Uni-Tübingen

Dr. Beatrice von Lüpke

Postdoc

Akademischer Werdegang

Seit April 2016
Postdoc im Graduiertenkolleg 1662 "Religiöses Wissen im vormodernen Europa (800–1800)"

an der Universität Tübingen

Oktober 2015
Promotion an der Universität Tübingen

Thema der Dissertation "Nürnberger Fastnachtspiele und städtischer Ordnungsdiskurs"

August 2011– März 2016
Wissenschaftliche Mitarbeiterin im SFB 923 "Bedrohte Ordnungen"

an der Universität Tübingen

2009–2010
Studium an der Università degli Studi di Roma "La Sapienza"
2006–2011
Studium der Fächer Deutsch und Latein

an der Universität Tübingen

2004–2011
Studium der Fächer Neuere Deutsche Literatur, BWL und Rhetorik

an der Universität Tübingen; Abschluss: Magister Artium

Forschungsvorhaben:

"Mythopoetische Transformationen religiösen Wissens: Die apokryphe Adam-und-Eva-Tradition"

Adam und Eva gelten im Christentum, wie auch im Judentum und im Islam, als das erste Menschenpaar. Die Erzählungen der Genesis (Gen 2f.), die von ihrer Erschaffung und von ihrem Sündenfall handeln, sind immer wieder als Autorität für zentrale Fragen des Zusammenlebens und der Verfasstheit des Menschen herangezogen worden und gelten auch heute noch als mächtiges und bekanntes Denkmotiv. Weniger bekannt ist hingegen die Tatsache, dass neben den biblischen Erzählungen im Mittelalter eine überaus breite, in verschiedenen Sprachen und Erzählformen bezeugte apokryphe Adam-und-Eva-Tradition bestand. Diese Erzähltradition ist Gegenstand der Untersuchung: Zahlreiche Texte berichten vom Leben der beiden Protoplasten nach ihrer Vertreibung aus dem Paradies. Sie schildern, wie die Welt beschaffen ist, in die sie hinausgeworfen werden, und wie sie mit den Herausforderungen dieser Welt umgehen. Was in der Bibel nur angedeutet wird, wird vielfältig konkretisiert und illustriert, etwa im Blick auf Geburtshilfe und Techniken der Nahrungsbeschaffung. Beschrieben wird auch, wie sich das Wesen des Menschen durch den Sündenfall verwandelt und welche Auswirkungen diese Wandlung hat und wie Adam und Eva versuchen, das verlorene Paradies durch Bußleistungen zurückzugewinnen. Die Texte sind nicht allein Auslegung und Ergänzung zum biblischen Text, sondern treten vielmehr in eine produktive Spannung zu ihm: Zum einen erklären und legitimieren sie in Abhängigkeit von verschiedenen kulturellen Kontexten Gegebenheiten in der Welt, wobei sie auf transzendentes Wirken Bezug nehmen. In dieser Hinsicht sind sie literarische Ausgestaltung eines sich stets aktualisierenden religiösen Wissens. Zum anderen sind sie Ursprungserzählungen, die den Dualismus von Gut und Böse vergegenwärtigen. Diese Eigenschaften rechtfertigen es, sie als ‚mythische Erzählungen‘ zu bezeichnen, die auf immer wieder neue Weise vom Anfang menschlicher Kultur handeln. Sie lassen so auf eine ‚Arbeit am Mythos‘ schließen und sollen als mythopoetische Transformationen religiösen Wissens interpretiert werden.