Uni-Tübingen

Marion Darilek, M.A.

Assoziierte Kollegiatin

Anschrift:Universität Tübingen
Deutsches Seminar, Mediävistik
Wilhelmstraße 50
72074 Tübingen
E-mail:marion.darilek(at)uni-tuebingen.de

Akademischer Werdegang

10/2008 – 11/2014

Studium der Fächer Deutsch, Französisch und Geschichte auf Lehramt, Eberhard Karls Universität Tübingen

09/2009 - 03/2011

Mitglied des geisteswissenschaftlichen Kollegs „Kreation und Zerstörung“ der Studienstiftung des deutschen Volkes, AG Zäsuren und Zäsurerfahrung

11/2014

Erstes Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien in den Fächern Deutsch und Französisch (mit Auszeichnung)

10/2014 - 03/2015

Masterstudium Deutsche Literatur, Eberhard Karls Universität Tübingen

03/2015

Abschluss des Master-Studiengangs Deutsche Literatur an der Eberhard Karls Universität Tübingen

Berufliche Stationen

10/2011 – 03/2012

Fremdsprachenassistentin am Lycée et Collège Antoine de Saint Exupéry in Lyon über den Pädagogischen Austauschdienst

04/2012 – 03/2015

Studentische und ab 01/2015 wissenschaftliche Hilfskraft am romanischen Seminar der Universität Tübingen (Literaturwissenschaft, Dr. Max Grosse)

10/2012 – 03/2015

Tutorin in der französischen Literaturwissenschaft (Dr. Max Grosse) und der germanistischen Mediävistik (Prof. Dr. Klaus Ridder), Eberhard Karls Universität Tübingen

seit 03/2015

Assoziiertes Mitglied des Graduiertenkollegs 1662 „Religiöses Wissen im vormodernen Europa“ an der Eberhard Karls Universität Tübingen

seit 04/2015

Lehrbeauftragte am Deutschen Seminar der Eberhard Karls Universität Tübingen, Abteilung für Mediävistik

Stipendien

02/2009 - 03/2015

Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes

10/2015 - 12/2015

Promotionsstipendium durch die Landesgraduiertenförderung
Baden-Württemberg

seit 01/2016

Promotionsstipendium durch das evangelische Studienwerk Villigst e.V.

Lehrveranstaltungen

SoSe 2015

PS II Reinhart Fuchs
Lektüreübung Altfranzösisch für Germanisten

WiSe 2015/2016

Das Nibelungenlied – PS II mit theaterpädagogischem Workshop (Bericht zur Aufführung: http://www.kupferblau.de/2016/02/25/die-nibelungen-lebendiges-heldenepos-im-ltt/)
Lektüreübung Mittelfranzösisch für Germanisten

SoSe 2016

HS Körper und Körperbilder in der Literatur des Mittelalters (zusammen mit Prof. Dr. Annette Gerok-Reiter)
Lektüreübung Altfranzösisch für Germanisten
WiSe 2016/2017 PS II Tierepik – Reinhart Fuchs
SoSe 2017 PS II Herrschaft erzählen

Vorträge

03/2016 „Desintegrationsstrategien im Reinhart Fuchs.“ Projektvorstellung beim Workshop „Die Sicht des Tieres. Reflexionen von Tier-Mensch-Beziehungen in mittelalterlichen Texten“, Universität Kassel, LOEWE-Schwerpunkt „Tier – Mensch – Gesellschaft“, 3. bis 4. März 2016 (Organisation: Dr. Susanne Schul, Kassel; JProf. Dr. Julia Weitbrecht, Kiel).
05/2016 „Hohe Minne, Seelenwaage, Höllenfeuer. Zur Brunnenepisode im Reinhart Fuchs und im Roman de Renart.“ Vortrag im mediävistischen Oberseminar auf Einladung von Prof. Dr. Michael Waltenberger, Ludwig-Maximilians-Universität München, 24.5.2016.
09/2016 da man bi mag bilde / nemen vmme manige dinch: Zur Aufhebung moralischer, sozialer und narrativer Gewissheit im Reinhart Fuchs.“ Vortrag im Panel „... und die Moral von der Geschichtʼ ... narratio und moralisatio“ (Leitung: Dr. Christoph Schanze, Gießen; Dr. Björn Reich, Berlin) beim 25. Germanistentag 2016 in Bayreuth, 25. bis 28. September 2016. Behandelte Textstelle: Die Ameise im Reinhart Fuchs.
10/2016 „Zur Raumsemantik der Brunnenepisode im Reinhart Fuchs und im Roman de Renart.“ Vortrag bei der Jahrestagung des Graduiertenkollegs 1662 „Religiöses Wissen im vormodernen Europa“ (Tübingen) in Rom, 10. bis 15. Oktober 2016.
02/2017 „Grenzauflösungen im Bärenpelz.“ Kapitelvorstellung im Rahmen des CLAS-Kolloquiums im WiSe 2016/17, Universität Würzburg, 6. bis 7. Februar 2017 (Organisation: Prof. Dr. Roland Borgards, Esther Köhring, Frederike Middelhoff).
06/2017 „Gezeichnete Tiere. Transfers und Transformationen tierepischer Erzählmuster und Wissensbestände im Fuchscomic der Gegenwart.“ Vortrag beim Workshop „Tiere wissen – Tiere erzählen. Narrative Entwürfe von Animalität in Literatur und Kultur – Fiktionalität und Faktualität von Texten“, Tübingen, 23. und 24. Juni 2017.

Projekte und Workshops

WiSe 2015/2016 Das Nibelungenlied – Alte mæren neu erzählt. Studentisches Theaterprojekt. Aufführung im Saal des Landestheaters Tübingen am 23. Februar 2016 (Konzeption und Leitung zusammen mit Myriam Bittner, Silke von Fürich, Isabell Väth). Bericht zur Aufführung: www.kupferblau.de/2016/02/25/die-nibelungen-lebendiges-heldenepos-im-ltt/
06/2017 Interdisziplinärer Workshop „Tiere wissen – Tiere erzählen. Narrative Entwürfe von Animalität in Literatur und Kultur – Fiktionalität und Faktualität von Texten“, Tübingen, 23. und 24. Juni 2017 (zusammen mit PD Dr. Angelika Zirker)

Desintegrationsstrategien im Reinhart Fuchs

Der Reinhart Fuchs als ältestes deutschsprachiges Tierepos steht sowohl an der europäischen Schnitt­stelle von la­tei­nischer, französischer und deutscher Tradition als auch in einem span­nungs­reichen Ver­hältnis zu den Normen und Werten der höfischen Literatur und Kultur um 1200. Das Disser­ta­tions­vorhaben geht von der Annahme aus, dass der Reinhart Fuchs auf ganz unterschiedlichen Ebenen die Desintegration, d.h. den Zerfall von Ordnungen inszeniert. Hiervon betroffen sind Körper- und Herr­schafts­diskurse, religiöse und soziale Ordnungs­muster und Denk­formen, Sprachstrukturen sowie Konzepte der höfi­schen Literatur und Kultur. Die vielschichtigen Spiegelungen der diversen Ver­fahren der Desin­te­gration sind dabei bestimmend für die Gesamtkomposition des Werks.

Durch eine diffe­ren­zierte Analyse sollen a) die unterschiedlichen Ebenen und normativen Bezugsfelder der Desintegration sowie b) das komplexe Wechselspiel und die Spiegelungen der Zerfallsprozesse – auch mit vergleichendem Blick auf den Roman de Renart – in den verschiedenen Bereichen herausgearbeitet werden. Auf dieser Basis und ausgehend von einer Gesamtschau der Ebenen und Ver­fahren soll c) eine Gesamtdeutung des Reinhart Fuchs geleistet werden, die der Komplexität, Viel­schich­tigkeit und Ambivalenz dieses in der literarhistorischen Situation um 1200 so irritierenden Werks Rechnung trägt.

Das Konzept des religiösen Wissens wird für die Untersuchung zum einen in Hinblick auf die Auseinandersetzung mit Mönchtum, Jenseits- und Endzeitvorstellungen, Ritualen, Wunderglaube und Heiligenverehrung sowie Herrschaftskonzepten von Bedeutung sein. In heilsgeschichtlicher und anthropologischer Hinsicht relevant ist zum anderen der Aspekt der Grenzziehung zwischen Mensch und Tier verbunden mit der Gefahr der Vertierung, die im Tierepos durch die anthropomorphisierten tierischen Handlungsträger in besonderer Weise vor Augen gestellt wird. Zugleich handelt es sich bei dieser Grenzziehung um eine wichtige Schnittstelle von Heilsgeschichte, Herrschaftsdiskurs und höfischem Kulturprogramm. Hinsichtlich der intendierten Gesamtdeutung des Werks soll schließlich verbunden mit der Frage nach Ordnung(en) und ihrem Zerfall der Aspekt des Göttlichen und Teuflischen in den Blick genommen werden. Dabei wird auch das über die biblische sowie die Physiologus-Tradition vermittelte Wissen über die Natur der handelnden Tiere zu berücksichtigen sein.