Anschrift Büro | Evangelisch-theologische Fakultät |
10/2005 – 6/2012 | Studium der Evangelischen Theologie an den Universitäten Tübingen, Zürich und Jena |
11/2009 – 6/2012 | Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes |
6/2012 | Kirchliches Examen der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers (zugleich Diplom) |
seit 10/2012 | Promotion im Fach Kirchengeschichte, Doktorvater: Prof. Dr. Volker Leppin |
1/2006 – 8/2008 | studentische Hilfskraft an der Forschungsstelle Luther-Register (Institut für Spätmittelalter und Reformation, Prof. Dr. Ulrich Köpf) |
4/2008 – 7/2008 | Leitung des Tutoriums zur Vorlesung „Theologie des Alten Testaments“ (Lehrstuhl Prof. Dr. Bernd Janowski) |
10/2010 – 6/2012 | studentische Hilfskraft beim Projekt: Neuedition der Confessio Augustana (Institut für Spätmittelalter und Reformation, Prof. Dr. Volker Leppin) |
7/2012 – 8/2012 | Praktikum in der Bayerischen Staatsbibliothek München, Abteilung Handschriften und Alte Drucke Schwerpunkt: Mitarbeit am Verzeichnis der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 16. Jahrhunderts (VD 16) |
9/2012 – 3/2014 | wissenschaftliche Hilfskraft beim Projekt: Neuedition der Confessio Augustana (s.o.) |
4/2014 - 3/2017 | Kollegiatin im DFG-Graduiertenkolleg 1662 „Religiöses Wissen im vormodernen Europa“ an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen |
seit 4/2017 | Forschungsstipendium am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte, Mainz |
Der Zweite Abendmahlsstreit (1552–1558/59) war ein Schlüsselereignis für die Abgrenzung von lutherischer und reformierter Konfession. Die bisher maßgeblichen Darstellungen dieser Debatte sind jedoch über hundert Jahre alt und stark vom theologischen Standpunkt der Autoren beeinflusst. Ziel des Dissertationsprojektes ist es daher, den Streit im Horizont aktueller Forschungsansätze zur Konfessionsbildung zu untersuchen und möglichst differenziert zu bestimmen, wie die hier geführte Kontroverse über religiöses Wissen zur Entwicklung konfessioneller Identitäten beitrug.
Dabei zeigt sich der Streit als Konflikt verschiedener evangelischer Identitätsvorstellungen in einer konfessionell nicht abschließend geklärten Situation: Die verschiedenen Zentren der Reformation (von Wittenberg über Straßburg und Genf bis nach Zürich) hatten ein breites Spektrum von Konzeptionen theologischen Wissens und evangelischer Identität entwickelt, deren Vereinbarkeit strittig war und deren normative Ansprüche in Konkurrenz zueinander standen. Als dann zu Beginn der 1550er Jahre Theologen wie Calvin und Vermigli neue Konzepte zur Vereinigung aller reformatorischen Richtungen entwickelten und damit auf europäischer Ebene zunehmend Einfluss gewannen, reagierten der Hamburger Pastor Joachim Westphal und weitere städtische Theologen mit Streitschriften, in denen sie die Einigungskonzepte verketzerten und ihrerseits versuchten, dieses Urteil als kirchlich und politisch normativ durchzusetzen. Die folgende Kontroverse verhandelte neben dem Abendmahl auch andere reformatorisch identitätsstiftende Aspekte (Liturgie, Bilderfrage) und bezog fast alle wichtigen evangelischen Theologen der Zeit ein, bis sie 1558/59 mit abschließenden Stellungnahmen Westphals und Bezas endete.
Der Streit führte einerseits zur Transformation evangelischer Wissenskonzepte in Richtung abgegrenzter konfessioneller Identitäten: Durch die Kontroverse klärten sich die Standpunkte; spätestens mit dem Wormser Religionsgespräch von 1557 mussten alle Beteiligten einsehen, dass ihr Modell nicht gesamtevangelisch normativ durchzusetzen war. In der Folge kam es neben theologischen Abgrenzungen auch zu Ausweisungen, etwa in Frankfurt und Bremen. Andererseits waren damit keineswegs alle konfessionellen Fragen geklärt: Nach wie vor gab es mehr als zwei evangelische Wissens- und Identitätskonzepte; die Debatte verlagerte sich auf innerwittenbergische und christologische Auseinandersetzungen.