, meint Kirsten Sonnenschein.

Auch aufenthaltsrechtliche Fragen zur Visumsbeschaffung oder zur Krankenversicherung spielen in der Beratung des Welcome Centers eine wichtige Rolle. Über die Graduiertenakademie bietet das Team eine Veranstaltung „Do’s and Dont’s in German Academia“ an. „Bei dieser Veranstaltung geht es um interkulturelle Feinheiten, damit unsere Gäste ein bisschen besser darauf vorbereitet sind, was sie hier im Umgang miteinander erwartet. Die deutsche Direktheit ist manchmal nicht einfach“, schmunzelt Sonnenschein. 

Umfassende Betreuung auch bei Krankheitsfällen

In Ausnahmefällen unterstützt das Team des Welcome Centers auch bei Krankheitsfällen der Forschenden selbst oder von deren Familienmitgliedern. Hier entsteht dann oft eine sehr enge Begleitung. Beispielsweise wenn es darum geht, zum Oberschulamt oder zum Gesundheitsamt weiterzuvermitteln und nach Betreuungsmöglichkeiten für schwerbehinderte Kinder zu suchen. In schweren Fällen gehen die Teammitglieder auch selbst mit zu Gesprächsterminen mit Behörden. 

„Wir hatten beispielsweise einen Fall, in dem der Arbeitsvertrag einer Wissenschaftlerin ausgelaufen ist, sie wollte nach Hause zurückkehren. Wegen Schwangerschaftskomplikationen war sie aber nicht reisefähig. Ohne Arbeitsvertrag hatte sie keine Krankenversicherung mehr und die Wohnung war schon gekündigt. Das sind menschliche Grenzgebiete, die für uns allein nicht lösbar sind und bei denen wir auf ein gutes Netzwerk angewiesen sind, um helfen zu können“, erläutert Kirsten Sonnenschein. 

Sonnenschein betreut selbst auch Forschende, die aus ihren Heimatländern geflohen sind. Das Welcome Center ist aktiv im Rahmen von Scholars At Risk und der Philipp Schwartz-Initiative, also Netzwerken, die sich speziell für geflüchtete Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einsetzen. „Manche Themen beschäftigen einen mental auch noch zu Hause nach Feierabend. Wenn es um Menschen und deren existenzielle Probleme geht, sind wir als Welcome Center einfach sehr nah dran“.

Zentrale Gästebetreuung für einheitlichere Services

Eines der Ziele bei der Gründung des Welcome Centers war der Wunsch des damaligen Rektorats, einen besseren Überblick darüber zu bekommen, welche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aktuell zu Gast sind, weswegen eine zentrale Servicestelle eingerichtet werden sollte. 

Vor der Gründung des Welcome Centers war die Gästebetreuung an der Universität Tübingen dezentral organisiert. Der Umfang an Services, die die Institute ihren Gastforschenden anbieten konnten, war sehr unterschiedlich. Das sollte eine zentrale Stelle vereinheitlichen und so auch die Sekretariate der Institute entlasten. „In einer zentralen Anlaufstelle lässt sich das Wissen darüber besser sammeln, welche Schritte nötig sind, damit die internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Tübingen richtig ankommen können. Von ausländer- oder krankenversicherungsrechtlichen Themen hängt viel ab. Das mussten wir uns im Welcome Center am Anfang alles selbst erarbeiten, können das aber nun durch unsere Erfahrung und unser Wissen schnell abrufen“, meint Kirsten Sonnenschein. 

Eine weitere Intention bei der Gründung des Welcome Centers war auch, dass die Gäste möglichst schnell forschen können und nicht wochenlang mit Behördenbesuchen beschäftigt sein sollten. Der Bedarf an den Beratungsservices stieg schnell. Zu Beginn hatte das Welcome Center noch 24 Anmeldungen, aber schon ein Jahr später waren es 144. 2022 gab es mit 894 die bislang höchste Anmeldezahl. „Insgesamt haben wir bis heute rund 7.300 Forschende aus 133 Nationen beraten und insgesamt rund 28.000 Servicedienste geleistet“, so Sonnenschein. Die hohe Zahl beruht darauf, dass in Tübingen Promovierende, Postdocs und auch Professorinnen und Professoren zum Klientel des Welcome Centers gehören. Die Aufenthaltsdauer ist dabei sehr unterschiedlich und reicht von zwei Wochen bis zu fünf Jahren. 

Starke Unterstützung durch die Universitätsleitung

„Ich bin froh, dass wir in Tübingen mit dem Welcome Center so gut aufgestellt sind und dass das Rektorat der Universität Tübingen den Betrieb der Einrichtung seit der Gründung so engagiert unterstützt. Ein Welcome Center für internationale Forschende haben in Deutschland fast alle Hochschulen aufgebaut, aber so breit aufgestellt sind sie an anderen Universitäten nicht oft“, sagt Kirsten Sonnenschein.

Johannes Baral

Das Welcome Center der Universität Tübingen stellt gemeinsam mit den Max-Planck-Instituten, dem Universitätsklinikum bzw. der Medizinischen Fakultät und dem Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM) Informationen im Tübingen Research Campus  zur Verfügung. Die Plattform bündelt alle wichtigen Informationen und Kontakte, die die internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Tübinger Forschungseinrichtungen gleichermaßen brauchen.