Uni-Tübingen

Dr. Julia Dietrich

Philosophie/Ethik, Angewandte Philosophie

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julia.dietrich[at]uni-tuebingen.de

Wilhelmstraße 19

72074 Tübingen

Tel.: +49 7071 297 7987

 

Zum GRK Ambiguität

Aus der Perspektive von Julia Dietrich ist Ambiguität und ihre Erforschung auf verschiedenen Ebenen mit ethischen Fragen verbunden: So können etwa die untersuchten Textkorpora selbst normativ sein oder in einem normativen Zusammenhang stehen. Noch grundlegender aber stellen Sprachhandlungen als solche, nämlich als Handlungen, Gegenstände einer möglichen Bewertung dar, so dass auch die Produktion und Rezeption von Ambiguität implizit oder explizit mit Bewertungen verbunden sein kann. Ambiguität hat damit u. U. nicht nur eine literatur- und sprachtheoretische, sondern auch eine gesellschaftliche Relevanz. Die Frage nach dem Verhältnis zwischen Ambiguität und Ethik muss aber auch umgekehrt gestellt werden: Wie verhält sich Ethik zu Ambiguität? Was bedeutet es für das Verständnis ethischer Urteilsbildung, dass diese zumeist sprachlich verfasst ist und somit vielfältigen Formen der Ambiguität Rechnung tragen muss? Dass Strukturelemente einer zunächst ergebnisoffenen ethischen Argumentation in die literaturwissenschaftliche Analyse einbezogen und mehrdeutige Textphänomene auf diese Weise in einen sprachpragmatisch eindeutigen Zusammenhang gebracht werden können, hat Julia Dietrich in gemeinsamen Lehrveranstaltungen und Publikationen mit Angelika Zirker gezeigt. Vor diesem Hintergrund hat sie insbesondere an der Planung des Qualifizierungskonzepts des GRK mitgewirkt (z. B. Graduiertentag zum Thema „Ambiguität und Ethik“, Medien-Workshop, forschungsethische Fortbildung).

 

Biographie

Nach dem Studium der Philosophie, Neueren Deutschen Literaturwissenschaft und Politikwissenschaft in Bonn und München war Julia Dietrich DFG-Stipendiatin im Graduiertenkolleg 'Ethik in den Wissenschaften' am Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW) der Eberhard Karls Universität Tübingen. Aus ihrer anschließenden Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin am IZEW entstand der Arbeitsbereich Ethik und Bildung, den sie seit 2000 leitet. Sie promovierte 2008 an der Technischen Universität Dresden zur Theorie ethischer Urteilsbildung und Grundbildung, die sie derzeit mit Hilfe sowohl körpertheoretischer als auch rhetorischer Zugänge weiterentwickelt.

 

Forschung

Als Leiterin des Arbeitsbereichs Ethik und Bildung am IZEW hat Julia Dietrich eine Vielzahl von Drittmittelprojekten initiiert, beantragt und geleitet. Die aktuellen Projekte thematisieren aktuelle bio- und medizinethische Fragen sowie die Vermittlung ethischer Kompetenz in Schule, Hochschule und öffentlichem Diskurs. Die Forschungsschwerpunkte von Julia Dietrich liegen auf den Methoden des Philosophierens und der ethischen Urteilsbildung bzw. der Argumentationstheorie, der Philosophie- und Ethikdidaktik einschließlich der empirischen Unterrichtsforschung sowie auf ethischen Fragen des Umgangs mit Körperlichkeit und Schmerz. Derzeit fokussiert sie die Forschungsfrage, wie sich die (zumeist als sprachlich verfasst gedachte) ethische Urteilsbildung mit körpertheoretischen Fragestellungen verbinden lässt.

 

Lehre

Die Lehrveranstaltungen von Julia Dietrich setzen zum einen ihre Konzeption einer fächerunabhängigen bzw. fächerübergreifenden ethischen Grundbildung um und richten sich an Lehramtsstudierende aller Fächer, die das Ethisch-Philosophische Grundlagenstudium (EPG) im Rahmen der Lehramtsstudiengänge Baden-Württembergs absolvieren. Julia Dietrich war maßgeblich an der Konzeption und Einführung des EPG beteiligt und ist zusammen mit Uta Müller für die Koordination des EPG an der Universität Tübingen zuständig. Zum anderen erwachsen die Lehrveranstaltungen aus den aktuellen Forschungsprojekten am Arbeitsbereich Ethik und Bildung und thematisieren z. B. das Verhältnis von Ethik und Anthropologie, ethische Fragen des Umgangs mit dem Körper oder aktuelle Ansätze der Modellierung ethischer Kompetenz. Eine Übersicht zu aktuellen Lehrveranstaltungen finden Sie hier.

 

Weitere Aktivitäten

Julia Dietrich war von 2005-2007 Mitglied der Fachgruppe Religion/Ethik im Projekt der Kultusministerkonferenz (KMK) und des Ministeriums für Zusammenarbeit (BMZ) zur Förderung entwicklungspolitischer Bildung an Schulen / „Globale Entwicklung“ im Rahmen einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung (Erstellung eines Referenzcurriculums). Sie ist ständige Mitarbeiterin der Zeitschrift für Didaktik der Philosophie und Ethik (ZDPE) und Mitglied im Fachforum für Didaktik der Philosophie und Ethik sowie in der Akademie für Ethik in der Medizin e.V. (AEM).

 

Publikationen zum Thema »Ambiguität«

  • Dietrich, Julia; Angelika Zirker (2012). „Noch nie war das Böse so clever: Iagos Soliloquien in Shakespeares Othello aus literaturwissenschaftlicher und ethischer Perspektive.“ Noch nie war das Böse so gut: Die Aktualität einer alten Differenz. Hgg. Franz Fromholzer, Michael Preis & Bettina Wisiorek. Heidelberg: Winter. 197-218.
  • Dietrich, Julia (2008). „Ungewissheit in der ethischen Urteilsbildung: Ein Überblick.“ Negativität und Orientierung. Hgg. Andreas Benk & Philipp Thomas. Würzburg: Königshausen und Neumann. 65-77.

 

Weitere Publikationen

Eine Liste der Publikationen findet sich hier.